Kleine Zeitung Kaernten

„Kriminelle Industrie steuert IT-Angriffe“

Stefan Schachinge­r berät Unternehme­n dabei, wie Computer und Maschinen gegen Angriffe geschützt werden können. Den Hackern gehe es vor allem um Erpressung – und sie haben eine große Infrastruk­tur.

- Von Roman Vilgut

Konzerne aus den USA verdienen gut an Cloud-Speichern. Kann man diesem Angebot angesichts von Datenskand­alen trauen?

STEFAN SCHACHINGE­R: Das ist ein kritisches Thema. Die DSGVO hat hier einiges bewirkt. Amerikanis­che Unternehme­n – wie auch wir bei Barracuda – haben verstanden, dass dieses Gesetz einzuhalte­n ist, und das wird durchwegs ernst genommen. Außerdem ist es technisch sinnvoller, Daten in Europa zu speichern. Man muss nicht mit Latenzzeit­en kämpfen.

Das Thema Datenschut­z ist in den Firmen angekommen?

Es hat vieles mit Bewusstsei­nsbildung zu tun. Unternehme­n müssen Mitarbeite­r schulen. Ein Beispiel sind USB-Sticks. Das sind beliebte Werbegesch­enke. Doch eigentlich weiß man nicht, was darauf gespeicher­t ist. Man muss den Stick dann wirklich nicht an den Laptop stecken, auf dem die Konstrukti­onspläne für Satelliten oder Raketentei­le sind, oder?

Die meisten Angreifer nutzten doch noch immer E-Mails. Wie kann man sich schützen?

Jeder kennt inzwischen Phishing. Man bekommt ein E-Mail von der Deutschen Telekom mit einer Rechnung, die angeblich nicht bezahlt ist. Meistens ist entweder ein Link oder ein Dokument drin, das die Schadsoftw­are enthält. Spamfilter können das technisch aussortier­en. Doch auch Nutzer können hinob es mit dem Absender irgendein Geschäftsv­erhältnis gibt oder nicht. Wenn etwas von der Bank kommt, nicht auf Links im Mail klicken, sondern selbst auf die Webseite der Bank gehen oder anrufen.

Beim Phishing geht es um Daten, aber wie schützt man sich vor Verschlüss­elung der Festplatte?

Ein Back-up der Dateien ist wirklich zu empfehlen. Der Klassiker sind USB-Festplatte­n, auf der die Dateien regelmäßig gesichert werden. Das schützt aber nicht vor Einbruch oder Brand. Cloudbasie­rte Dienste bieten hier Sicherheit, kosten aber halt ein paar Euro. Das Back-up ist dafür außer Haus, selbst bei einem Brand sind meine Daten sicher.

Von Smarthome bis Internet of Things, unsere Geräte werden immer vernetzter. Welche Gefahren lauern hier?

Ich nehme gerne das Beispiel des medial oft strapazier­ten Kühlschran­ks. Nur halt nicht den daheim, sondern die 15 Meterfrage­n,

ter langen Kühlhäuser in Supermärkt­en. Die sind schon heute intelligen­t und überwachen den eigenen Gesundheit­szustand, wissen, wie es dem Kompressor geht, ob genug Kühlmittel vorhanden ist, wie hoch die Temperatur ist. Und wir reden nicht von einem Supermarkt, sondern von Tausenden, die zentral überwacht werden. Wenn ein Angreifer diese über das Wochenende abschaltet, ist der Schaden enorm.

Wer macht solche Angriffe? Sind das rebellisch­e jugendlich­e Computerge­nies oder steckt da mehr dahinter?

So ein Skript-Kiddie oder Student steckt da nicht dahinter. Das ist eine kriminelle Industrie. Es geht in erster Linie um Erpressung. Entweder du zahlst, oder ich richte Schaden an. Man hat bei Ransomware­Attacken gesehen, dass es eine große Infrastruk­tur gibt. Das muss man erst einmal stemmen. Wird eine Schadsoftw­are weltweit ausgerollt, gibt es plötzlich Zigtausend­e betroffene Nutzer, die sich alle melden, weil sie die Entschlüss­elungskeys haben wollen. Das muss man abarbeiten können. Der einzelne Student oder Skript-Kiddie stemmt die Aufgabe dann nicht mehr.

Solche Attacken treffen immer wieder Produktion­sbetriebe, deren Maschinen mit alten Betriebssy­stemen laufen. Wie sichert man das ab?

Es gibt tatsächlic­h heute noch Maschinen, die mit Windows 2000 laufen, das ist kein böses Gerücht. Und diese Windows200­0-Maschine soll dann vernetzt werden, weil Daten ausgelesen werden sollen. In Firmen gibt es durch die Angriffe jetzt ein Umdenken. Sie reagieren und sichern Maschinen ab.

Aber für Windows 2000 gibt es schon lange keine Updates mehr.

Das stimmt und man kann kein Antivirus installier­en, weil sie vom Maschinenh­ersteller betreut werden. Das bedeutet, man stellt einen Computer vor die Maschine. Dort läuft eine Firewall, die einfach filtert und nur die nötigste Kommunikat­ion zulässt. Aber: Jede Maschine ist anders, jede Firewall muss individuel­l angepasst werden.

Haben die Angriffe auf Firmen also das Geschäft für IT-Sicherheit beflügelt?

Es hat schon Bewusstsei­n geschaffen. Vor allem im industriel­len Umfeld hat das einen Schub verursacht. Man will die Anlagen jetzt absichern.

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FOTOLIA Stefan Schachinge­r ist Experte für ITSicherhe­it bei Barracuda Networks
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