Kein Wochenende ohne Protest
In Hongkong gingen erneut Zehntausende Menschen auf die Straße. Auch Familien mit Kinderwagen waren dabei. Die EU fordert unterdessen „Freiheiten“für Hongkong ein.
Zehntausende Menschen sind zu einem neuen Protestwochenende auf die Straßen Hongkongs zurückgekehrt. Vor allem junge Demonstranten beteiligten sich am Samstag an einem Protestmarsch gegen die Regierung. Auch Familien mit Kinderwagen waren dabei. Die Demokratiebewegung wird von der jüngeren Generation getragen. Gegen Abend, als sich der Marsch auflöste, versammelten sich einige Hundert vermummte Demonstranten vor einem Polizeirevier. Zuvor hatten sich Tausende Protestteilnehmer an einer ebenfalls friedlichen Kundgebung beteiligt. Im Verlauf des Wochenendes sind in der ehemaligen britischen Kolonie, die heute als Sonderverwaltungszone zu China gehört, weitere Proteste geplant. Befürchtet wird, dass es wieder zu Ausschreitungen kommt.
In einem Park fanden sich aber auch Tausende Gegendemonstranten ein, wie die Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“berichtete. Sie
schwenkten die chinesische Flagge, sangen die Nationalhymne und forderten ein Ende der Gewalt in der Stadt. In der 7,5-Millionen-Einwohner-Stadt demonstriert ein Teil der Bevölkerung seit mehr als zwei Monaten. Zwischendurch versammelten sich sogar zwei Millionen Menschen zum Protest.
Das Bündnis Civil Human Rights Front hofft auf Hunderttausende Teilnehmer beim heutigen geplanten Protestmarsch. Zuletzt wurde bei einer Protestveranstaltung auch eine Videobotschaft des Demokratie-Aktivisten Ray Wong gezeigt, der in Deutschland lebt. Er forderte vom Westen ebenfalls mehr Druck auf Peking. „Falls sich die chinesische Regierung Hongkong ohne jegliche Konsequenzen einverleiben darf, würde dies andere autoritäre Regime ermutigen.“
Die EU ruft indes zur Zurückhaltung auf. „Es ist entscheidend, dass Zurückhaltung geübt, Gewalt abgelehnt und dringende Schritte zur Deeskalation der Situation unternommen werden“, sagte die EU-Außenbe
auftragte Federica Mogherini am Samstag im Namen der 28 EU-Staaten.
Zudem müssten alle wichtigen Akteure an einem breit aufgestellten Dialog teilnehmen. „Fundamentale Freiheiten, einschließlich des Rechts auf friedliche Versammlungen, sowie Hongkongs hoher Grad an Unabhängigkeit unter dem ‚Ein Land, zwei Systeme‘-Prinzip, sind im Grundgesetz und in internationalen Abmachungen verankert und müssen weiter aufrechterhalten werden“, hielt Mogherini fest.