Der Burggärtner
Rudolf Altenmarkter (68) sorgt auch in der Pension dafür, dass es innerhalb der Hochosterwitz-Mauern blüht.
Über 3000 Pflanzen, heimische und seltene Arten, gedeihen im Burggarten auf der „Hochosterwitz“. Man muss die Burg bis zum Tor 14 erobern, ehe sich der Garten dem Besucher erschließt.
Rudolf Altenmarkter ist bereits in Pension. Doch er ist dem Grafen treu geblieben, „da er mich gebeten hat, zu bleiben“, sagt Altenmarkter. Er wurde in Greifenburg zum Gärtner ausgebildet und wurde 1982 von der Familie Khevenhüller angestellt. Seither ist er nicht nur für das florale Erscheinungsbild des Burggartens, sondern auch für Grünflächen und Bäume innerhalb der Mauern verantwortlich.
„Einmal hätte ich auch in ein Gemeindeamt wechseln können“, erzählt Altenmarkter, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. „Aber ich war lieber der Gärtner des Grafen als Angestellter bei einer Gemeinde.“
Wenn im Garten die Winter
ruhe einkehrt und die Blätter fallen, dann widmet sich Altenmarkter anderen Blättern. Nämlich jenen, die er in seiner über 10.000 Bücher umfassenden Bibliothek aufblättern und lesen kann. „Mich interessieren Familiengeschichten des Adels, Politik, Religion, Geschichte ganz allgemein und natürlich alles, was mit Pflanzen zu tun hat“, erzählt er auf einer Bank sitzend, im Schatten eines über 200 Jahre alten Buchsbaumes.
Es gelingt ihm, den Garten vom Frühjahr bis in den Herbst mit Blühendem zu schmücken. Ob Stiefmütterchen, blaue Vanilleblumen, Geranien, seltene Arten des Sumpfeibisches oder die wundervolle Bougainvillea (Drillingsblume): All diese Gewächse sorgen für Farbenspiele, die Altenmarkter im Frühjahr durch seine Aussaaten kreiert. Der Kirchturm der Burgkirche im Hintergrund wertet das florale Wechselspiel auf. „Etwas muss immer blühen“, stellt Altenmarkter den Anspruch an sich selbst, der seine Pflanzen selbstverständlich auch selbst gießt. Den Großteil seiner Pflanzen zieht er in Niederosterwitz am Fuße der mächtigen Wehrburg auf, wo er auch mit seiner Ehefrau lebt. ltenmarkter hätschelt den Blauregen, den er vor 30 Jahren gesetzt hat, er liebt die Clematis, die ebenfalls seit Jahrzehnten von ihm gepflegt wird. Rudolf Altenmarkter kennt alle sein Pflanzen beim Namen, als Gärtner der Khevenhüller spricht er seine Blumen in korrektem Latein an. Für jeden Burgbesucher gibt es ein freundliches „Grüß Gott“. Viele Gäste grüßen zurück.
Aber richtig geadelt fühlt sich der Burggärtner, wenn viele der jährlich rund 100.000 Burgbesucher im Garten ihre Handys und Fotoapparate zücken, um die Farbenspiele des Burggartens der Vergänglichkeit zu entreißen.