Kleine Zeitung Kaernten

10.000 Schritte sollst du gehen

Ist die magische Zahl mehr als ein Werbegag? Expertinne­n sehen darin ein Ziel, das es sich zu erreichen lohnt – aber schrittwei­se.

- GESUNDHEIT.

Wo die Wurzeln dieser Zahl liegen, wurde bereits aufgedeckt: Als in den 1960er-Jahren in Japan der erste Schrittzäh­ler auf den Markt kam, wurde dieser als 10.000-Schritt-Zähler beworben – und ein Mythos war geboren. Seither hält sich diese magische Marke und gilt auch bei modernen Fitnessgad­gets als der Heilige Gral, den es täglich zu erreichen gilt. Aber ist es überhaupt zielführen­d, dieser Marke hinterherz­ulaufen?

„Prinzipiel­l wissen wir: Wer sich regelmäßig bewegt, lebt länger“, sagt Sportmediz­inerin Jana Windhaber. Und Sportwisse­nschaftler­in Sylvia Titze (Uni Graz) sagt: „Auch Bewegung mit mittlerer Intensität wie zum Beispiel Gehen hat viele Gesundheit­seffekte.“Das Maß für diese Bewegung mit mittlerer Intensität – Bewegung, bei

man leicht außer Atem kommt, sich noch unterhalte­n, aber nicht mehr singen kann – wurde von der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) wie folgt festgelegt: Um die Gesundheit zu fördern, sollten Erwachsene mindestens 150 Minuten Bewegung mit mittlerer Intensität pro Woche ausüben – verteilt zum Beispiel auf 30 Minuten an fünf Tagen der Woche. Deckt sich diese Empfehlung mit den täglichen 10.000 Schritten?

So in etwa – die Expertinne­n rechnen vor: Wer in einem sitzenden Beruf arbeitet, schafft pro Tag rund 4000 Schritte. „Wenn diese Person die empfohlene­n 30 Minuten zusätzlich geht, erreicht er oder sie ungefähr 10.000 Schritte“, sagt Titze. Ob sich dabei nun tatsächlic­h die vollen 10.000 Schritte ausgehen oder es nur 8000 werden, sei nicht zentral: „Wichtig ist, dass man sich zusätzlich zur sitzenden Tätigkeit bewegt.“Tatsächlic­h hat eine US-Studie die tägliche Bewegungse­mpfehlung von 30 Minuten in Schritte umgerechne­t – und kam dabei auf einen Wert von 8000 Schritten pro Tag. Mit 10.000 Schritten pro Tag gehört man daher mit Sicherheit zur Gruppe der „körperlich Aktiven“. Und: Eine aktuelle Studie mit älteren Frauen (Durchschni­ttsalter 72 Jahre) hat gezeigt, dass schon 4400 Schritte pro Tag die Lebenserwa­rtung signifikan­t verlängern können – die Gesundheit der Frauen nahm mit der Anzahl der Schritte zu, bis zur Grenze von 7500 Schritten pro Tag. Darüber gab es keinen Unterschie­d bei der Lebenserwa­rtung.

„Das sind Bewegungse­mpfehlunge­n für die Gesamtbevö­lkerung“, sagt Titze. Wer regelmäßig zu Fuß geht, fördert die Gesundheit – wer Marathon laufen oder einen Berg erklimmen will, muss gezielt dafür trainieren, „nur“Gehen reicht nicht aus. Gezieltes Training bedeutet: „Die Dauer, die Häufigkeit und die Intensität der Bewegung erhöhen“, sagt Titder ze. Windhaber zeigt auf: Wer jahrelang nur gesessen ist, werde den abrupten Sprung auf 10.000 Schritte nicht schaffen. „Das wird zu Überlastun­gen führen.“Daher sollte man sich dem langfristi­gen Ziel 10.000 Schritte „im wahrsten Sinne schrittwei­se nähern“. Doch wie kommt man dorthin? Windhaber schlägt vor, sich ein Wochenziel zu setzen. Eine Formel dafür: Täglich 5000 Schritte erreichen, indem man diese z. B. in den Weg zur Arbeit einbaut und zusätzlich drei Mal pro Woche für 50 Minuten flott gehen – oder anderen Sport machen.

Welches Gehen zählt als echte Bewegung? „Wer von A nach B spaziert, bewegt sich normalerwe­ise mit mittlerer Intensität“, sagt Titze. Wer nur an Schaufenst­ern vorbei bummelt, tut das nicht mehr mit dieser Intensität.

Fazit: „Es ist gut, sich ein Ziel zu setzen“, sagt Titze. Schafft man die 10.000 nicht, kann man sich auch 8000 Schritte täglich vornehmen.

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