Stolz auf Holz!
Auf dem gewaltigsten Motorrad sitzt in Spielberg nicht Marc Marquez oder Valentino Rossi, sondern der Kärntner Ernst Eberhard. Sein Unikat ist aus Eichenholz.
Wo immer Ernst Eberhard in Spielberg auch auftaucht, stürmen die Fans auf ihn zu und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Kärntner Maschinenbauer hat aus Eichenholz und mit bis zu 100 Jahre alten – und ebenfalls einzigartigen – Bestandteilen ein imposantes Motorrad gebaut. Damit ist sein 310 Kilogramm schweres „Woodbike“ein weltweites Unikat. Ein Jahr lang wurde zunächst am Computer getüftelt, erst dann wagte sich der 52-jährige Feldkirchener daran, sein „Fantasieobjekt“in die Realität umzusetzen. Und auch dafür nahm sich der Spezialist für Wasserturbinen gut zwölf Monate Zeit. as „Woodbike“ist mit einem Dieselaggregat aus dem Zweiten Weltkrieg bestückt. Der Standmotor wurde ursprünglich in der Landwirtschaft eingesetzt und leistet satte 4,5 PS. „Damit lässt sich eine Höchstgeschwindigkeit von
43 km/h erzielen“, erzählt Eberhard schmunzelnd und kommt sogleich auf das „Indian“-Getriebe seines Holzbi
Dkes zu sprechen. „Es stammt aus dem Jahre 1925, funktioniert aber noch immer bestens.“Und wie wird das Drei-Gang-Getriebe bzw. das Gas bedient? „Der Ganghebel – rechts vom Tank – ist ein uraltes Stemmeisen. Für den Gashebel – links vom Tank – muss ein alter Schraubenzieher herhalten“, erklärt der Kärntner (siehe dazu kleines Bild rechts).
Natürlich sitzt es sich auf der „Kärntner Eiche“auch vorzüglich. Die Sitzbank ist nichts
anderes als ein
Pferdesattel. Darunter ist – für den Betrachter nicht ersichtlich – die Elektronik des Bikes verbaut.
Aber nicht nur Eiche wurde bei Eberhards „EE 01“(so die Typenbezeichnung) verbaut. „Der Lenker besteht aus zwei mächtigen, krumm gewachsenen Fichtenästen. Die haben wir einmal zufällig beim Holzschlägern entdeckt“, erzählt der Konstrukteur, „ursprünglich waren als Lenker zwei riesige Bullenhörner geplant.“Und wie bremst man dieses „Urviech?“„Die Bremsen hinten sind mechanisch, die vorne hydraulisch. Die Leitungen sind so
im Holz verlegt,
dass man sie nicht sieht“, Eberhard weiters.
Welche Besonderheiten des „Woodbikes“noch ins Auge stechen? Dazu gehört ganz sicher der Seitenständer, im ländlichen Bereich auch als „Heustecher“bekannt. Und ein Spaten aus dem Ersten Weltkrieg. Dieser wurde zur „Einlegearbeit“im hinteren „Kotblech“. Ebenfalls hitverdächtig: eine antike Eisengabel, die als Schutz für die Schwungscheibe dient (zweites kleines Bild). um Abschluss noch die Frage aller Fragen: „Welche Summe muss man auf den Tisch blättern, um das „Woodbike“zu erwerben? „Sorry, aber meine Maschine ist unverkäuflich“, erklärt Eberhard und fügt an: „Mir wurde auch schon angeboten, mein Motorrad gegen eine nigelnagelneue Harley Davidson einzutauschen.“Auch das wurde abgelehnt.
Stichwort Ablehnung: Derzeit kämpft der Kärntner um eine Straßenzulassung für seine Maschine. „Motorräder mit Holzrahmen sind im EU-Gesetz nicht vorgesehen. Es wird ein steiniger Weg. Derzeit laufen gerade Bruchtests. Die Eiche hat da sicher kein Problem.“
Zerklärt