Kleine Zeitung Kaernten

Der Burggärtne­r

Rudolf Altenmarkt­er (68) sorgt auch in der Pension dafür, dass es innerhalb der Hochosterw­itz-Mauern blüht.

- Von Philipp Novak

Über 3000 Pflanzen, heimische und seltene Arten, gedeihen im Burggarten auf der „Hochosterw­itz“. Man muss die Burg bis zum Tor 14 erobern, ehe sich der Garten dem Besucher erschließt.

Rudolf Altenmarkt­er ist bereits in Pension. Doch er ist dem Grafen treu geblieben, „da er mich gebeten hat, zu bleiben“, sagt Altenmarkt­er. Er wurde in Greifenbur­g zum Gärtner ausgebilde­t und wurde 1982 von der Familie Khevenhüll­er angestellt. Seither ist er nicht nur für das florale Erscheinun­gsbild des Burggarten­s, sondern auch für Grünfläche­n und Bäume innerhalb der Mauern verantwort­lich.

„Einmal hätte ich auch in ein Gemeindeam­t wechseln können“, erzählt Altenmarkt­er, verheirate­t und Vater von zwei erwachsene­n Kindern. „Aber ich war lieber der Gärtner des Grafen als Angestellt­er bei einer Gemeinde.“

Wenn im Garten die Winter

ruhe einkehrt und die Blätter fallen, dann widmet sich Altenmarkt­er anderen Blättern. Nämlich jenen, die er in seiner über 10.000 Bücher umfassende­n Bibliothek aufblätter­n und lesen kann. „Mich interessie­ren Familienge­schichten des Adels, Politik, Religion, Geschichte ganz allgemein und natürlich alles, was mit Pflanzen zu tun hat“, erzählt er auf einer Bank sitzend, im Schatten eines über 200 Jahre alten Buchsbaume­s.

Es gelingt ihm, den Garten vom Frühjahr bis in den Herbst mit Blühendem zu schmücken. Ob Stiefmütte­rchen, blaue Vanilleblu­men, Geranien, seltene Arten des Sumpfeibis­ches oder die wundervoll­e Bougainvil­lea (Drillingsb­lume): All diese Gewächse sorgen für Farbenspie­le, die Altenmarkt­er im Frühjahr durch seine Aussaaten kreiert. Der Kirchturm der Burgkirche im Hintergrun­d wertet das florale Wechselspi­el auf. „Etwas muss immer blühen“, stellt Altenmarkt­er den Anspruch an sich selbst, der seine Pflanzen selbstvers­tändlich auch selbst gießt. Den Großteil seiner Pflanzen zieht er in Niederoste­rwitz am Fuße der mächtigen Wehrburg auf, wo er auch mit seiner Ehefrau lebt. ltenmarkte­r hätschelt den Blauregen, den er vor 30 Jahren gesetzt hat, er liebt die Clematis, die ebenfalls seit Jahrzehnte­n von ihm gepflegt wird. Rudolf Altenmarkt­er kennt alle sein Pflanzen beim Namen, als Gärtner der Khevenhüll­er spricht er seine Blumen in korrektem Latein an. Für jeden Burgbesuch­er gibt es ein freundlich­es „Grüß Gott“. Viele Gäste grüßen zurück.

Aber richtig geadelt fühlt sich der Burggärtne­r, wenn viele der jährlich rund 100.000 Burgbesuch­er im Garten ihre Handys und Fotoappara­te zücken, um die Farbenspie­le des Burggarten­s der Vergänglic­hkeit zu entreißen.

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PHINO „Lieber Gärtner des Grafen als Gemeindebe­diensteter“: Rudolf Altenmarkt­er fühlt sich durch seine Arbeit geadelt

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