Kleine Zeitung Kaernten

Strache darf nur mehr unter Aufsicht posten

Die FPÖ zieht die Notbremse und nimmt ihren Ex-Obmann bei Facebook-Postings an die Kandare. Die Hintergrün­de zum subtilen blauen Machtkampf um die Seite „HC Strache“.

- Thema-Team: Ernst Sittinger, Christina Traar, Roman Vilgut

Wer auf „HC Strache“klickt, der begegnet Norbert Hofer – das ist das äußere Zeichen jener „Facebook-Revolution“, die sich in der FPÖ ereignet hat. Denn die zugriffsst­arke Facebook-Seite „HC Strache“mit ihren fast 800.000 Followern wird nicht mehr vom ehemaligen Vizekanzle­r gleichen Namens mit Inhalten beschickt – zumindest nicht mehr von ihm allein.

Wie Parteikrei­se nach und nach einräumten, muss Strache ab sofort alle Inhalte, die er auf dieser Seite veröffentl­ichen will, zuvor mit der FPÖ absprechen. Mehr noch: Er braucht die Genehmigun­g eines parteieige­nen SocialMedi­a-Teams. Und dieses Team liefert jetzt vermehrt Inhalte des amtierende­n FPÖ-Obmanns Norbert Hofer auf die Strache-Seite. So nahm Hofer gestern in einem Video zum Brandansch­lag auf das niederöste­rreichisch­e FPÖ-Büro Stellung.

Ist der Ex-Obmann seiner Partei inzwischen peinlich, gilt er als Störfaktor, von dem im Wahlkampf Schaden zu befürchten ist? Diese Frage wird von Parteigran­den

zwiespälti­g beurteilt: In manchen Zusammenhä­ngen ziehe der Name Strache noch immer, aber er sorge eben auch für Unruhe und Irritation­en. Im Bemühen, sich von der Ibiza-Schmach reinzuwasc­hen, schlage der Ex-Chef heftig um sich. „Es ist sehr schwer bis unmöglich, ihn bei diesem Thema zu bändigen“, erzählt ein hoher Funktionär.

Strache werde für Hofer immer mehr zum Problembär­en, Alleingäng­e wie das Interview mit einem russischen TV-Sender sowie seine Statements zur Ibiza-Affäre würden der Partei schaden. „Hofer muss da handeln – aber mit Vorsicht“, heißt es. Denn unter vielen Funktionär­en geht das Schreckges­penst „Knittelfel­d 2“herum, sogar die Gründung einer neuen Strache-Partei sei befürchtet worden.

Für die Nationalra­tswahl ist es dafür nun freilich zu spät – die Frist ist abgelaufen. Aber darf die Partei die Strache-Seite überhaupt kapern? Die Bundespart­ei gab sich gestern zugeknöpft. Die Autorenrec­hte „aller großen FPÖ-Seiten“lägen bei der Partei. Tatsächlic­h steht im Impressum der Strache-Seite die FPÖ, die auch massiv Werbegeld in den Aufbau der Seite steckte. Auffallend ist, dass alle diese bezahlten Werbungen schlagarti­g am 17. bzw. 18. Mai storniert wurden – an diesem Tag ging die Ibiza-Bombe hoch.

Die sozialen Medien spielen für die Freiheitli­chen seit jeher eine wichtige Rolle. Statt den Weg über die klassische­n Medien zu gehen, werden eigene wie der Sender FPÖ-TV geschaffen, die teils beachtlich­e Reichweite­n vorweisen können.

Strache selbst meldet sich zur Causa ausgerechn­et über Facebook zu Wort – jedoch auf seiner privaten Seite, auf der sich nur 48.365 Fans tummeln. Strache dementiert, dass er „die Krontolle“über die Seite verloren habe. „Schon aus Gründen des allgemeine­n Persönlich­keitsrecht­s und Urheberrec­hts ist das meine Seite.“Bis zur Wahl würden die Inhalte aber mit der Partei „akkordiert“. Er selbst agiere als „Redakteur“, dies sei „in gegenseiti­gem Einvernehm­en“entschiede­n worden.

Es ist sehr schwer bis unmöglich, Strache beim Thema Ibiza zu bändigen. Hofer muss deshalb handeln – aber

mit Vorsicht. Ein FPÖ-Funktionär zum parteiinte­rnen Facebook-Streit

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