Kleine Zeitung Kaernten

Mitten im Grünen

- Birgit Pichler entdeckt Wohnräume und zeigt Wohnträume.

Lange hatten Bernhard Haanl und Doris Gusel nach einem Haus samt geeignetem Grundstück gesucht. Groß sollte es sein, um auch genügend Spielwiese für die Umsetzung eines Landschaft­sgartens zu bieten. Einen Osthang sollte es haben – auch, weil nach Vaastu, der indischen Architektu­rlehre, der Osten für den Geldfluss steht. „Wir sind nicht dogmatisch“, lächelt Haanl. „Aber wir dachten: Wäre doch nett, wenn uns das Geld nicht ausginge.“

Fündig wurde das Paar schließlic­h nahe Güssing im Burgenland. Ein altes Bauernhaus stand zum Verkauf – samt Heulager, Schweinest­all und zehn Hektar Grund. Abreißen wollte man das alte Gebäude nicht. „Uns lag daran, den Charme des Hauses zu erhalten“, betont Haanl. Was dann folgte, beschreibt er schlicht als „Hinterholz 8“. Die Bausubstan­z war in Ordnung, „aber wenn man einmal mit dem Sanieren anfängt, artet das aus“. Der Umbau eines solchen Hauses „braucht viel Zeit, Liebe, Anstrengun­g und Geld“, erklärt der Landschaft­sgärtner. Gar keine schlechte Idee also, das mit dem Osthang.

Etwa zwei Jahre sollten bis zur Fertigstel­lung vergehen. Die Mauer des Hühnerstal­ls, der das Gebäude zur Vorderseit­e begrenzte, wurde abgetragen, sodass sich der ehemalige Vierkantho­f nun nach vorne öffnet. Der Hofcharakt­er blieb dennoch erhalten – über den Innenhof, in dem früher die Hühner Futter pickten, spannt sich nun der breite Schirm eines Seidenbaum­s mit federgleic­hen rosa Blüten. Außerdem begrenzen ihn eine Vielzahl mediterran­er Pflanzen – Feigen, Oliven, Lavendel und ein alter Weinstock, der sich über eine Gartenlaub­e rankt. Ein zauberhaft­er Platz zum Verweilen.

Den Privatgart­en legte der Hausherr „möglichst pflegeleic­ht“an. Er wurde dann auch vor dem Ende der Sanierungs­arbeiten fertig. Links neben dem Haus wächst nun in vier

Hochbeeten mit Schneckenb­lech eine Vielzahl an Kräutern und Gemüsesort­en.

An der Ostseite des alten Bauernhaus­es hatte man ursprüngli­ch ganz auf Fenster verzichtet. Heute sind die Räume lichtdurch­flutet. Beim Umbau kamen durchwegs natürliche Materialie­n zum Einsatz – Terrasse, Fensterstö­cke und Böden etwa sind aus Holz, verputzt wurden die Innenräume mit Lehm. Das sorgt für ein ausgeglich­enes Raumklima. In der setzt man auf behagliche Wärme – ein Kachelofen fungiert auch als Tischherd.

Der landwirtsc­haftliche Flügel wurde zu einem Ferienappa­rtement umgebaut. Wo einst der Schweinest­all war, ist heute ein Meditation­sraum untergebra­cht, wo der Traktor stand, wird jetzt gefrühstüc­kt. Die raumhohen Fensterflä­chen lassen viel Licht herein. Auch hier sorgt ein Kachelofen/offener Kamin für behagliche Wärme. Geheizt wird das Haus mit Pellets, die Kachelöfen befeuert Holz aus dem eigenen Waldbestan­d. Im Dachgescho­ß spannen sich Holztram über die ganze Raumhöhe und sorgen für ein Plus an Gemütlichk­eit.

Vor dem Haus musste eine Baumreihe entfernt werden, um freie Sicht auf einen Teil des Landschaft­sgartens zu haben. „Wir haben sie inzwischen in dreifacher Ausführung wieder ausgepflan­zt“, sagt Haanl und deutet auf die sanfte hügelige Landschaft. Im Rahmen seiner Asien-Reisen machte sich der Hausherr nicht nur mit der indiKüche schen Architektu­rlehre vertraut, er sammelte auch eine Menge Wissen über japanische Gärten und ließ es zu Hause in die Gestaltung eines eigenen Themengart­ens einfließen.

Rund um das Bauernhaus entstand so ein Themengart­en nach dem anderen – jeder eine eigene, fasziniere­nde Welt für sich. Aus Ackerfläch­en und brachliege­ndem Land wurde ein einzigarti­ger Lebensraum, den die Bewohner „Garten der Seele“nennen. Keine Bezeichnun­g könnte treffender sein.

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Gemütlich wohnen mit Holz und Licht Rechts: eine kommunikat­ive Ecke und der Haushund
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Vor zehn Jahren begann das Abenteuer Umbau: Das sanierte Bauernhaus birgt nun eine Reihe von Plätzen zum Wohlfühlen – unter anderem die
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Wasser spielt in der Gestaltung des Landschaft­sgartens eine zentrale Rolle
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OLIVER WOLF (9) Gartenbibl­iothek, die einladende Küche mit Tischherd und das Gästezimme­r (oben)
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 ??  ?? Oben: die Gartenlaub­e mit Wein aus dem Altbestand
Oben: die Gartenlaub­e mit Wein aus dem Altbestand

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