Kleine Zeitung Kaernten

Wie Schwerkran­ken Wunschfahr­ten ermöglicht werden.

Was in Australien noch Pilotproje­kt ist, ist in Österreich bereits Realität: sogenannte Wunschfahr­ten für schwerstkr­anke Menschen.

- Von Daniele Marcher

Ein Pilotproje­kt aus Australien hatte in der Vorwoche weltweit für Schlagzeil­en gesorgt. Da wurde im Bundesstaa­t Queensland ein Krankenwag­en eigens ausgestatt­et, um todkranken Patienten den buchstäbli­ch letzten Wunsch erfüllen zu können. Sei es eine letzte Fahrt ans Meer, ein Ausflug in den Park oder ein Besuch bei Verwandten, der ansonsten nicht mehr möglich gewesen wäre (wir berichtete­n).

Die Reaktionen waren ausschließ­lich positiv, das Lob für das Projekt war groß, das scheinbar eine Premiere ist – dabei gibt es solche „Wunschfahr­ten“bereits seit fast zwei Jahren auch in Österreich. „Wir

die einzige Organisati­on in Österreich, die solche Fahrten ermöglicht – da wir die Idee vom deutschen Samariterb­und übernommen haben“, berichtet Martina Vitek vom Samariterb­und Österreich. Im November 2017 wurde der speziell adaptierte und freundlich-bunt lackierte Krankenwag­en erstmals in Betrieb genommen – ausgerüste­t mit allem medizinisc­h notwendige­m Equipment, „aber auch mit einem Sternenhim­mel und DVD- und CDPlayer zum Filmschaue­n oder Musikhören während der Fahrt“, sagt Karola Binder von der Zentrale in Wien, die schon mehrmals solche Wunschfahr­ten persönlich begleitet hat. „Das war jedes Mal sehr berührend, man spürt regelrecht das Glücksgefü­hl der Patienten.“Ihr oft schweres Schicksal, ihre schwere Krankheit ist während der Wunschfahr­t im Krankenwag­en zumindest für einige wenige Stunden vergessen.

29 Wunschorte wurden seit November 2017 bereits besucht, 220 Menschen dadurch verbunden, rund 22.900 Kilometer quer durch Österreich zurücksind gelegt. „Die Wünsche der schwer kranken Menschen sind meist sehr bescheiden“, weiß Karola Binder aus Erfahrung: noch einmal im Heimatort beim Wirt ums Eck essen, ein letztes Mal den Lieblingso­rt – sehr oft ist es Salzburg – sehen, noch einmal im Rollstuhl mit der Enkelin durch den Botanische­n Garten fahren. Oder nur ein

letztes Mal die alte Wohnung besuchen. Das ist der Wunsch vieler Menschen, die vom Krankenhau­s direkt ins Pflegeheim oder Hospiz gekommen sind. Sie wollen sich von ihrem alten Leben verabschie­den.

So trivial die Wünsche auch erscheinen mögen, selbst für bemühte Angehörige sind sie meist nicht zu erfüllen. Denn die Patienten der Wunschfahr­ten können in einem normalen Pkw nicht mehr transporti­ert werden. Sie brauchen außerdem speziell geschultes Personal als Begleitper­sonen.

Wer kann die SamariterW­unschfahrt eigentlich in Anspruch nehmen? „Schwerkran­ke Menschen jeden Alters, die noch einen Ort ihrer Sehnsucht in Österreich besuchen wollen“, betont Martina Vitek. „Unsere Mitarbeite­r besprechen mit dem Fahrgast und seiner Vertrauens­person die Wünsche und deren Umsetzung.“

Dabei werden die behandelnd­en Fachärzte, das Pflegepers­onal und die Angehörige­n einbezogen, medizinisc­he Erforderni­sse werden zuvor abgeklärt.

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„Man spürt das Glücksgefü­hl der Patienten“: Seit fast zwei Jahren gibt es die Wunschfahr­ten
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SAMARITERB­UND

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