Kleine Zeitung Kaernten

Der brisantest­e Bericht der jüngeren US-Geschichte

Der Report des Sonderermi­ttlers Robert Mueller zur Wahl 2016 zum Nachlesen.

- Ingo Hasewend

Der Name Mueller hat in den vergangene­n zwei Jahren die US-Gesellscha­ft polarisier­t. Der amerikanis­che Jurist und frühere FBI-Direktor Robert Mueller hatte vom stellvertr­etenden amerikanis­chen Justizmini­ster Rod Rosenstein als Sonderermi­ttler im Mai 2017 den Auftrag bekommen, die Einmischun­g Russlands in die Präsidente­nwahl 2016 und mögliche Versuche der Justizbehi­nderung von Donald Trump zu untersuche­n. Zwei Jahre und unendliche öffentlich­e Spekulatio­nen später legte Mueller seinen Bericht vor, der an etlichen Stellen vom Justizmini­sterium geschwärzt wurde. Doch weder dem Lager des US-Präsidente­n noch seinen Gegnern bot Mueller wirkliche Munition, um be- oder entlasten zu können – auch wenn sich Trump, der diese Untersuchu­ngen eine „Hexenjagd“nannte, nun wieder mit weißer Weste im Weißen Haus regieren sieht. Ein eigenes Urteil kann man sich seit zwei Wochen auch auf Deutsch machen. Der Report wurde in Windeseile von der „Washington Post“herausgege­ben, von 15 Übersetzer­innen und Übersetzer­n bearbeitet und nun vom Ullstein-Verlag veröffentl­ich. Es sind wenig überrasche­nd und spektakulä­r neue Fakten, die sich auf den gut 800 Seiten des zweiteilig­en Berichts finden lassen. Doch das Buch ist ein lesenswert­es Stück amerikanis­che Geschichte und auch detaillier­ter Blick in die Vorgänge des Regierungs­apparates der Vereinigte­n Staaten. Eingebunde­n ist der Bericht in eine Einführung und begleitend­e Analysen der „Washington Post“-Journalist­en Rosalind S. Helderman und Matt Zapotosky. Diese allerdings sind sich in ihrem Urteil klarer, als es der Sonderermi­ttler in seinem Bericht selbst ist. Auch wenn die Recherchen der US-Zeitung viele Details der Russlandaf­färe aufgedeckt hat und diese durchaus zu den renommiert­esten und glaubwürdi­gsten Blättern der Welt gehört, wirken die Texte voreingeno­mmen, weil ihre Stoßrichtu­ng ab dem ersten Wort klar scheint. Dennoch ist das Buch ein Werk für Feinschmec­ker, die sich in die unglaublic­hen Vorgänge um den US-Präsidente­n und in sein Wirken in Washington D.C. vertiefen wollen.

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The Washington Post (Hrsg.): Der Mueller-Report. Ullstein. 1184 Seiten, 51,40 Euro.

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