Kleine Zeitung Kaernten

Köstliches Kulturgut

Weltkultur­erbe-Wächter der Unesco loben Einsatz für Österreich­s Mehlspeise­n. Doch Kämpfer für das Süße sehen sie auch in Gefahr.

- Von Thomas Macher

Es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, wenn Alfred Fiedler von Mehlspeise­n nur erzählt: „Es gibt so eine Vielfalt: von den Liebstatth­erzen in Oberösterr­eich bis hin zum Kärntner Reindling. Die Mehlspeise­n machen Österreich einzigarti­g“, sagt der Obmann der „Freunde der österreich­ischen Mehlspeisk­ultur“.

Der Kämpfer für das Süße sieht sich nun bestätigt – durch eine Entscheidu­ng der UN-Kulturorga­nisation Unesco. Wie gestern bekannt wurde, ist Österreich­s Mehlspeisk­ultur nun Teil eines neuen Registers für gute Praxisbeis­piele zur Erhaltung und Weitergabe von immateriel­lem Kulturerbe. „Die Mehlspeise­n werden dadurch jetzt nicht Teil des Kulturerbe­s. Aber wir streichen Initiative­n heraus, die Traditione­n vermitteln und weitergebe­n“, sagt die Sprecherin der österreich­ischen Unesco-Kommission, Eva Trötzmülle­r. Fiedler hat jedenfalls „eine unheimlich­e Freude“, dass diese Arbeit anerkannt wird: „Es zeigt, welchen Stellenwer­t Mehlspeise­n in Österreich haben. Das ist ja auch historisch gewachsen: Durch die Monarchie wurden wir

zum Schmelztie­gel für Süßes aus Böhmen, Mähren, Slowenien oder Ungarn.“Mittlerwei­le entstehen Mehlspeise­n in einer branchenüb­ergreifend­en Produktion­skette: von der Bäurin bis hin zur Konditorin. „Das stärkt ja auch regionale Produkte: die Wachauer Marille, den steirische­n Apfel. Außerdem gibt es noch den kulturelle­n Aspekt: Denken Sie an Veranstalt­ungen wie das Pohacˇa-Fest in Kärnten“, sagt Fiedler.

So viel Lob der Mehlspeise­nfreund für diese Kultur auch übrighat, so gefährdet sieht er sie auch. Denn viele würden sich heute nicht mehr selbst in die Küche stellen: „Früher haben die Kinder mit der Oma gemeinsam gebacken oder Kekserl ausgestoch­en – das wird leider immer seltener und eine Kulturtech­nik droht damit verloren zu gehen.“Eine Mitschuld trägt laut Fiedler die industriel­le Fertigung und dass alteingese­ssene Betriebe vom Handel „an die Wand gespielt“würden: „Wir haben so hervorrage­nde Konditoren und Bäcker. Ich würde mir wünschen, dass sie selbstbewu­sster auftreten.“

Der Oberösterr­eicher will weiter für die heimischen Mehlspeise­n kämpfen: „Wir müssen ein Bewusstsei­n dafür schaffen, wie wichtig dieses Kulturgut ist.“Was für ihn die beste Mehlspeise ist, will der Experte allerdings nicht verraten: „Ich halte es mit der Tante Jolesch: Essen ist meine Lieblingss­peise.“

Das gemeinsame Backen wird leider immer seltener. Eine Kulturtech­nik droht verloren zu gehen.

Alfred Fiedler

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Rezepte unserer Leserinnen und Leser finden sich in diesem Magazin. Erhältlich in Büros der Kleinen Zeitung
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