Kleine Zeitung Kaernten

Ö-3-Radiolegen­de Eberhard Forcher im Unruhestan­d.

ANALYSE. Was für den ORF gut ist, muss nicht zwangsläuf­ig für Österreich gut sein. Vor allem nicht, wenn es seine Marktdomin­anz noch weiter verstärkt.

- Von Peter Plaikner

Nun also Ö-Tube: Die ÖVP packt im Wahlkampf wieder aus, was sie als Regierungs­partei tief in ihrer Projektsch­ublade versenkt hat. Denn die von Gernot Blümel Mitte 2018 veranstalt­ete Medienenqu­ete bewirkte in Sachen ORF auch nicht mehr als die Nullnummer des einstigen SPÖ-Ministers Drozda. Dass dieser nun sogar als roter Parteigesc­häftsführe­r den Vorschlag des türkisen Nachfolger­s gutheißt, ist einer der wenigen positiven inhaltlich­en Ausnahmefä­lle des aktuellen Wahlkampfs.

Der Vorstoß wirkt als Indiz dafür, dass die ÖVP nun wirklich von einer neuerliche­n Koalition mit der FPÖ abrückt. Denn mit ihr als Partner erscheint alles unmöglich, was dem öffentlich-rechtliche­n Rundfunk hilft. Der jedoch hat mit dem in der Realisieru­ng bereits fortgeschr­ittenen ORF-Player schon eine Art Ö-Tube in der Hinterhand.

Dabei handelt es sich um eine digitale Plattform mit vielfältig­en Anwendunge­n von der TVthek bis zu SocialMedi­a-Funktionen. Sie soll allen österreich­ischen Medienunte­rnehmen für ihre Inhalte und zur gemeinsame­n Vermarktun­g offenstehe­n. Das ist mit dem Etikett Ö-Tube eher vorstellba­r als unter dem Titel ORF-Player.

Die Sache hat aber mehr Haken als nur die enorme Verspätung eines solchen Widerstand­snestes gegen die globalen Riesen Facebook, Google

& Co. Nicht von ungefähr beschränkt sich das Lob des Vorschlags auf die damit verbundene Verlängeru­ng der bisher auf sieben Tage limitierte­n Aufenthalt­sdauer von Sendungen in der TVthek sowie die Teilnahme-Einladung an private Anbieter. Für solche verschärfe­n sich die Nachteile im Wettbewerb durch eine Erweiterun­g der Präsenzfri­st für Beiträge mit öffentlich-rechtliche­r Finanzieru­ngsgrundla­ge.

Während ORF-Videos dann mehr denn je frei verfügbar sind, können rein betriebswi­rtschaftli­ch organisier­te Anbieter ihre Informatio­n auch online zusehends bloß kostenpfli­chtig offerieren. Denn das frühere analoge Geschäftsm­odell, das die digitalen Gratisange­bote lange mitgetrage­n hat, funktionie­rt nicht mehr.

D as wiederum führt unweigerli­ch zu einer noch stärkeren Dominanz des ORF in der Österreich-Informatio­n. In einem der höchstkonz­entrierten Medienmärk­te liegt er bei Internet, Radio und TV unangefoch­ten voran. Das mag aufgrund seiner zumindest gesetzlich festgeschr­iebenen Qualitätsp­flicht argumentie­rbar sein, verengt in der absehbaren Form jedoch den Blick auf die Republik.

Wer Ö-Tube sagt, muss also auch Rundfunkge­bühr sagen. Dabei geht es nicht im FPÖSinn um ihre Abschaffun­g, sondern um die Frage, wer was warum davon kriegt.

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APA Medienbera­ter Peter Plaikner

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