„Risiko ist meine Identität“
MotoGP-Weltmeister Marc Marquez spricht über Spielberg, seinen letzten weißen Fleck auf der Weltkarte, seine Chancen, seinen Stil – und seine Familie.
Herr Marquez, willkommen in Österreich. Der Red-BullRing wird von vielen Fahrern äußerst geschätzt. Gehören Sie auch dazu, liegt Ihnen die Rennstrecke?
MARC MARQUEZ: Ja, natürlich. Es ist einfach herrlich. Die Strecke ist nicht lang, aber es geht bergauf, bergab. Sie folgt einfach den Landschaftsformen. Und das ist gut sie. Mir gefällt’s.
Dabei haben Sie hier noch nie gewonnen, der einzige weiße Fleck auf der MotoGP-Landkarte. Sollte sich das heuer ändern? Ja, ja, ich weiß. Dass ich auf dem Red-Bull-Ring noch nie gewonnen habe, war schon bei der offiziellen Pressekonferenz das Gesprächsthema Nummer eins, es ärgert mich ja selbst. In den Jahren zuvor hatte ich mit Dovizioso und mit Jorge Lorenzo ein sehr, sehr spannendes Duell. Das war wirklich knapp. Da hat zum Sieg nicht wirklich viel gefehlt. Anders war es beim ersten Mal. 2016 lief so ziemlich alles schief. Im Qualifying nur Fünfter, ebenso im Rennen. Da kamen wir überhaupt nicht zurecht. Deshalb ist unser ganz großes Ziel, heuer zu gewinnen.
Wie die letzten Rennen gezeigt haben, hat Honda heuer ein tolles Motorrad gebaut. Und die Kombination mit Ihnen scheint nahezu unschlagbar zu sein. Gilt das auch für den Red-Bull-Ring? Wir hoffen. Ducati ist hier immer stark, aber wir werden alles tun, um sie heuer zu schlagen. Wir waren immer nahe dran, aber wir wussten auch, wo wir Schwächen haben, was wir verbessern müssen. Vor allem beim Motor. Nun, wir haben einige PS gefunden. Und gerade hier, mit den langen Geraden, braucht man Leistung. Heuer wird es besser, wir haben mehr PS, mehr Drehmoment. Dazu haben wir in allen anderen Bereichen viele Detailverbesserungen gefunden, sodass das gesamte Paket besser ist. Wir sind in jedem Fall zuversichtlich.
Dazu natürlich Ihr unglaublicher Fahrstil. Es scheint, als könnten Sie permanent die Grenzen der Physik verschieben. Gehen Sie
manchmal nicht zu hohes Risiko, auch dann, wenn es gar nicht mehr notwendig ist? Da muss ich lachen. Es ist einfach meine DNA, ich kann gar nicht anders. Das war schon immer so. In meinen Anfangsjahren war es vielleicht sogar eine Schwäche, alles zu riskieren. Einfach zu viel zu wollen. Aber mit der Zeit bin ich schon ruhiger geworden. Und heute versuche ich, nur dann ein Risiko einzugehen, wenn es auch absolut notwendig ist, das können Sie mir schon glauben. Einige Kollegen sehen das vielleicht anders. Zuletzt hat Sie Alex Rins kritisiert und behauptet, Sie seien gegenüber den Konkurrenten ziemlich respektlos. Ja, ja, ich weiß, alle wollen nach vorn, jeder will der Beste sein. Aber es kann nur einer gewinnen. Oft gibt es emotionale Situationen. Im ersten Augenblick trifft man schnell Aussagen. Ich habe mich in Spielberg mit Alex Rins ausgesprochen, wir saßen im Motorhome zusammen. Alles ist in Ordnung.
Jetzt hat auch Ihr Bruder Alex in der Moto2 schon fünf Rennen gewonnen. Wann werden wir ihn in der MotoGP sehen? Alex ist mein Bruder und mein bester Freund. Wir reden viel miteinander. Wann er in die MotoGP kommt, kann ich nicht sagen. In der MotoGP sollte er auch nur kommen, wenn das Team stimmt, wenn er ein siegfähiges Motorrad bekommt, wenn er gewinnen kann. Darauf sollte er warten, er ist noch jung.
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