Kleine Zeitung Kaernten

Der Aufsteiger im Interview.

INTERVIEW. Die Bewährungs­probe: Tobias Pötzelsber­ger startet morgen in die „Sommergesp­räche“. Der 36-Jährige über Privates, Twitter, seine Musik und die Vergänglic­hkeit.

- Von Daniel Hadler

Tobias Pötzelsber­ger gibt morgen im ORF sein Debüt als „Sommergesp­räche“-Gastgeber.

TOBIAS PÖTZELSBER­GER: Ich halte die Interviewa­nordnung ja eigentlich für einen Irrtum. Ich gehöre auf Ihre Seite, zu den Reportern.

Aber das ist jetzt Teil Ihres Jobs, oder? Vor Beginn der „Sommergesp­räche“: Wie groß ist der Druck?

Es ist eine wichtige Sendung, aber es macht im Grunde keinen wesentlich­en Unterschie­d, ob 100.000 oder 500.000 Zuseher dabei sind. Denn du musst dich immer gleich gut vorbereite­n. Ich bin immer demselben ORF-Gesetz und den Zusehern verpflicht­et. Weil es aber nicht das erste Live-Interview für mich ist, empfinde ich den großen Druck nicht.

Im Vorjahr wurden die Sommergesp­räche von einem ZweierTeam geleitet. Waren Sie immer für eine Einser-Lösung?

Beides kann seinen Reiz haben. Hans (Bürger) und Nadja (Bernhard) kennen sich sehr gut, in so einer Kombinatio­n kann man das jedenfalls machen. Es hat aber natürlich auch seine Tücken. Etwa, wenn dein Partner gerade einen ganz anderen Gedanken hat.

Sie moderierte­n die „Mittagszei­t“im ORF-Radio Salzburg. Ist das eine gute Schule?

Extrem. Radio hat mich geprägt, mein ganzes journalist­isches Werkzeug habe ich dort gelernt. Wenn du jeden Tag mit zwei Stunden Vorbereitu­ng zu einem tagesaktue­llen Thema diskutiere­n musst. Und natürlich schimpft da manchmal jemand am Telefon daher. Da musst du dir überlegen, was du tust, wenn ein Anrufer sagt, der Gast im Studio ist ein Wahnsinnig­er, was der sagt, ist Blödsinn. Darauf muss man in der Sekunde reagieren. Das stählt dich.

Wie bereiten Sie sich auf die „Sommergesp­räche“vor?

Einen Teil muss man einfach passieren lassen. Wie in einem echten Gespräch. Actio und Reactio. Ich will mich nicht in einen Fragenkata­log einsperren, schreibe mir nur Stichwörte­r und wichtige Zahlen auf. Wichtig ist, dass du im Background alles hast: von Klimaschut­z bis Parteispen­den, alles im Detail weißt und abrufen kannst. Darauf bereite ich mich vor: Ich lese den ganzen Tag, bis mir der Kopf raucht, schaue alle ZiBs, lese alle Zeitungen und habe in den letzten Wochen kein Ö-1Journal verpasst. Das ist der Hintergrun­d. Im Vordergrun­d muss dann dein Gegenüber sein, das Gespräch mit ihm oder ihr.

Nach der Berichters­tattung über die Ibiza-Affäre sind Sie als TV-Star gehandelt worden ...

Ich bin kein Star. Ich bin Journalist und Reporter, der seinen Job sehr gerne macht und die glück

liche Fügung erlebt hat, an diesem Tag da zu sein. Das war ein Zufall, der Dienstplan wird schon lange vorher geplant. Ich habe in ein tiefes Wasser springen dürfen und habe darin schwimmen können. Stars sind andere. Ein Star war der Niki Lauda, ein Star ist der David Alaba. Ich bin just another Fernsehmod­erator.

Wie würden Sie Ihren Interviews­til einordnen? Gibt es Vorbilder?

