Commedia dell’arte rund um den Tonhof
Ungemein lebendig und gagreich: Giovanni Pergolesis „Livietta e Tracollo“als Straßentheater total in Maria Saal.
Unter Getrommel, Trompetengeschmetter und lauten Rufen einer kostümierten Theatertruppe rumpelte ein Minitransporter den Hügel herunter und parkte unter einem großen Baum im Garten des Tonhofes: Lichterketten wurden aufgehängt, Tücher aufgespannt, Kisten ausgeladen. Und immer wieder wurde das Publikum miteinbezogen, wobei sich Regisseur Adrian Schvarzstein auch als Moderator hervortat. Er geleitete Leute zu freien Plätzen, bot Würfelwettspiele an und missbrauchte zwei Zuhörer, Büsche zu spielen und den Bösewicht zu verprügeln, während die siebenköpfige Banda bereits heftig musizierte. Es wurde bestes Straßentheater in der Manier von Commedia dell’arte geboten!
In Maria Saal gab es die Vorpremiere für die Rarität „Livietta e Tracollo“von Giovanni Pergolesi (hier mit „Il Ciarlatano“tituliert), bevor man damit in Utrecht, beim größten Barockfestival Europas, auftreten wird.
Während zuerst noch die Ouvertüre und die erste Arie aus „Adriano in Siria“erklang, aus jener Opera seria, die bei der Uraufführung 1734 in Neapel den Rahmen bot und durchfiel, spielte man dann nur das damals mitaufgeführte Intermezzo, das musikalisch überlebte. Es handelt vom Gauner Tracollo, der die Leute betrügt und bestiehlt, und Livietta, die ihn immer wieder entlarvt und schließlich heiratet.
Ulla von Landsberg (Livietta) sang mit leichtfüßigem Sopran. Dietrich Henschel (Tracollo) hörte man mit nuancenreichem Bassbariton. Thomas Höft spielte Liviettas Freundin und fungierte in der Pause auch als Verkäufer von FakeUhren. Und man hatte auch einen Akrobaten, der mit gleich drei Diabolos jonglierte.
Untermalt wurde das Spektakel nicht immer ganz intonationsrein, aber stets vital von der Neuen Hofkapelle Graz, auch angereichert mit alten Tarantellas und „La Follia“von Corelli.