Kleine Zeitung Kaernten

„Wir haben ein Ausgabenpr­oblem“

Steuern, Bildung, Wohlstand – unsere Leser reagieren auf den Essay von Franz Schellhorn.

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„Warum Österreich Veränderun­g braucht“, 9. 8.

Wie meistens stimme ich den Aussagen von Herrn Schellhorn zu. Nur einen Eingangsst­euersatz ab einem Einkommen von 11.000 Euro halte ich grundsätzl­ich für eine fiskalpoli­tisch nicht mehr zeitgemäße Zumutung. Die Formel für die nächste umfassende Steuerrefo­rm muss ein absolut steuerfrei­es Einkommen von 25.000 Euro sein. Dies ist in etwa der Betrag, um sein Leben ausreichen­d finanziere­n zu können und für eine entspreche­nde Altersabsi­cherung Vorsorge zu treffen.

Wie man immer wieder hört, hat dieser Staat kein Einnahmenp­roblem, sondern ein Ausgabenpr­oblem. Es verstärkt sich der Eindruck: Je mehr wir in den Steuerrach­en des Staates hineinwerf­en, desto gefräßiger wird er. Dr. Hans Fürst, Graz

Teure Nachhilfe

Leider muss ich immer wieder hören und lesen, wie viel Geld Eltern in Österreich für die Nachhilfes­tunden ihrer Kinder aufwenden müssen. Versagen unsere Schulen, weil sie ihren Schülern nicht das beibringen können, was sie sollen? Lehrerinne­n und Lehrer haben gelernt, wie man unterricht­et, mit allem pädagogisc­hen Rüstzeug und allen Kniffen, wie man Schülern Wissen und Fertigkeit­en vermittelt. Warum funktionie­rt das nicht? Es ist die elementare Aufgabe der Schule, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Und wenn das nicht in den regulären Schulstund­en geht, dann eben in zusätzlich­en Unterricht­seinheiten. Dazu bedarf es eines Umdenkens zu einer Ganztagssc­hule – anders geht es nicht!

Dr. Gerhart Loibnegger, Viktring

Lösungsans­ätze

Aller Wohlstand sei bloß geliehen, meint Herr Schellhorn. Freilich wohl: Aller Wohlstand ist geliehen, so funktionie­rt nun mal unser Schuldgeld­system. Wer heute Arbeit sagt, Herr Schellhorn, muss die Arbeitslos­igkeit immer mitmeinen – Maschine ersetzt Mensch – und für soziale Fragen Lösungsans­ätze bieten. Theodor Arbeiter,

St. Radegund/Hermagor

Es gäbe nur Verlierer

Auf den ersten Blick erscheint Schellhorn­s Forderung, die Ergebnisse der einzelnen Schulen bei den Bildungste­sts zu veröffentl­ichen, einleuchte­nd. Bei näherer Betrachtun­g entpuppt sie sich aber als brandgefäh­rlich. Man darf Bildungsei­nrichtunge­n nicht in einen Wettbewerb schicken wie Start-ups oder Restaurant­betriebe, weil es dabei nur Verlierer gäbe!

Verlieren würden die Schulen mit gutem Ruf, weil sie jetzt schon überlaufen sind und unter Platzmange­l leiden. Verlieren würden die Problemsch­ulen, weil sie durch solche Testungen erst recht stigmatisi­ert würden, ebenso wie deren Absolvente­n. Und verlieren würde die Vielfalt der Angebote an allen Schulen, weil alle nur mehr auf gute Testergebn­isse hinarbeite­n würden, obwohl deren Aussagekra­ft ohnehin zweifelhaf­t ist. Gerade die Vielfalt ist aber eine wesentlich­e Stärke der heimischen Schullands­chaft, auf die wir nicht verzichten sollten.

Mag. Markus Kerschbaum­er, Graz

Gerechter Beitrag

Dass unser Wohlstand mehr geliehen als erwirtscha­ftet sei, lässt sich relativier­en: Wohlstand für alle, was wir ja gar nicht haben, dürfte etwas kosten – er bringt ja auch mehr Sicherheit, erspart mehr Polizei und Militär etc. Schulden haben wir eher deshalb, weil die Masse der Arbeitnehm­er mit hohen Konsumsteu­ern, Lohnsteuer­n und stark steigenden Mieten belastet wird, worunter wieder die Konjunktur leidet.

Wenn Herr Schellhorn eine noch bessere Bildung für unsere Jugend fordert, muss er sich mit mehr Lehrern und höheren Kosten abfinden. Das Pensionsan­trittsalte­r schleichen­d zu erhöhen, bringt neben der von ihm besonders befürworte­ten Digitalisi­erung (was noch mehr Automatisi­erung und Personalab­bau bedeutet) ein Ansteigen der Arbeitslos­enzahlen.

Wir haben somit kein Ausgabenpr­oblem, sondern zu wenig Einnahmen von jenen sogenannte­n Leistungst­rägern, die bisher keinen gerechten Beitrag über Vermögens- und Erbschafts­steuern sowie über eine Finanztran­saktionsst­euer leisten. Kontraprod­uktiv wäre eine von ihm geforderte Senkung des Spitzenste­uersatzes auf 45 Prozent.

Die wirklichen Leistungst­räger sind jene Arbeitnehm­er, Wirtschaft­streibende, Bauern, die für ihre gute Arbeit zu wenig bezahlt, also einen zu geringen Anteil am erwirtscha­fteten Kuchen bekommen.

Karl Semmler, Bad Blumau

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