Als die Sonne am Himmel verschwand
Augenblicke
Ganz Österreich fieberte vor genau 20 Jahren einem Ereignis entgegen, das man als Mensch an einem Ort im Leben allerhöchstens einmal erleben kann: eine Sonnenfinsternis.
Es war am 11. August 1999 kurz nach 12.30 Uhr Sommerzeit, als sich der Mond vor die Sonnenscheibe schob und diese verdeckte. Die Bahn der „Sofi“(so der liebevolle Name für Sonnenfinsternis) führte von Deutschland über Oberösterreich und die Steiermark Richtung Ungarn. Es war eine totale Sonnenfinsternis, und als sich der Kernschatten mit rund 3000 Stundenkilometern näherte, veränderte sich der Tag kurzfristig zur Nacht.
Ikonisch wurde dieses Bild, das von Kleine-Zeitung-Fotograf Max Behounek aufgenommen wurde. Denn es zeigt verdichtet die beinahe magische Stimmung, die die Zuschauer am Grazer Schloßberg erfasste. Tausende besetzten die Wege und Plätze, wo man ungehindert nach Süden sehen konnte, viele davon waren aus anderen Bundesländern und dem benachbarten Ausland angereist. (Das Bild war später als Poster ein großer Renner.)
Von dem Standort konnte man – bewaffnet mit Sofi-Brillen – die verdeckte Sonne tatsächlich sehen, in der Bewölkung hatte sich eine Lücke aufgetan. Andere Standorte in Österreich hatten weniger Glück, denn es war relativ stark bewölkt.
Schon Wochen davor rüstete sich das Land für das Ereignis. Deshalb blieb auch an dem Mittwoch die Arbeit gegen Mittag liegen. Nur die Ampeln leuchteten unverdrossen, während der Verkehr zum Stehen kam. Es wurde kalt, der Wind schlief ein, die Tierwelt war beunruhigt, die Menschen verstummten ehrfürchtig.
Zwar kommt eine „Sofi“zweimal jährlich irgendwo auf der Welt vor. Aber im Gegensatz zu einer Mondfinsternis ist sie auf einen ganz schmalen Streifen beschränkt und ist binnen Minuten wieder vorbei. Denn kaum blitzt auch nur ein wenig Sonne hervor, wird es wieder taghell. Für Österreich bietet sich die nächste Gelegenheit zur „Sofi“erst im Jahr 2081 – dann eher über Kärnten.