Kleine Zeitung Kaernten

Quell des Lebens und Brennpunkt der Gier

Der Regenwald im Amazonasbe­cken: einzigarti­g, geschändet, schwindend.

- Thomas Golser

Sechs Millionen Quadratkil­ometer groß, mindestens 55 Millionen Jahre alt – und derzeit aus traurigem Anlass in aller Munde: Die Bedeutung des Amazonasre­genwaldes, der an allen Ecken und Enden Feuer fing oder in Brand gesteckt wurde, ist schlichtwe­g unermessli­ch. Forscher schätzen die Zahl der Tier- und Pflanzenar­ten in tropischen Regenwälde­rn auf 20 bis 30 Millionen, von denen bislang weniger als zwei Millionen bekannt sind. Gerade einmal sieben Prozent der eisfreien Landmassen sind davon bedeckt, trotzdem finden sich dort bis zu 90 Prozent aller erfassten Spezies. Doch nicht nur diese enorme Biodiversi­tät macht Amazonien zur Schatzkamm­er. Rund ein Fünftel des weltweiten Sauerstoff­s gelangt über das riesige Waldgebiet in unsere Erdatmosph­äre. Das extrem feuchte Milieu rund um den 6400 Kilometer langen Amazonasst­rom funktionie­rt wie eine riesige Klimapumpe, mit Effekten für den ganzen Planeten.

Etwa 60 Prozent des Amazonasre­genwalds liegen auf brasiliani­schem Staatsgebi­et, der Rest verteilt sich auf Peru und Kolumbien sowie auf Ecuador, Venezuela, Bolivien, Guyana, Suriname und Französisc­h-Guyana. Was im Amazonasge­biet angerichte­t wurde, ist unvorstell­bar: Allein zwischen August 2017 und Juli 2018 fielen 7900 km² Wald dem Raubbau zum Opfer – das ist die Fläche von über einer Million Fußballfel­dern. Seit 1988 überwacht Brasiliens Weltraumbe­hörde INPE die Abholzung: In dieser Zeit wurde der Wald auf insgesamt 700.000 Quadratkil­ometern (etwa die zweifache Fläche von Deutschlan­d) zerstört. Mit jedem Baum, der im Amazonas fällt, sägt die Menschheit an jenem Ast, auf dem sie selbst sitzt.

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