Höhenflug oder Bruchlandung?
Leser befürchten, man könnte sich mit einem Mega-Projekt wie Aviation City in Klagenfurt überheben.
Eine Million Passagiere pro Jahr, fünf Mal so viele Flugbewegungen wie bisher, über 4500 neue Arbeitsplätze. Beeindruckende Zahlen! Bevor jedoch die Begeisterung durch die Wolkendecke geht: Der beschauliche Klagenfurter Flughafen liegt praktisch mitten im Stadtgebiet. Die Klagenfurter Bürger bekommen Lärm und Abgase direkt ab. Ein MegaFlughafen für eine 100.000-Einwohner-Stadt? Und Flugreisen könnten schon bald ein Auslaufmodell sein – der Klimawandel lässt grüßen.
Wir hatten schon eine zu große Bank, haben ein zu großes Stadion und nun kommt ein zu großer Flughafen? Ziehen wir Schuhe an, die uns passen, bevor wir wieder stolpern!
Alex Martiz, Klagenfurt
Unrealistisch
Wir diskutieren über Klimawandel, CO2-Steuer und darüber, was jeder Einzelne gegen den Klimawandel tun kann oder muss. Auf der anderen Seite wollen wir einen unrentablen regionalen Flughafen, der in starker Konkurrenz steht, vervierfachen. Das klingt äußerst unrealistisch. Unsere Zukunftsperspektiven sollten in eine andere Richtung gehen: bis mindestens 1000 Kilometer müsste die Bahn attraktiv sein, Besteuerung des Flugbenzins, keine Begünstigung der Flughäfen mit Steuermitteln. Ein Pendler in Kärnten hat aufgrund unserer Landesstruktur oft nur die Möglichkeit, mit dem Auto zu fahren. Ein Flughafenausbau unter diesen Rahmenbedingungen ist Steinzeit. Einzelne Charterflüge bringen wir immer unter. DI Adolf Besold, St. Veit
Versuchsballon?
Es ist gut, wenn Klagenfurt als Landeshauptstadt einen funktionierenden Flugplatz betreibt, aber der Ausbau in der geplanten Dimension kann nicht sinnvoll sein. In Laibach und Graz wurden die Flughäfen ausgebaut, beide sind kurzfristig zu erreichen, was soll also ein derartiger Moloch in Klagenfurt? Wo bleibt der Klimaschutzgedanke? Ich glaube eher, dass diese Ankündigung ein Versuchsballon ist, um abzuchecken, wie die Bevölkerung reagiert.
Die Umsiedlung der Messe samt „Wirtschaftspark“ist eine gute Idee, aber ein Technikpark mit starker Lärmbelästigung in einer Grünzone bedarf einer gründlichen Prüfung.
Bernhard Zitter, Klagenfurt
Horrorszenario
Lilihill will eine Milliarde Euro in ein gigantisches Rundumprojekt investieren und 4500 neue Arbeitsplätze schaffen. „Die Botschaft hör ich wohl, allein – mir fehlt der Glaube,“würde Goethes Faust sagen. Statt derzeit 230.000 Passagieren im Jahr sollen in Zukunft eine Million Fluggäste am Provinzflughafen Klagenfurt abgefertigt werden. Für mich als Bewohner in der Flugschneise ein Horrorszenario. Schon jetzt ist eine Unterhaltung beim Überfliegen von Flugzeugen unmöglich. Von der Schadstoffbelastung gar nicht zu reden. Ich kann nur hoffen, dass da bis zu einer Realisierung dieser hochtrabenden Pläne noch viel Wasser die Drau hinabfließen wird.
Dr. Johannes Breitenegger,
Grafenstein
Stolz auf Kärnten
Vor Kurzem meinte die Klagenfurter Bürgermeisterin sinngemäß, wir können stolz auf unser schönes Naherholungsgebietsein. Dass wir noch genug Natur im Umfeld haben, ist keine
Errungenschaft, sondern darauf zurückzuführen, dass es bis jetzt genug davon gegeben hat im Verhältnis zu unserer Bevölkerungszahl, unserer Gier und unserer Vernachlässigung aller bekannten Fakten.
Also, stolz werde ich sein, wenn Kärnten tatsächlich Naturund Klimaschutz betreibt, auch wenn es vielen ungelegen kommt. Bis dahin wird weiter fröhlich und unter dem Banner einer konkurrenzfähigen und lebenswerten Zukunft zugebaut und zubetoniert – siehe Pläne für den Flughafen. Damit bleiben wir als Österreicher Nummer eins unter den Europäern der Verschandlung und Zerstörung der Umwelt. Und sind stolz darauf.
Monika Grill, Viktring
Sommer als Ziegenhüter
Serie „Sommer seinerzeit“
Die „Sommergeschichten“erinnern mich (damals zehneinhalb Jahre alt) an meine Ferienzeit in den 50er-Jahren – allerdings nicht im Schwimmbad oder am Meer, sondern als Hirte der Ziegen aus dem Zentrum unserer Gemeinde im Lesachtal. Der Alltag begann (bei jedem Wetter) um sechs Uhr. Schnell waschen, anziehen und ab zum Bauern, der an diesem Tag für die Verköstigung zuständig war. Um Punkt sieben Uhr öffnete ich das Gatter des Sammelpferchs und los ging’s mit der „Kutte“(Herde) ins Tal Richtung Süden, in die Nähe der italienischen. Grenze.
Eines Tages, es muss Mitte August 1952 gewesen sein, beobachtete ich vom Norden kommende, silbrig glitzernde Objekte, wolkenähnliche Streifen hinterlassend. Dass es Flieger waren, wusste ich von den Bombern, die gegen Kriegsende ihre tödliche Last aus Italien kommend Richtung Norden trugen. Ich hatte ein beklemin mendes Gefühl. Als ich, nach einem 12-Stunden-Tag, zu Hause von meiner Beobachtung erzählte, wusste niemand, was das zu bedeuten hatte. Erst Jahre später las ich vom Beginn des Koreakrieges und von der Überstellung der amerikanischen Luftflotte in den asiatischen Raum.
Dass ich, vierzig Jahre später, in New Orleans einmal einen am Ufer des Mississippi stationierten Flugzeugträger inspizieren durfte, ist eine andere Geschichte. Aber Ziegenhüten kann auch spannend sein.
Franz Seiwald, Lienz