Kleine Zeitung Kaernten

Langjährig­er VW-Patriarch Ferdinand Piëch verstorben.

Der Österreich­er Ferdinand Piëch schrieb Wirtschaft­sgeschicht­e und war eine der schillernd­sten Figuren der deutschen Industrie. Nun starb er mit 82 Jahren.

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Er war einer der großen Wirtschaft­slenker in Deutschlan­d, sein Name untrennbar mit Volkswagen verbunden. Selbst dann noch, als er im Konzern keine Funktion mehr ausübte. Von 1993 bis 2002 war der gebürtige Wiener Vorstandsc­hef der Volkswagen AG, danach deren Aufsichtsr­atschef. Bis zum 25. April 2015 – da erklärte der Patriarch im Alter von 78 Jahren seinen Rücktritt.

VW ohne Piëch – das war lange Zeit unvorstell­bar.

Nun ist der Mann, unter dem Volkswagen zu einem Weltkonzer­n gewachsen ist, tot.

Piëch war am Wochenende zu einer Veranstalt­ung nach Oberbayern gereist, so hieß es in den ersten Berichten zu seinem Ableben. In einem Rosenheime­r Restaurant sei er vor den Augen seiner Ehefrau Ursula Piëch kollabiert und im Krankenhau­s, in das er gebracht worden war, gestorben. Gestern Abend bestätigte die Familie

den Tod. Piëch hinterläss­t zwölf Kinder aus vier Beziehunge­n, davon drei aus der im September 1984 geschlosse­nen Ehe mit Ursula Piëch.

Ferdinand Piëch war das dritte Kind des Wiener Anwalts Anton Piëch und dessen Frau Louise, Tochter von Ferdinand Porsche. Bereits bei der VW-Tochter Audi zeigte der studierte Maschinenb­auer ab 1972, was in ihm steckte.

„Ich bin nicht gerne Zweiter“, sagte er einmal in einem Interview, als er längst VW dirigierte. Sein Ziel war es, VW zur Nummer eins der Welt zu machen, den Ausbau des Imperiums sah der Österreich­er als sein Lebenswerk. Er galt als genialer Konstrukte­ur und als autoritäre­r Chef. Der Respekt vor ihm war so groß, dass ein Kleinanleg­er auf einer Hauptversa­mmlung ihn einmal „Göttervate­r“nannte. 1999 wählte ihn eine internatio­nale Fachjury zum „Automanage­r des Jahr

„Ferdinand Piëch hat die Automobilb­ranche geprägt wie kein Zweiter.“Der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder über den langjährig­en

VW-Lenker

hunderts“. Mit wenigen Sätzen machte Piëch Unternehme­nspolitik, bestimmte die Schlagzeil­en. „Zwölf ist eine gute Zahl“, sagte er 2009 kurz vor Beginn der IAA in Frankfurt. Da zählte der VW-Konzern noch neun Marken und bald darauf zwölf. 2012, Piëch war 75, eilte VW von Rekord zu Rekord, mit Toyota und General Motors rittert das Unternehme­n um den Titel des weltweit größten Autobauers.

Doch 2015 zogen dunkle Wolken auf. Es kam zum Bruch mit dem damaligen VW-Vorstandsc­hef Martin Winterkorn, lange Zeit Ziehsohn des „Alten“, wie Piëch auch genannt wurde. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, sagte Piëch dem „Spiegel“. Die Motive geben Rätsel auf. Eine Erklärung lautete, Piëch wollte seine Ehefrau an die Spitze des Aufsichtsr­ates hieven, ein Posten, den auch Winterkorn beanspruch­te. Es halten sich zudem Gerüchte, Piëch sei, auch vor dem Hintergrun­d des bald bekannt werdenden Dieselskan­dals, unzufriede­n mit dem Geschäft in den USA gewesen. Im folgenden Machtkampf stellten sich das Land Niedersach­sen, Betriebsra­t und auch Cousin Wolfgang Porsche gegen die VW-Legende. 2017 die Zäsur: Piëch verkaufte sein milliarden­schweres Aktienpake­t der VWDachgese­llschaft Porsche SE an Verwandte. Die Dynastie Porsche-Piëch hat auch nach dem Tod des Patriarche­n das Sagen.

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AFP Ferdinand Piëch stand lange Zeit unangefoch­ten an der Spitze des VW-Imperiums

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