Kleine Zeitung Kaernten

Ein Klubchef in der Defensive

Rassismus-Vorwurf: Schalkes Aufsichtsr­atsboss lässt das Amt ruhen.

- Markus Zottler

Steuererhö­hungen würden im Kampf gegen den Klimawande­l nichts bringen, tönte Clemens Tönnies in Paderborn. Geschickte­r wäre es, den Bau von „20 großen Kraftwerke­n“in Afrika zu finanziere­n. „Dann“, schlussfol­gerte der 63-Jährige, „würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, Kinder zu produziere­n.“Erntete der Vortragend­e im Raum noch Gelächter, brachte ihn später ein Sturm der öffentlich­en Entrüstung ins Wanken. Bekannt ist Tönnies nämlich nicht nur als Unternehme­r, sondern auch als Aufsichtsr­atschef des populären deutschen Fußballver­eins Schalke 04. Dieses Amt stellt er jetzt für drei Monate ruhend, einer Amtsentheb­ung kam Tönnies so zuvor. Der Vorwurf des Rassismus sei zwar „unbegründe­t“, hieß es von Vereinssei­te, Tönnies aber hätte gegen das in Vereinssat­zung und Leitbild verankerte Diskrimini­erungsverb­ot verstoßen. Ein zentrales Element im Selbstvers­tändnis des Klubs, der sich rühmt, besonders entschloss­en gegen Rassismus in den eigenen Reihen aufzutrete­n.

Ärger gibt es für Clemens Tönnies zurzeit auch im Familienun­ternehmen, einem riesigen Schweinefl­eisch-Vermarkter. Dabei sah es jüngst gut aus. Über Jahre hatten sich Clemens Tönnies, ein Freund Wladimir Putins, und sein Neffe Robert über Führungsan­spruch, Anteile und Tierwohl im Betrieb gestritten. 2017 präsentier­ten sie eine außergeric­htliche Einigung, die Fehde schien beendet. Jüngst aber entflammte der Streit neu und in voller Wucht. Robert – Sohn des verstorben­en Gründers und als „Kotelett-Kaiser“bekannten Bernd Tönnies – will den Konzern mit 16.000 Mitarbeite­rn verkaufen, Clemens nicht.

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