Polit-Protest verhallt im Vergnügungspark
Wenn die alte Generation auf die neue trifft: Die 19. Ausgabe des Frequency Festivals ging heute Früh in St. Pölten zu Ende.
Das Rad der Zeit dreht sich ein bisserl schneller als das neue Riesenrad am Frequency, mit dem das Festivalgelände mehr denn je an den RaverVergnügungspark beim belgischen „Tomorrowland“erinnert. Das Publikum früherer Ausgaben sitzt wohl gemütlich daheim, während die nächste Generation zu zeitgeistigen Konsens-Sounds wie EDM und Rap abtanzt – gestern waren die belgischen DJs/Produzenten Dimitri Vegas & Like Mike, US-Rapper Macklemore und sein deutscher Kollege Capital Bra am Ruder.
Freitagnacht fanden sich immerhin doch noch ein paar Hundert Menschen über 30 vor der zweiten Bühne ein, um den wohl längst nicht mehr musikalisch relevantesten, sicher aber politisch aufgeladensten Act des Festivals zu feiern: Prophets of Rage sind die Nachlassverwalter von Rage Against the Machine, jener kalifornischen CrossoverBand, die mit „Killing in the
Name“1992 eine Hymne an die Rebellion schufen, die immer noch nachhallt. Der Song wurde übrigens gerade von tausend (!) Musikern in Frankfurt neu eingespielt.
Seine Kraft entfaltet er aber freilich auch in Fünfer-Besetzung. Als Sprachrohre des Protests wüten bei Prophets of Rage Chuck D von Public Enemy und B-Real von Cypress Hill an vorderster Front (wobei den Mittfünfzigern schon etwas Müdigkeit anzumerken ist), die Band besteht aus ehemaligen RATM-Mitgliedern. Essenziell hier Tom Morello, einer der wichtigsten Gitarristen überhaupt: Das Arsenal an Klängen, der zwingende Funk, den er aus seinem Instrument herausholt, bleibt unerreicht. Zu Ende ging das 19. Frequency erst heute Früh im Nightpark. Jetzt heißt’s ein Jahr warten: Karten für die 20. Jubiläumsausgabe (20. bis 22. August 2020) sind aber bereits erhältlich.