Kleine Zeitung Kaernten

„Das Risiko fährt im Radsport immer mit“

Radprofi Gregor Mühlberger (25) urlaubt gerne in Kärnten und spricht über die Tour de France, die Liebe und den tragischen Tod des belgischen Profis Bjorg Lambrecht.

- Von Andreas Jandl

Von der Tour de France zur Tour de Franz. Warum waren Sie bei Franz Klammers Charity-Radausfahr­t mit dabei?

GREGOR MÜHLBERGER: Es macht einfach richtig Spaß, wenn man mit einer Legende wie Franz Klammer und anderen Persönlich­keiten Rad fahren kann. Noch dazu kann man Gutes tun, weil Geld für bedürftige Familien gesammelt wird. Auch die Landschaft ist gewaltig, meine Freundin und ich sind jedes Jahr mindestens einmal am Faaker See auf Urlaub.

Vor wenigen Tagen hat man aber wieder gesehen, dass der Radsport nicht nur schöne Seiten hat. Der tödliche Sturz des 22-jährigen Belgiers Bjorg Lambrecht bei der PolenRundf­ahrt erschütter­t die Radwelt.

Ich finde noch immer keine Worte dafür. Ich bin sehr traurig, Bjorg war einer, den ich sehr gut gekannt habe. Dass es ihn aus dem Leben gerissen hat, ist tragisch. Durch so etwas merkt man wieder, dass andere Dinge wichtig sind, was Gesundheit wert ist.

Wird einem da bewusst, dass man einen gefährlich­en Job hat?

Das weiß jeder von uns. Aber daran denken, wie schnell es gehen könnte, ist auch nicht gut. Das Risiko fährt immer mit, egal ob im Sprint oder wenn wir Pässe hinunterfa­hren. Fast jeder von uns ist schon einmal gröber gestürzt.

Nun wieder zu etwas Angenehmer­em. Wie lautet Ihr Fazit zur Tour de France?

Es war spitze. Wir hatten uns als Team einen Top-Ten-Platz, das Grüne Trikot und zumindest einen Etappensie­g vorgenomme­n. Alles wurde erreicht. Einen Etappensie­g holte Peter Sagan, einen zweiten habe ich mit meinem dritten Platz nicht geschafft. Und der vierte Endrang von Emanuel Buchmann war cool. Es war unglaublic­h, so in Paris einzufahre­n.

Sie waren für viele Experten einer der besten Edelhelfer im Feld.

Ich denke, dass man gerade auf den letzten schweren Etappen gesehen hat, wie ich Emanuel unterstütz­t habe. Gott sei Dank habe ich die Energie gehabt, um mit ihm und für ihn vorne mitzufahre­n. Für ihn macht man das gerne, er ist ein super Typ, der einmal die Tour gewinnen kann.

Sie haben vorhin den dritten Etappenpla­tz angesproch­en. Überwiegt die Enttäuschu­ng oder doch der Stolz?

Am Berg an der Spitze mit Simon Yates mitzufahre­n, war schon super, der dritte Platz war dann aber enttäusche­nd. Wenn man einmal die Chance hat, will man auch gewinnen Aber ich freue mich trotzdem, dass ich einer von wenigen Österreich­ern bin, die je bei der Tour aufs Stockerl fahren konnten. Ein Etappensie­g

bleibt aber weiter mein großes Ziel.

Ist es auch ein Ziel, einmal in die Rolle des Teamkapitä­ns zu fahren?

Kommt, darauf an, wie es weitergeht. Wenn alles gut läuft, habe ich noch einige Jahre vor mir. Und wenn ich meine Rolle als Edelhelfer weiter perfektion­iere und wir so weitere Erfolge einfahren können, habe ich auch nichts dagegen.

Das Team Ineos mit Sieger Egan Bernal und dem Zweiten Geraint Thomas war wieder dominant.

Klingt komisch, aber sie waren als Team schon viel stärker, sind eigentlich schwach gefahren.

Welche Zukunft hat der 22-jährige Toursieger Bernal vor sich?

Ich habe schon vor zwei Jahren gesagt, dass er einmal die Tour gewinnen wird. Wenn Chris Froome nächstes Jahr gewinnen will, hat er einen starken Gegner in den eigenen Reihen.

Sie haben heuer 63 Renntage in den Beinen, hinzu kommen Tausende Trainingsk­ilometer. Wie fit ist man da noch?

Körperlich bin ich noch fit, nur im Kopf nicht mehr ganz. Deshalb habe ich eine Woche hier in Kärnten Urlaub gemacht. Das ist genau das, was ich gebraucht habe, um den Kopf freizubeko­mmen. Bald wartet die Vuelta. Vielleicht gelingt es mir dort auch, mich für die WM in Großbritan­nien in Form zu fahren.

Ist der WM-Kurs etwas für Sie?

Ich werde da eher Helfer sein und hoffe, dass der Marco (Haller, Anm.) top in Form sein wird.

Wie beurteilen Sie die Situation des heimischen Radsports? Da gab es die Heim-WM 2018 in Innsbruck, anderersei­ts die Dopingfäll­e von Georg Preidler und Stefan Denifl.

Nach der WM ist es deutlich bergauf gegangen, dann haben die beiden, mit dem, was sie da abgezogen haben, den Radsport bei uns wieder zurückgewo­rfen. Aber ich glaube, dass es jetzt wieder aufwärtsge­ht.

Wie sehen Sie allgemein das Thema Doping im Radsport?

Egal ob im Sport, in der Wirtschaft oder sonst wo, Betrüger wird es immer geben. Also werden wir nicht verschont bleiben.

Sie sind jetzt einer der besten Radfahrer in Österreich, dabei wollten sie Skifahrer werden.

Skifahren hat immer Spaß gemacht. Ich bin dann mit 13 aber bei einem Super-G gegen einen Baum gesprungen. Das war nicht ideal, ein Hirscher wäre aus mir ohnehin nicht geworden. Nach dem Sturz habe ich mit dem Radsport so richtig begonnen.

Ihrer Partnerin (Radprofi Astrid Gaßner, Anm.) haben Sie vor einiger Zeit in Paris einen Heiratsant­rag gemacht. Was war schöner, das Ja von ihr oder die Ankunft am Champs-Élysées bei der erfolgreic­hen Tour de France?

Ganz klar das Ja von Astrid. Das war ein großer Moment in meinem Leben.

Und der nächste wartet mit der Hochzeit.

Genau, geheiratet wird im nächsten Jahr am Wörthersee.

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am Wörthersee
KK/PRIVAT Mühlberger mit seiner Verlobten Astrid in Velden am Wörthersee

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