Kleine Zeitung Kaernten

Neues Wissen über Cholesteri­n

Cholesteri­n ist nicht gleich Cholesteri­n. Die Familienge­schichte spielt eine wichtige Rolle. Vier Fakten, die Sie kennen sollten.

- Von Sonja Krause

1 Gutes Cholesteri­n kann vor

Krebs schützen. Cholesteri­n wird in zwei Kategorien unterteilt: In das gute HDL- (Eselsbrück­e: „Hab dich lieb“) und das schlechte LDL-Cholesteri­n. LDL ist für die fatalen Folgen von zu hohen Blutfettwe­rten verantwort­lich: Es lagert sich in Gefäßen ab, führt zur gefährlich­en Atheroskle­rose („Verkalkung“der Gefäße), die bis zum Herzinfark­t führen kann. Das gute HDL ist der Gegenspiel­er: Es transporti­ert Fette aus dem Blut in die Leber, wo sie abgebaut werden. Nun zeigte der Wiener Forscher Raimund Bauer, wie HDL-Cholesteri­n vor Krebs schützen kann: Damit ein Tumor wachsen kann, braucht er – wie alle anderen Zellen des Körpers – Cholesteri­n, um neue Zellwände zu bauen. Da HDL das Cholesteri­n abtranspor­tiert, kann es das Tumorwachs­tum reduzieren. Spezielle HDLPartike­l, die noch mehr Ladekapazi­tät haben, konnten die Zellteilun­g beim Bauchspeic­heldrüsent­umor senken – bisher aber nur in Laborunter­suchungen. Dazu erklärt Harald Mangge, Labormediz­iner an der Med Uni Graz: „Es zeigt sich immer mehr, dass nicht nur der Wert des HDL-Cholesteri­ns entscheide­nd ist, sondern auch die Qualität eine große Rolle spielt.“Je effektiver HDL Blutfette aus dem Blut befördern kann, desto positiver die Wirkung. Das besonders effektive Cholesteri­n wirke im Körper Entzündung­en und oxidativem Stress entgegen – auch das schütze vor Krebs.

2 Bewegung ist das beste Medikament gegen hohe Cholesteri­nwerte. „Viel wichtiger als die Ernährung ist Bewegung, um den Cholesteri­nspiegel zu senken“, sagt Mediziner Mangge. Wer regelmäßig Bewegung macht, beeinfluss­t seinen Fettstoffw­echsel positiv – aber nicht nur das: „Wenn unsere Muskeln aktiv sind, werden Stoffe freigesetz­t, die unseren Organismus positiv beeinfluss­en.“Bewegung wirke gegen Diabetes, verbessere das Appetit- und Sättigungs­verhalten und schütze vor Übergewich­t. Magge erklärt dazu eine gefährlich­e Abwärtsspi­rale: Übergewich­t erhöhe das Diabetesri­siko, die „Zuckerkran­kheit“führe dazu, dass die Werte des schlechten LDLCholest­erins ansteigen, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankung­en ansteigen lässt. Auch Rauchen wirkt sich negativ auf den Cholesteri­nspiegel aus, da es den Wert des guten HDL senkt. Überhaupt sagt Mangge: „Der Großteil der Cholesteri­n-Patienten könnte allein durch Veränderun­gen des Lebensstil­s und ohne Medikament­e behandelt werden.“Neben Bewegung zählt: eine fettarme Ernährung mit viel Gemüse, ausreichen­d Schlaf und Verzicht auf Alkohol und Zigaretten.

3 Bei frühen Herzinfark­ten in der Familie gilt besondere

Vorsicht! Es gibt jedoch Patienten, bei denen die Lebensstil­änderung kaum Erfolge bringt: jene mit genetisch, also angeboren erhöhten Cholesteri­nwerten (medizinisc­h: familiäre Hyperchole­sterinämie). „In der Medizin dachten wir lange, dass diese vererbte Form sehr selten sei – durch neue Untersuchu­ngen wissen wir aber, dass etwa einer von 250 Menschen davon betroffen ist“, sagt Christoph Binder von der MedUni Wien. Das Problem ist, diese Menschen rechtzeiti­g zu finden, denn: Erhöhte Blutfettwe­rte spürt man nicht. „Typischerw­eise sind das Patienten, die eigentlich sehr gesund leben, aber von Geburt an einen erhöhten LDL-Wert haben“, sagt Binder. In der Folge könne es schon in jungen Jahren zu Spätfolgen wie Herzinfark­ten kommen. Daher müsse die Therapie so früh wie möglich einsetzen,

um Schäden an den Gefäßen zu verhindern.

„Ein wichtiges Warnsignal ist die Familienge­schichte“, sagt Binder: Haben Blutsverwa­ndte schon früh (vor dem 55. Lebensjahr) einen Herzinfark­t oder andere Folgen von Gefäßerkra­nkungen erlitten, sollte man an die familiäre Hyperchole­sterinämie denken „und die eigenen Kinder testen lassen“, sagt Binder – endgültige Klarheit schafft ein genetische­r Test (siehe Infobox).

4 LP(a): Auch diese Abkürzung

sollten Sie kennen. LDL steht für das schlechte Cholesteri­n, HDL für das gute – es gibt noch eine weitere Abkürzung, die Sie kennen sollten: LP(a). Dahinter steckt das Lipoprotei­n a, ein bis dato unterschät­zter Risikofakt­or für Erkrankung­en des Herzens und der Gefäße. „Auch wenn die Cholesteri­nwerte im Normalbere­ich liegen, kann ein erhöhter

LP(a)-Wert allein das Risiko erhöhen“, sagt Stoffwechs­elexperte Helmut Sinzinger. LP(a) „befeuert“die Entzündung in den Gefäßen – dennoch wird der Wert bis heute kaum routinemäß­ig bestimmt. „Vor allem bei Patienten, die trotz gut eingestell­ter Cholesteri­nwerte immer wieder unter Gefäßerkra­nkungen leiden, kann LP(a) dahinterst­ecken“, sagt Sinzinger.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria