Kämpferischer Kapitän.
KÄRNTNER DES TAGES. Michael Sollbauer (29) startete mit dem WAC nun in seine zehnte Saison. Er kennt alle Höhen und Tiefen.
Michael Sollbauer spielt seit zehn Jahren für den WAC – heute als Tabellenführer gegen Sturm.
WAC-Kapitän Michael Sollbauer feiert sein zehnjähriges Jubiläum im „Wolfsrudel“. Schon sehr früh machte er auf sein Talent aufmerksam – im Alter von zweieinhalb Jahren entfachte seine Leidenschaft zum runden Leder. Der Vater war Sektionsleiter bei Wietersdorf, der größere Bruder das Vorbild in Sachen Fußball. Mit vier absolvierte er seine allerersten Knirps-Turniere. „Etwas später spielten mein jüngerer Bruder und ich unter meinem größeren Bruder. Das war cool, da wir bis heute ein eingeschweißtes Trio sind“, erzählt Sollbauer. Die Verantwortlichen des LAZ in Klagenfurt wurden auf ihn aufmerksam. „Das war ein wichtiger Schritt, so eine Ausbildung genießen zu dürfen. Der Aufwand war riesig. Ich bin früh außer Haus, spät am Abend heim. Da gab es nur Schule und Training, aber es hat sich gelohnt.“
Weiter ging es zum Bundesnachwuchszentrum in Klagenfurt, wo er von der U15 bis zur U19 alle Jugendstationen durchlief. „Ich habe mit meinem Bruder in Klagenfurt eine WG gegründet, nach zwei Jahren zog er aus und ich war auf mich allein gestellt. Diese Phase hat mich immens geprägt. Ich bin schnell selbstständig geworden.“Es dauerte nicht lange und der Verteidiger wurde unter Coach Frenkie Schinkels zu den Profis der Austria Kärnten geholt. „Roman Stary war mein Trainer und er hat sich total für
mich eingesetzt. Zwei Saisonen, nachdem ich zum ersten Mal mittrainieren durfte, kam ich zum Einsatz. Das erste Spiel in der Startelf war gegen Salzburg unter Jozˇe Prelogar. Er hat uns Jungen immer wieder die Chance gegeben.“
Der nächste große Schritt folgte mit dem Wechsel zum WAC und dem damit verbundenen Aufstieg 2012 in die Bundesliga. „Das war einer der schönsten Momente und bleibt immer in Erinnerung. Wobei natürlich der heurige dritte Platz sensationell war. Die Europa League wird der Wahnsinn werden und ich bin froh, dabei zu sein.“
Das Thema Ausland spielte für den Klagenfurter keine wesentliche Rolle, da er sich beim WAC wohlfühlte. Da konnte er auch dem Ruf von Bjelica nach Italien widerstehen. Seinen persönlichen Tiefpunkt erlebte „Sole“, wie ihn Freunde und Kollegen nennen, in der Zeit von Heimo Pfeifenberger. „Ich wurde nicht mehr gebraucht. Das war hart, aber eine lehrreiche Zeit und ein wichtiger Lernprozess. Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, dass es passiert ist, weil man Dinge aus anderen Blickwinkeln sieht, da man kritischer hinterfragt.“
Sollbauer, dem eine Ähnlichkeit mit David Beckham nachgesagt wird, ist ein Kicker, der polarisiert. „Der Großteil denkt, dass ich arrogant rüberkomme, wobei es nicht so ist. Meine Freunde und Familie wissen, wie ich wirklich bin. Ich bin umgänglich, nicht kompliziert und für Spaß zu haben. Am Platz will ich gewinnen, da bleiben Wortgefechte nicht aus. Da spricht der Ehrgeiz aus mir.“
In Herzensangelegenheiten gab es für ihn seit der HAK nur eine Frau. „Vanessa und ich waren befreundet, bis sich mehr entwickelte und inzwischen sind wir verheiratet und haben einen Sohn.“Moritz ist mit seinen sieben Monaten eine Wasserratte und hat das Leben des Kickers umgekrempelt. „Von einer auf die andere Minute ist alles anders. Du hast Verantwortung, Sorgen und sehr schöne Momente. Er ist sehr brav, macht’s uns einfach, das hat er vom Papa. Ich hoffe nur, dass er meine Schusseligkeit nicht geerbt hat“, sagt er mit einem Grinsen.
Neben dem Fußball gehört seine zweite Leidenschaft den Tattoos. „Für mich ist es Leidenschaft sowie Glaube.“Ein Motiv war ihm besonders wichtig: „Mutter Maria auf meinem Oberarm.“Kurzschlusshandlung ausgeschlossen? „Alle waren durchdacht.“Das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht.