Der Magier Marc Marquez
Zum vierten Mal gastiert an diesem Wochenende die MotoGP in Spielberg. Bisher gab es nur Ducati-Siege. Die Power der Desmosedici war hier immer sehr maßgeblich an den Erfolgen von Iannone, Dovizioso und Lorenzo im Vorjahr beteiligt. Nicht dass den Italienern die Siege leicht in den Schoß gefallen wären, die Piloten mussten gegen Marc stets alles geben. Aber Ducati hatte in den hohen Drehzahlbereichen eben einen entscheidenden Vorteil. Den aber Honda heuer mehr als ausgeglichen hat. Sie haben einfach mehr Leistung gefunden, PS sind hier wohl das A & O. Auch im aerodynamischen Bereich hat Honda aufgeholt. Marc jammert ja nie über die Technik, aber er hat schon hin und wieder gemeint, dass er die Kraft nicht so recht auf den Asphalt bringt. Da ist Honda auch ein Schritt nach vorne gelungen. Damit hat Marc Marquez die schärfere Waffe in seine Hände bekommen, die er braucht, um nicht in jeder Kurve „all-in“gehen zu müssen, um mitzuhalten. eute fährt er locker mit, verliert auf den Geraden nichts mehr. Und er hat zu einem Fahrstil gefunden, den es in dieser Form nur einmal auf der ganzen Welt gibt. Selbst ein Marc Marquez entwickelt sich weiter. Aber auf der Hinterradbremse fährt er in einer 63-GradSchräglage durch eine Kurve, schleift mit dem Ellbogen der Gashand am Asphalt, ebenso freilich mit dem Stiefel, der ja eine gewisse Steifheit hat und auf Sicherheit gebaut ist. Und in dieser Position kontrolliert er die Hinterradbremse. Das ist
Heinfach unvorstellbar. Ich könnte mir nicht vorstellen, jemals so zu fahren. Das ist einzigartig. Da ist er wirklich ein Magier. elbst mein Kollege Stefan Bradl, der hier im HondaTeam Jorge Lorenzo ersetzt, der Zugang dadurch auch zu allen Computer- und Telemetrie-Daten von Honda hat, gab zu, dass er diesen Stil, diese Fahrweise noch nie zuvor erleben durfte. Wenn die Reifen zu rutschen beginnen, versuchen die meisten nur, einen Sturz zu verhindern, Marquez kann da aber auch noch beschleunigen. n den Jahren zuvor musste Marc auf dem Red-Bull-Ring bis zur vierten Kurve einfach nur irgendwie überleben. Um im Innenbereich, bis zur RindtKurve, seine Attacken fahren zu können. Das muss er heuer sicher nicht mehr. Jetzt fährt er taktischer, materialschonender. Und ist trotzdem vorne. Er kann auf den Geraden locker im Windschatten mitfahren, muss nicht mehr die Reifen überfordern, kann viel fürs Finale konservieren. Um dann im Finish zum Showdown anzusetzen. Daher muss man schon davon ausgehen, dass Marc hier heuer die 25 Punkte holt, dass er endlich auch auf dem Red-Bull-Ring gewinnt. Denn ich bin überzeugt, dass er das gar nicht mag, wenn es eine Rennstrecke gibt, auf der er noch nie gewonnen hat. Es ist zu befürchten, dass er diesen weißen Fleck auf der MotoGP-Karte löscht.
SI