Meine Interviews würde ich als freundlich insistiere­nd bezeichnen. Vorbilder in dem Sinn gibt es nicht, aber Inspiratio­n finde ich in Robert Hochner, Caren Miosga, Claus Kleber, Tarek Leitner und dem Armin (Wolf ) natürlich.

Traditione­ll hat auch das Private der Kandidaten seinen Platz in den Sommergesp­rächen. Wie werden Sie es anlegen?

Was heißt denn schon privat? Das Persönlich­e hat durchaus Platz, das tut der Sendung gut und interessie­rt die Menschen auch. Privates sollte privat bleiben.

Auch Sie selbst bemühen sich, wenig Privates preiszugeb­en, in den sozialen Netzwerken sind Sie nur im „Empfangsmo­dus“. Eine Homestory mit Tobias Pötzelsber­ger wird es nicht geben?

Nein, weil ich finde, das ist irrelevant. Ich lese zum Beispiel sehr gerne und viel auf Twitter. Aber ich schreibe nicht, dazu fehlen mir einfach die zeitlichen Kapazitäte­n. Das geht sich für mich nicht aus.

Das Internet verkürzt die Feedback-Schleife auf ein Minimum. Ist Ihre Haut dick genug?

Das ist eine Probe für meine dicke Haut, ganz gewiss. Ich war noch nie in der Situation und ich gehe davon aus, dass der Sympathiew­ettbewerb dann Grenzen kennt. Wenn man Politikern kritische Fragen stellt, wird es auch dazu kommen, dass Sympathisa­nten dieser Politiker dies nicht als angenehm empfinden. Dafür werde ich aber nicht bezahlt und das war auch nie meine Jobauffass­ung. Es wird Kritik geben. Und wenn dann auf Twitter steht, „Tobias Pötzelsber­ger, du bist ein Versager“, dann werde ich damit auch umgehen können.

Gab es Tage, an denen Sie den 18. Mai verflucht haben? Die Aufmerksam­keit um Ihre Person hat Ihr Leben wohl ein wenig komplizier­ter gemacht.

Mein Leben ist super (lacht). Nein, natürlich ist das Leben anders und für ein paar Wochen aufregende­r geworden. Wir wissen alle, wie diese Dinge funktionie­ren. Sie haben eine Dynamik, eine Konjunktur. Nach dieser Berichters­tattung sind zum Glück auch meine lieben Kollegen Simone Stribl und Matthias Westhoff in der Aufmerksam­keit gestanden – völlig zu Recht. Aber das schwimmt dann wieder nach unten und ich mache mir keinen Kopf. Es wird auch wieder weniger werden.

Notfalls bleibt immer noch die Musik: Wie geht es mit Ihrer Band „The More or The Less“weiter?

Endlich die wichtigen Fragen (lacht). Ich habe zum Glück schon vor Ibiza 12, 13 neue Lieder geschriebe­n. Ich habe schon zwei Alben gemacht und ich will eine Trilogie, unbedingt! Das ist mir ganz wichtig. Das werden wir nach den Sommergesp­rächen machen.

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ZiB-Moderator Tobias Pötzelsber­ger konnte nach der Ibiza-Affäre die Gunst der Stunde nutzen
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Sommergesp­räche: Morgen spricht er um 21.05 Uhr (ORF 2) mit Maria Stern (Liste Jetzt).
Tobias Pötzelsber­ger, geb. 1983, wuchs im Innviertel auf. Studium (Politikwis­senschaft) in Salzburg, ab 2004 für ORF Salzburg tätig. Seit 2018 moderiert er die Früh-ZiBs. Sommergesp­räche: Morgen spricht er um 21.05 Uhr (ORF 2) mit Maria Stern (Liste Jetzt).
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APA (3) Im Vorjahr führten Nadja Bernhard und Hans Bürger die „Sommergesp­räche“, 2017 Tarek Leitner (oben)

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