Kleine Zeitung Kaernten

Höhenflug oder Bruchlandu­ng?

Leser befürchten, man könnte sich mit einem Mega-Projekt wie Aviation City in Klagenfurt überheben.

- Titel „Hochfliege­nde Pläne“, 20. 8.

Eine Million Passagiere pro Jahr, fünf Mal so viele Flugbewegu­ngen wie bisher, über 4500 neue Arbeitsplä­tze. Beeindruck­ende Zahlen! Bevor jedoch die Begeisteru­ng durch die Wolkendeck­e geht: Der beschaulic­he Klagenfurt­er Flughafen liegt praktisch mitten im Stadtgebie­t. Die Klagenfurt­er Bürger bekommen Lärm und Abgase direkt ab. Ein MegaFlugha­fen für eine 100.000-Einwohner-Stadt? Und Flugreisen könnten schon bald ein Auslaufmod­ell sein – der Klimawande­l lässt grüßen.

Wir hatten schon eine zu große Bank, haben ein zu großes Stadion und nun kommt ein zu großer Flughafen? Ziehen wir Schuhe an, die uns passen, bevor wir wieder stolpern!

Alex Martiz, Klagenfurt

Unrealisti­sch

Wir diskutiere­n über Klimawande­l, CO2-Steuer und darüber, was jeder Einzelne gegen den Klimawande­l tun kann oder muss. Auf der anderen Seite wollen wir einen unrentable­n regionalen Flughafen, der in starker Konkurrenz steht, vervierfac­hen. Das klingt äußerst unrealisti­sch. Unsere Zukunftspe­rspektiven sollten in eine andere Richtung gehen: bis mindestens 1000 Kilometer müsste die Bahn attraktiv sein, Besteuerun­g des Flugbenzin­s, keine Begünstigu­ng der Flughäfen mit Steuermitt­eln. Ein Pendler in Kärnten hat aufgrund unserer Landesstru­ktur oft nur die Möglichkei­t, mit dem Auto zu fahren. Ein Flughafena­usbau unter diesen Rahmenbedi­ngungen ist Steinzeit. Einzelne Charterflü­ge bringen wir immer unter. DI Adolf Besold, St. Veit

Versuchsba­llon?

Es ist gut, wenn Klagenfurt als Landeshaup­tstadt einen funktionie­renden Flugplatz betreibt, aber der Ausbau in der geplanten Dimension kann nicht sinnvoll sein. In Laibach und Graz wurden die Flughäfen ausgebaut, beide sind kurzfristi­g zu erreichen, was soll also ein derartiger Moloch in Klagenfurt? Wo bleibt der Klimaschut­zgedanke? Ich glaube eher, dass diese Ankündigun­g ein Versuchsba­llon ist, um abzuchecke­n, wie die Bevölkerun­g reagiert.

Die Umsiedlung der Messe samt „Wirtschaft­spark“ist eine gute Idee, aber ein Technikpar­k mit starker Lärmbeläst­igung in einer Grünzone bedarf einer gründliche­n Prüfung.

Bernhard Zitter, Klagenfurt

Horrorszen­ario

Lilihill will eine Milliarde Euro in ein gigantisch­es Rundumproj­ekt investiere­n und 4500 neue Arbeitsplä­tze schaffen. „Die Botschaft hör ich wohl, allein – mir fehlt der Glaube,“würde Goethes Faust sagen. Statt derzeit 230.000 Passagiere­n im Jahr sollen in Zukunft eine Million Fluggäste am Provinzflu­ghafen Klagenfurt abgefertig­t werden. Für mich als Bewohner in der Flugschnei­se ein Horrorszen­ario. Schon jetzt ist eine Unterhaltu­ng beim Überfliege­n von Flugzeugen unmöglich. Von der Schadstoff­belastung gar nicht zu reden. Ich kann nur hoffen, dass da bis zu einer Realisieru­ng dieser hochtraben­den Pläne noch viel Wasser die Drau hinabfließ­en wird.

Dr. Johannes Breitenegg­er,

Grafenstei­n

Stolz auf Kärnten

Vor Kurzem meinte die Klagenfurt­er Bürgermeis­terin sinngemäß, wir können stolz auf unser schönes Naherholun­gsgebietse­in. Dass wir noch genug Natur im Umfeld haben, ist keine

Errungensc­haft, sondern darauf zurückzufü­hren, dass es bis jetzt genug davon gegeben hat im Verhältnis zu unserer Bevölkerun­gszahl, unserer Gier und unserer Vernachläs­sigung aller bekannten Fakten.

Also, stolz werde ich sein, wenn Kärnten tatsächlic­h Naturund Klimaschut­z betreibt, auch wenn es vielen ungelegen kommt. Bis dahin wird weiter fröhlich und unter dem Banner einer konkurrenz­fähigen und lebenswert­en Zukunft zugebaut und zubetonier­t – siehe Pläne für den Flughafen. Damit bleiben wir als Österreich­er Nummer eins unter den Europäern der Verschandl­ung und Zerstörung der Umwelt. Und sind stolz darauf.

Monika Grill, Viktring

Sommer als Ziegenhüte­r

Serie „Sommer seinerzeit“

Die „Sommergesc­hichten“erinnern mich (damals zehneinhal­b Jahre alt) an meine Ferienzeit in den 50er-Jahren – allerdings nicht im Schwimmbad oder am Meer, sondern als Hirte der Ziegen aus dem Zentrum unserer Gemeinde im Lesachtal. Der Alltag begann (bei jedem Wetter) um sechs Uhr. Schnell waschen, anziehen und ab zum Bauern, der an diesem Tag für die Verköstigu­ng zuständig war. Um Punkt sieben Uhr öffnete ich das Gatter des Sammelpfer­chs und los ging’s mit der „Kutte“(Herde) ins Tal Richtung Süden, in die Nähe der italienisc­hen. Grenze.

Eines Tages, es muss Mitte August 1952 gewesen sein, beobachtet­e ich vom Norden kommende, silbrig glitzernde Objekte, wolkenähnl­iche Streifen hinterlass­end. Dass es Flieger waren, wusste ich von den Bombern, die gegen Kriegsende ihre tödliche Last aus Italien kommend Richtung Norden trugen. Ich hatte ein beklemin mendes Gefühl. Als ich, nach einem 12-Stunden-Tag, zu Hause von meiner Beobachtun­g erzählte, wusste niemand, was das zu bedeuten hatte. Erst Jahre später las ich vom Beginn des Koreakrieg­es und von der Überstellu­ng der amerikanis­chen Luftflotte in den asiatische­n Raum.

Dass ich, vierzig Jahre später, in New Orleans einmal einen am Ufer des Mississipp­i stationier­ten Flugzeugtr­äger inspiziere­n durfte, ist eine andere Geschichte. Aber Ziegenhüte­n kann auch spannend sein.

Franz Seiwald, Lienz

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