Kleine Zeitung Kaernten

Schikane? Kontrollen in Serie durch AMA bei Biobergbau­ern.

Etliche Bauernhöfe werden jahrelang nicht von der AMA kontrollie­rt. Eine Drautaler Biobauernf­amilie am Dienstag bereits zum vierten Mal.

- Von Uwe Sommersgut­er

Andrea Weiß weiß sich nicht mehr zu helfen. Die Biobäuerin aus Berg im Drautal ist mit ihren Nerven am Ende, nachdem sich diesen Dienstag die Agrar Markt Austria (AMA) bereits zur vierten Kontrollpr­üfung seit dem letzten Jahr am Hof einstellte: Diesmal dauerte es von 8 Uhr früh bis 16.45 Uhr. „Mindestens zehn Vor-Ort-Kontrollen“wurden in dem kleinen, idyllisch auf 987 Meter Seehöhe in Steillage gelegenen Bauernhof bereits durchgefüh­rt. Und das, obwohl laut AMA pro Jahr lediglich fünf Prozent der Höfe ausgewählt werden, diese ergeben sich „durch Zufall und aufgrund von Risikoanal­ysen“.

Dass jedoch so mancher Nachbarbet­rieb in über 15 Jahren kein einziges Mal kontrollie­rt wurde, der biologisch betriebene Langnerhof hingegen sogar mehrmals im Jahr, versteht Weiß schlicht nicht. Die Kontrollen der AMA seien für die Betroffene­n häufig zeit- und energierau­bend. Und auch „komplett bürokratis­ch: Der 2013 gebaute Stall etwa wurde am Dienstag schon zum dritten Mal vermessen, obwohl alle Pläne „in sechs bis sieben Ord

nern“vorhanden und korrekt sind, staunt Weiß.

Dabei sperrt sich das Ehepaar Georg und Andrea Weiß keineswegs gegen die Kontrollen. „Wir verstehen, dass es diese geben muss.“Auch gab es noch keine einzige Beanstandu­ng in dem Direktverm­arkterbetr­ieb, der sich über zahlreiche Auszeichnu­ngen wie den „BIO-Award 2016“freuen darf. „Wir arbeiten 365 Tage im Jahr, und das gerne“, sagen beide unisono. Doch wenn Kontrollen angesagt sind, so wie diesen Sommer, wenn die 15 Mutterkühe und fünf Ziegen auf der Alm weiden und die Familie mitten in der Sommerarbe­it stecke, dann sei es besonders schlimm. Dann müssen die Bauern mit den AMA-Kontrollor­en auf 600 Hektar Almfläche die wanderlust­igen Ziegen suchen, um die Ohrmarken zu kontrollie­ren – und die Arbeit am Hof steht. Angeblich habe sich, so Weiß, die Zahl der AMA-Kontrollor­e in Kärnten sogar verdreifac­ht – bei sinkender Zahl an Bauernhöfe­n.

Unterstütz­ung findet die Familie bei ihrer Interessen­vertretung: Für Johann Mößler, den Präsidente­n der Kärntner Landwirtsc­haftskamme­r, „hapert es am System, wenn immer wieder die gleichen Betriebe ausgewählt werden“. Er forderte die AMA bereits schriftlic­h auf, die Häufung von Kontrollen auf einzelnen Betrieben zu vermeiden. „Wenn zum wirtschaft­lichen Druck noch übermäßige Bürokratie dazukommt, dann werfen viele Bauern genervt das Handtuch.“

Die AMA selbst weist die Kritik zurück. Sie schüttet jährlich rund 1,8 Milliarden Euro an Förderunge­n an knapp 140.000 Betriebe aus, 16–17.000 davon werden kontrollie­rt. „Bergbauern sind für uns definitiv kein Risikofakt­or“, stellt AMA-Sprecher Harald Waitschach­er klar. „Es gibt aber auch Fälle, wo der Ruf nach Kontrollen laut wird – gerade in Kärnten.“Konkret zu Familie Weiß dürfe er aus Datenschut­zgründen nichts sagen.

Eingriffe ins „ausgeklüge­lte Kontrollsy­stem“seien „sensibel“, über ein neues System dürfe man schon nachdenken, denn „verändern und verbessern könne man immer etwas“.

Andrea Weiß und ihr Bauernhof erhalten vom Milliarden­kuchen 18.000 Euro – pro Jahr – an Förderunge­n. Der „Kontrollwa­hn“, den sie dafür über sich ergehen lassen müsse, sei nervenaufr­eibend. Zu Ende ist er nicht: Sie solle sich schon jetzt darauf einstellen, dass nächstes Jahr wieder jemand kommt, wurde ihr zum Abschied gesagt.

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 ??  ?? Andrea Weiß und ihr Gatte Georg bewirtscha­ften den Biobauernh­of Langnerhof auf 1000 Meter Seehöhe in Berg im Drautal – AMA-Kontrollor­e kennen Weg dorthin wohl schon bestens
PRIVAT (3)
Andrea Weiß und ihr Gatte Georg bewirtscha­ften den Biobauernh­of Langnerhof auf 1000 Meter Seehöhe in Berg im Drautal – AMA-Kontrollor­e kennen Weg dorthin wohl schon bestens PRIVAT (3)
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