Ärzte dürfen Ärztebald anstellen
Ärztekammer und Hauptverband sind sich einig: Ab Oktober dürfen Kassenärzte Mediziner anstellen. „Kein Allheilmittel, aber doch ein Mittel gegen Ärztemangel“, sagt die Kammer.
Große Freude im kleinen Alpbach: „Das ist ein Meilenstein in der Versorgung“, schwärmte Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart gestern in dem Tiroler Bergdorf. Am Rande des Eu
ropäischen Forums präsentierten dort die Ärztekammer und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger eine Einigung, die Österreichs Ärztelandschaft verändern könnte: Künftig sollen Kassenärzte in ihren Praxen Ärzte anstellen dürfen.
„Wir hoffen, dass das ein Mittel gegen den Ärztemangel ist – wenn auch natürlich kein Allheilmittel“, sagt Hans-Peter Petutschnig, der Sprecher der Ärztekammer. Mediziner, die sich das unternehmerische Risiko einer Praxis (noch) nicht aufbürden wollen; die Kinder zu Hause haben und gerne in Teilzeit in einer Ordination arbeiten würden oder die nach einer längeren Pause wieder in ihren
Das ist ein Anreiz – gerade für junge Ärzte, die sich das unternehmerische Risiko noch nicht
antun wollen.
Hans-Peter Petutschnig,
Sprecher der Ärztekammer
Beruf einsteigen wollen: „Für sie alle soll die neue Regelung einen Anreiz bieten“, sagt Petutschnig.
Abgesegnet werden muss der Entwurf allerdings noch – sowohl von der Ärztekammer als auch vom Hauptverband. Stim
men die Gremien zu, dürfen Ärzte laut der Kammer ab dem 1. Oktober einen Antrag stellen, wenn sie einen zusätzlichen Mediziner in ihrer Ordination haben wollen. Die Bewilligung erfolgt dann im Rahmen des bestehenden Kassenpraxis-Plans des jeweiligen Bundeslandes. In einer Einzelordination darf ein Arzt in Vollzeit angestellt werden, in Gruppenpraxen zwei.
Angestellt werden dürfen Fachärzte und Allgemeinmediziner, die in der Ordination dann in einem bestimmten medizinischen Fach praktizieren werden. „Der Arzt, dem die Ordination gehört, muss aber weiterhin maßgeblich in seiner Praxis tätig sein. Er darf nicht dem angestellten Mediziner die ganze Arbeit überlassen“, sagt Petutschnig. Außerdem soll für die Patienten ersichtlich sein, wann der Mediziner und wann der „Chef-Arzt“im Dienst ist.
Für Hauptverbandschef Alexander Biach ist die Einigung ein „wesentlicher Baustein“dafür, dass die Kassenmedizin in Österreich gesichert bleibt. Landesweit gibt es laut der Kammer 18.345 niedergelassene Ärzte. Von diesen Medizinern ordinieren 7099 mit dem Vertrag einer Gebietskrankenkassa. Etwa ein Prozent der Kassenstellen in Österreich sind nicht besetzt, sagt Sprecher Petutschnig: „Das klingt jetzt nicht dramatisch. Aber für die Patienten, die betroffen sind, ist es tatsächlich dramatisch.“