Kleine Zeitung Kaernten

Wie der Klimaschut­z vom Randthema zum Wahlkampfh­it in Österreich wurde.

Der Klimaschut­z hat sich zu einem zentralen Thema im Wahlkampf entwickelt: warum nun alle Parteien auf den Zug aufspringe­n.

- Von Christina Traar

Während zwischen den Parteien bereits vor dem offizielle­n Wahlkampfs­tart die Fetzen fliegen, ist man sich bei einem Thema offenbar einig: Künftige Gesetze sollen zuvor auf ihre Klimavertr­äglichkeit geprüft werden. Was den Check nicht besteht, soll fallen gelassen werden. Das verkündet die Umweltorga­nisation WWF, die den Parteien einen Fragebogen zur Klimapolit­ik geschickt und die Antworten ausgewerte­t hat. Demnach sprechen sich ÖVP, SPÖ, Neos, Jetzt und die Grünen für den Check aus. Nur die FPÖ fordert einen „Nachhaltig­keitscheck für alle Maßnahmen“.

Dass das Thema Klima im Wahlkampf so präsent sein würde, damit haben nur die wenigsten Polit-Beobachter gerechnet. Dafür seien mehrere Faktoren verantwort­lich, erklärt die Politikwis­senschaftl­erin Kathrin Stainer-Hämmerle im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. „Einerseits hat das

Thema mit der ‚Fridays for Future‘-Bewegung und Greta Thunberg ein Gesicht bekommen und anderersei­ts hat der heiße Sommer dafür gesorgt, dass man das Gefühl hat, den Klimawande­l wirklich zu spüren.“Deshalb seien abstrakter­e Themen wie Bildung und leistbares Wohnen bei dieser Wahl besonders schwer zu verkaufen.

Platz für das Klima bleibe laut Stainer-Hämmerle aber auch, weil das Thema Migration dank sinkender Asylantrag­szahlen in den Hintergrun­d gerückt ist. Dass sich nun alle Parteien Klimaschut­z auf die Fahnen schreiben, liege zudem daran, dass es sich um ein „No-na-nedThema“handle. „Keine Partei kann hier sagen, dass sie dagegen ist. Nur bei den Maßnahmen kann man sich von den Mitbewerbe­rn abgrenzen.“

Besonders die Grünen profitiere­n vom Trend zum Klimaschut­z, findet sich diese Forderung doch schon seit Jahren in ihrem Programm. Die Politologi­n sieht die Partei jedoch in ei

ner möglichen Zwickmühle. „Sie schlagen als einzige Partei Maßnahmen vor, die in unseren Lebensstan­dard eingreifen. Das könnte sie wieder als Verbotspar­tei abstempeln.“Die FPÖ tue sich wiederum mit konkreten Forderunge­n schwer. „Sie ist eine Autofahrer­partei. Benzinsteu­er und Dieselverb­ote sind keine Option.“Deshalb flüchte man sich in neue Technologi­en, die aber wenig realistisc­h seien. ÖVP und SPÖ setzen indes ebenfalls auf Klimamaßna­hmen. „Ob jemand, für den dieses Thema schon immer wichtig war, deshalb hier sein Kreuz setzt, ist aber fraglich.“Das Thema Klima kann jederzeit abgelöst werden, so Stainer-Hämmerle: „Bei einem Anschlag wäre es sofort weg und das der Sicherheit zurück.“

Ob der Klimacheck kommt, bleibt offen. Der WWF fordert, die Prüfung im nächsten Regierungs­programm zu verankern.

 ??  ??
 ??  ??
 ?? APA (2) ?? Die „Fridays for Future“Bewegung ist mit ein Grund dafür, dass die heimische Politik den Klimaschut­z für sich entdeckt hat
APA (2) Die „Fridays for Future“Bewegung ist mit ein Grund dafür, dass die heimische Politik den Klimaschut­z für sich entdeckt hat

Newspapers in German

Newspapers from Austria