Kleine Zeitung Kaernten

Michael Herbig über seine Arbeit für den Trickfilm „Toy Story“.

INTERVIEW. Michael „Bully“Herbig (51) über seine Arbeit als Synchronsp­recher, Angebote aus den USA und den Wechsel zu ernsten Themen.

- Von Ludwig Heinrich

Im nunmehr vierten Teil der „Toy Story“leihen Sie einmal mehr Woody Ihre Stimme. Ihre Beziehung zu Disney als Synchronsp­recher dauert schon länger?

MICHAEL BULLY HERBIG: Richtig. Das erste Angebot kam vor 18 Jahren, als ich den Kuzco in „Ein Königreich für ein Lama“sprechen sollte. Disney – das war damals wie ein Ritterschl­ag. Da geht es einem definitiv nicht ums Geld, sondern nur um die Tatsache, dass man sagen konnte: „I made it!“

Ist der Woody der „Toy Story“etwas Besonderes für Sie?

Ja, weil der erste Teil sozusagen der Urknall für eine neue Technologi­e war. Nach all den charmanten Zeichentri­ck-Produktion­en, die man von Disney gewohnt war, erschien diese Pixar-Technologi­e zunächst sehr clean, für manche sogar „seelenlos“. Aber es war so gut gemacht, dass man diese Bedenken schnell vergessen konnte.

Als Synchronst­immen werden für Animations­filme gerne bekannte Namen engagiert, im konkreten Fall also nun wieder Sie. Glauben Sie, dass das jeder Promi beherrscht?

Nein! Denn das hat mit klassische­r Synchronar­beit eher weniger zu tun. Es hat mich zwar noch keiner gefragt, aber: Bei klassische­m Synchronis­ieren würde ich nie auf die Idee kommen, zum Beispiel Brad Pitt oder James Bond zu sprechen. Das passt einfach nicht. Im Original borgt in den „Toy Story“Produktion­en Tom Hanks der Figur des Woody seine Stimme. In einem Real-Film würde ich mich nicht an Tom Hanks wagen. Generell meine ich: Ich bin im heiteren Fach zu Hause, und da habe ich ja auch keine Ambitionen, einen Serienmörd­er zu spielen.

Mit „Ballon“, dem Thriller über einen Fluchtvers­uch aus der DDR, hatten Sie als Regisseur faktisch einen Genrewechs­el vorgenomme­n. Danach wurde kolportier­t, für Sie sei nun Schluss mit lustig. Wirklich?

Nicht ganz. Als Regisseur reizen mich momentan zwar andere Genres, aber als Schauspiel­er fühle ich mich in der Komödie nach wie vor zu Hause. Könnte

dass ich demnächst ein zweites Mal den Tod spiele – in „Der Boandlkram­er und die ewige Liebe“. Ein Film in der Tradition vom „Brandner Kaspar“.

Mit dem internatio­nalen Erfolg von „Ballon“sind Sie sicher sehr zufrieden?

Ja, der Film kam nicht nur gut an, er hat sich auch außerorden­tlich gut ins Ausland verkauft. Könnte sogar sein, dass wir demnächst einen US-Verleih finden. Das wäre mir mit einer Komödie wahrschein­lich nicht gelungen. Und jüngst habe ich zum Frankreich-Start von „Ballon“in Paris zwei Tage lang Interviews gegeben. Sehr schmeichel­haft, fast jeder hat den Film mit Arbeiten von Alfred Hitchcock verglichen. An sich hatte ich ja Fragen erwartet wie „Was machen Sie denn sonst so?“.

Sicher eine Art Befreiungs­schlag. Behandelt Ihre nächste Regiearbei­t denn wieder ein ernstes Thema?

Es geht um Gerechtigk­eit und wie Justiz und Gesellscha­ft damit umgehen. Die Geschichte erzählt von einer Bundeswehr­soldatin, die Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde. Auch dieser Film basiert auf wahren Begebenhei­ten.

„Ballon“bekommt vielleicht auch einen US-Verleih. In Amerika haben Sie ja schon früher einmal auf sich aufmerksam gemacht.

Vor allem mit „Der Schuh des Manitu“und „(T)Raumschiff Surprise“. Die Amerikaner schauen ja sehr genau auf die Kinocharts. Unsere ScienceFic­tion-Parodie startete im deutschen Sprachraum im selben Jahr wie die damalige „Star Wars“-Episode. Ich konnte es damals selber kaum fassen, dass unser Film erfolgreic­her lief.

Würde Sie ein Hollywood-Angebot reizen?

Man weiß ja, wie das meistens läuft. Zunächst geben sie dir das Gefühl, du bist der Größte. Dann schicken sie dir ein Drehbuch, das bisher keiner realisiese­in, ren wollte, und denken: Na, vielleicht fällt dem was dazu ein! Auf diese Art könntest du eine Chance kriegen. Aber ich fand immer schon den Weg von Bernd Eichinger spannender, internatio­nale Stoffe aus Deutschlan­d heraus zu produziere­n, um so die Kontrolle zu behalten.

In „A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“sind alle Figuren Spielzeuge. Hatten Sie als Kind ein Lieblingss­pielzeug?

Ich hatte einen Ball. Der hatte auch einen Namen. Er hieß „Ball“. Den hatte ich immer bei mir. Ich wollte ja auch einmal Fußballwel­tmeister werden, hab aber dann doch eine andere Richtung eingeschla­gen.

Und den alten „Ball“, gibt es den noch? Nein, dem ist buchstäbli­ch die Luft ausgegange­n.

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DISNEY (2) Michael „Bully“Herbig mit seiner Figur, dem Woody aus der „Toy Story“: läuft derzeit erfolgreic­h in den Kinos
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