Ein Klubchef in der Defensive
Rassismus-Vorwurf: Schalkes Aufsichtsratsboss lässt das Amt ruhen.
Steuererhöhungen würden im Kampf gegen den Klimawandel nichts bringen, tönte Clemens Tönnies in Paderborn. Geschickter wäre es, den Bau von „20 großen Kraftwerken“in Afrika zu finanzieren. „Dann“, schlussfolgerte der 63-Jährige, „würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“Erntete der Vortragende im Raum noch Gelächter, brachte ihn später ein Sturm der öffentlichen Entrüstung ins Wanken. Bekannt ist Tönnies nämlich nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Aufsichtsratschef des populären deutschen Fußballvereins Schalke 04. Dieses Amt stellt er jetzt für drei Monate ruhend, einer Amtsenthebung kam Tönnies so zuvor. Der Vorwurf des Rassismus sei zwar „unbegründet“, hieß es von Vereinsseite, Tönnies aber hätte gegen das in Vereinssatzung und Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstoßen. Ein zentrales Element im Selbstverständnis des Klubs, der sich rühmt, besonders entschlossen gegen Rassismus in den eigenen Reihen aufzutreten.
Ärger gibt es für Clemens Tönnies zurzeit auch im Familienunternehmen, einem riesigen Schweinefleisch-Vermarkter. Dabei sah es jüngst gut aus. Über Jahre hatten sich Clemens Tönnies, ein Freund Wladimir Putins, und sein Neffe Robert über Führungsanspruch, Anteile und Tierwohl im Betrieb gestritten. 2017 präsentierten sie eine außergerichtliche Einigung, die Fehde schien beendet. Jüngst aber entflammte der Streit neu und in voller Wucht. Robert – Sohn des verstorbenen Gründers und als „Kotelett-Kaiser“bekannten Bernd Tönnies – will den Konzern mit 16.000 Mitarbeitern verkaufen, Clemens nicht.