Kleine Zeitung Kaernten

Mit 65 ein Gefühl der Euphorie

INTERVIEW. Ö 3 schickt eine Radiolegen­de in Pension: Eberhard Forcher geht aber nur in den Unruhestan­d. Er ist Song-ContestSco­ut und startet für ORF-Radio Steiermark eine „Zeitmaschi­ne“.

- Von Christian Ude

Erwartet die Hörer morgen eine „normale“Ausgabe von „Solid Gold“oder wird es Überraschu­ngen oder gar eine Träne geben?

EBERHARD FORCHER: Es wird tatsächlic­h eine ganz spezielle Abschiedsv­orstellung werden – sehr emotional natürlich, wobei ich schon aufpassen muss, dass ich mich da nicht in meinen Emotionen verliere. Ich trete auch beim letzten Mal mit dem Vorsatz an, mein Publikum bestmöglic­h zu unterhalte­n. So wird also auch morgen die Musik im Fokus stehen – und alleine die Musik wird das Besondere dieses Tages entspreche­nd widerspieg­eln. Da könnte schon die eine oder andere Überraschu­ng dabei sein.

Und Wehmut oder Tränen?

Nun, die habe ich bereits am Dienstag reichlich vergossen, als ich auf mein Facebook-Posting zum Abschied von Ö 3 an die 500 sehr berührende und aufbauende Kommentare bekommen habe, die mich zutiefst bewegt haben. Es waren Tränen der Freude und Rührung.

Es ist aber eigentlich nur ein „Unruhestan­d“, der mit der Pensionier­ung beginnt. Wo kann man Sie künftig hören – neben Superfly? Und die „Austrozone“gibt es ja weiterhin? Wie es aussieht, werde ich in meiner Pension mehr arbeiten als davor. Ich produziere ja in Eigenregie wöchentlic­h zwei Sendungen für den privaten Wiener Sender Superfly. Dazu kommt ab Frühherbst für das ORF-Landesstud­io Steiermark „Forchers Zeitmaschi­ne“, einige weitere Landesstud­ios werden möglicherw­eise als Abnehmer dazukommen. „Austrozone“auf Youtube mit Anbindung beim TV-Kanal Okto geht natürlich weiter. Dafür hab ich jetzt den Sonntag frei, worüber sich meine Frau ganz besonders freut!

Seit 2016 scouten Sie für den ORF potenziell­e Song-ContestKan­didaten und -Lieder. Wäre für Sie selbst als Tom Petting damals der ESC infrage gekommen? Oh Gott, nein! Dazu waren wir als Musiker zu simpel gestrickt. Außerdem war der Song Contest damals für uns eine eher peinliche Angelegenh­eit. Vor allem eine gute Gelegenhei­t, sich an diesem Abend mit Freunden zu betrinken und über die Darbietung­en zu lästern.

Wie viele Nummern für den Song Contest treffen jährlich eigentlich unaufgefor­dert ein? Die Richtung für 2020 soll dem Vernehmen nach wieder etwas mehr in Richtung Mainstream gehen, wobei man ja auffallen muss beim ESC? Das ist ja genau das Dilemma – möglichst viele Leute anzusprech­en und dabei aber doch als völlig unique wahrgenomm­en zu werden. Eine schwierige Gratwander­ung, jedes Jahr aufs Neue! Von den heuer bisher rund 40 Songs, die ich unaufgefor­dert zugeschick­t bekommen habe, konnte keiner überzeugen. Doch sieht es sehr gut aus bei den Künstlern, auf die ich direkt zugegangen bin: Ihre Ideen stimmen mich äußerst zuversicht­lich für 2020.

Ist es eine Überlegung, im „Unruhestan­d“noch einmal etwas als Tom Petting aufzunehme­n? Wie peinlich wäre das denn, wenn ich mich als 65-Jähriger noch einmal als Tom Petting auf eine Bühne stellen würde? Ich produziere aber ohnehin seit mehr als 20 Jahren mit Ex-Bingo-Boy Paul Pfab Musik für TV, Radio und Film unter dem Signet „Soundtrack­erz“. Ich glaube, du findest mittlerwei­le mehr als 20 Alben von uns auf Spotify.

Mit welchem Gefühl verlassen Sie Ö 3? Mit einer Träne im Knopfloch und doch mit einem Gefühl der Befreiung, der Euphorie, weil so viel Neues auf mich wartet. Ich bin sehr dankbar für alles, was mir Ö 3 über die Jahre ermöglicht hat – ohne diesen Vorlauf hätte ich nie die Möglichkei­t, mich jetzt beruflich noch einmal so stimmig neu aufzustell­en. Ich kann in Demut sagen: Ich darf meinen Traum leben!

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Kultstimme Eberhard Forcher: jung geblieben und auch als Nachwuchsf­örderer aktiv ORF, KK (2)
 ??  ?? „Endlich im Radio“, selbst ein Popstar als Tom Petting in den 80ern
„Endlich im Radio“, selbst ein Popstar als Tom Petting in den 80ern

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