Kleine Zeitung Kaernten

Machtkampf um seine Seite

Die FPÖ hat ihrem ehemaligen Obmann die Kontrolle über dessen offizielle­n Facebook-Auftritt entzogen. Er darf nur noch posten, was ein Redaktions­team der Partei genehmigt. Dafür tritt sein künftiger Nachfolger, Norbert Hofer, dort immer öfter auf. Hinter

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Bilder einer Geburtstag­storte, eines Wanderausf­lugs, ein paar lustige, überrasche­nde und weise Zitate von Loriot bis Dalai Lama, dazwischen ein paar Nachrichte­nartikel, Werbung für ein Fahrrad, einen Bienenstoc­k oder Messerschl­eifer, dazu unzählige Beiträge unterschie­dlichster politische­r Parteien. So sieht die durchschni­ttliche Timeline von Facebook aus. Der Begriff stammt aus den Anfängen des sozialen Netzwerkes, als die Beiträge zeitlich gereiht aufgetauch­t sind. Davon hat sich Facebook längst verabschie­det. Heute bestimmt ein Algorithmu­s, was die Nutzer sehen. Er ist das bestgehüte­te Geheimnis bei Facebook. Aus Beobachtun­g kann man vieles erraten. Inzwischen sind sogenannte Interaktio­nen die höchste Währung.

Wer Nutzer dazu bewegt, Inhalte zu teilen, zu liken, zu kommentier­en oder darauf zu klicken, der wird von Facebook mit Reichweite belohnt. Allerdings muss man schon etwas bieten, wenn man

Nutzer aus ihrer gemütliche­n Couch-Position locken will, damit die am Handy, Tablet oder Laptop auf Facebook eine der genannten Aktionen setzen. Klare, nüchterne und geprüfte Fakten locken heutzutage niemanden hinter dem Ofen hervor. Emotionen und rührselige Geschichte­n wirken am besten. Und vor allem eine Partei weiß wie keine andere die Emotionen ihrer Facebook-Fans anzusprech­en: die FPÖ.

Bis zur Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos war die Seite von H.C. Strache das Sprachrohr der Partei. 794.504 Facebook-Nutzer haben auf „gefällt mir“geklickt. Und je mehr Interaktio­nen ein Posting auf dieser FacebookSe­ite hat, umso mehr Botschafte­n der FPÖ werden den Nutzern angezeigt, ohne dafür zu zahlen. Doch die FPÖ hat auch Geld in die Hand genommen – bis 17. Mai 2019. So flossen zwischen März und Mai 18.041 Euro in diesen Facebook-Auftritt. Erreicht werden sollen damit auch Nutzer, die keine FPÖ-Fans sind. Wie geschickt die Partei dabei vorging, zeigt das Beispiel Muttertag. Strache im Video mit Blumenstra­uß wurde an Frauen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren ausgespiel­t. Ein Foto seiner Frau Philippa mit Söhnchen Hendrik erreichte Frauen im Alter zwischen 20 und 35. Und so ein nettes MamaBaby-Bild zu liken, ist doch politisch wohl wirklich nicht verfänglic­h, oder?

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Dementiert und bestätigt den Kontrollve­rlust über seine Seite: Strache

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