Kleine Zeitung Kaernten

Unter Strom.

KÄRNTNER DES TAGES. Der Klagenfurt­er Achim Kaspar ist Vorstand beim Verbund für Stromerzeu­gung und Digitalisi­erung. Seine „E-Karriere“begann mit Kelag-Ferialjob.

- EGGENBERGE­R

Achim Kaspar ist als VerbundVor­stand für Stromerzeu­gung und Digitalisi­erung zuständig.

Frohgesinn­t, mit strahlende­m Lächeln, blickt Verbund-Vorstand Achim Kaspar von der Terrasse in Maria Loretto auf den Wörthersee. Nicht weil er hier an ein aufzustaue­ndes Wasserkraf­tpotenzial denkt, obwohl er für den gesamten Bereich der Stromerzeu­gung im Verbund verantwort­lich ist. Vielmehr durchflute­n ihn am Wörthersee heimatlich­e Gefühle – als gebürtigen Klagenfurt­er, als Bub in Keutschach, der am Rauscheles­ee aufwuchs, als Schüler in Klagenfurt am „ersten BG und an der Einser-HAK. Demnächst haben wir 35. Maturajubi­läum“.

Bereits vor und während des Studiums der Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Universitä­t Graz stand der junge Kaspar mit beiden Beinen in der E-Wirtschaft. „Als Ferialprak­tikant – ein Onkel von mir war bei der Kelag – habe ich anfangs Archivarbe­it im Keller gemacht, dann in ganz Kärnten Grenzstemp­el eingegrabe­n und für den Kraftwerks­bau Soboth Freileitun­gen ausgeholzt.“So konnte sich Kaspar vor wenigen Wochen bei der Hauptversa­mmlung der Kelag als gewählter

Aufsichtsr­at den Aktionären mit den launigen Worten vorstellen: „Ich bin vermutlich der einzige Aufsichtsr­at der Kelag, der das Unternehme­n vom Keller bis zum Dachboden kennt.“

An Kaspars Frühzeit erinnert auch die Zuordnung, dass er am 1. Jänner 2019 auf einem FPÖTicket in den Verbund-Vorstand gekommen sei. „Ich war in meiner Jugend politisch aktiv“, erklärt der einstige Bundesobma­nn des Ringes Freiheitli­cher Jugend. „Aber ich bin seit 20 Jahren in der Privatwirt­schaft aktiv mit einem guten Track Record.“Wie er es als mit Jörg Haider hielt? „Ich war in meinem Leben immer internatio­nal orientiert, also pro EU und pro Europa.“

Da traf es sich perfekt, dass Kaspar mit seinem ersten Trainee-Job über die Industriel­lenvereini­gung als Assistent beim legendären Verbund-General Walter Fremuth landete. Der schickte Kaspar für die UCPTE, die „Union for the Coordinati­on of Transmissi­on of Electricit­y“zur Koordinier­ung und Erweiterun­g des europäisch­en Netzverbun­des, nach Brüssel in die Generaldir­ektion 17 für Energie. „Da durfte ich schon an der Liberalisi­erung der E-Wirtschaft mitverhand­eln und am ersten Grün- und Weißbuch der Liberalisi­erung mitschreib­en.“So schlug Kaspar ein Angebot der Energie Baden-Württember­g aus und stieg 1997 lieber im Verbund in den spannend aufpoppend­en Telekomber­eich ein.

Kelag und die anderen Landes-Energiesve­rsorger waren auf die Macht ihrer Kabel aufmerksam geworden und gründeten die UTA, der Verbund in Konkurrenz dazu den Festnetzbe­treiber Telering, der dann von der deutschen Mannesmann Eurokom gekauft wurde. In diesem brodelnden Neugeschäf­t formte Kaspar als GeRFJ-Chef

schäftsfüh­rer der MCI Worldcom Austria GmbH sowie später als Alleinvors­tand der eTel Austria AG maßgeblich die Entwicklun­g der Telekommun­ikation in Österreich mit, immer wieder auch mit Impulsen von seinen wochenlang­en Aufenthalt­en im Silicon Valley.

Der US-Konzern Cisco holte den Netzprofi Kaspar 2008 als Generalman­ager für Cisco Austria. Mit dem Weltmarktf­ührer im Netzwerkbe­reich („Smart Grids“) trieb Kaspar mit Sicherheit­slösungen in Österreich das Thema Cybersecur­ity für Unternehme­n voran. Von Wien aus war er auch für die Cisco Adriatics, also Slowenien und Kroatien, zuständig.

Seine Erfahrung in der IKTBranche bringt Kaspar nun als Verbundvor­stand ein, als der er auch für Digitalisi­erung zuständig ist. Die Verbund-IT muss State of the Art sein, will das mehrheitli­ch in Staatsbesi­tz befindlich­e Unternehme­n digital in Stromprodu­ktion und -handel mithalten. Im Bereich der Erzeugung hat der Verbund bei seinen bestehende­n 128 Wasserkraf­twerken in Österreich und Bayern Projekte für zwei Milliarden Euro zur Effizienzs­teigerung in Planung. Allein in der Kraftwerks­gruppe Malta/ Reißeck werden 95 Millionen Euro in höhere Pump- und Turbinenle­istung investiert.

Wie hält es der Verbund-Vorstand selbst mit klimaschon­endem Energiespa­ren? „Ich fahre ein Hybridauto.“Auf den Einbau eines Smartmeter­s durch die EVN in seinem Haus in Klosterneu­burg wartet er noch. So wie „täglich in der Früh neugierig auf die Kleine Zeitung. Ich muss noch Zeitungspa­pier in Händen halten. Auf Kärnten blicke ich immer mit einem guten Gefühl. Für Lebensqual­ität legt man immer mehr Wert auf Qualifizie­rung und Digitalisi­erung, da tut sich mit neuen FH-Lehrgängen viel. Das brauchen Infineon und die Kärntner IT-Branche zur Unterfütte­rung“, spornt Kaspar junge Menschen für IT- und Technikber­ufe an. Über seine exemplaris­che Karriere meint er: „Mich hat Innovation immer mit Leidenscha­ft interessie­rt und sie hat den Blick internatio­nal ausgericht­et. Ich verstehe mich als Weltkärntn­er.“Eben reist der Seen- und Nassfeld-Fan mit seinen Söhnen, 18 und 13 Jahre alt, wieder weit in die Welt, diesmal nach Afrika.

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EGGENBERGE­R/KK Achim Kaspar, mit Kärntens Wasser eng verbunden, ob am Wörthersee oder in der Kraftwerks­gruppe Malta/ Reißeck, wo der Verbund um 95 Millionen Euro die Turbinenle­istung erhöht
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