Kleine Zeitung Kaernten

Macrons Coup beim Gipfel der schönen Worte

Betonte Geschlosse­nheit bei der G7 nach dem Treffen in Frankreich. Vor allem in der IranKrise gab es laut Trump „viel Fortschrit­t“.

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Die Staats- und Regierungs­chefs der G7-Staaten haben zum Abschluss ihres Gipfels in Biarritz nach außen demonstrat­ive Geschlosse­nheit gezeigt. „Wir haben große Einigkeit gehabt, selbst beim Iran“, sagte US-Präsident Donald Trump. Der US-Präsident sei „unter Umständen“zu einem Treffen mit dem iranischen Präsidente­n bereit.

Trump will die Tür für Diplomatie im Iran-Konflikt nach dem Überraschu­ngsbesuch von Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif in Biarritz einen Spalt offen halten. Er bekräftigt­e zwar das Ziel, dem Iran weitreiche­nde Sicherheit­szugeständ­nisse abringen zu wollen, erklärte aber auch, er wünsche sich einen starken Iran und die USA strebten nicht nach einem Regimewech­sel. Sarif zeigte sich verhalten optimistis­ch: „Der Weg vor uns ist schwierig, aber es ist den Versuch wert“, twitterte er. Zum Iran habe es „viel Fortschrit­t“gegeben, resümierte auch Trump.

Aus dem Élysée-Palast hatte es zuvor geheißen, Sarif sei „in Übereinsti­mmung“mit den USA nach Biarritz eingeladen worden. Frankreich­s Präsident wollte mit der Einladung Bewegung in die festgefahr­enen Gespräche um den Atomdeal bringen. „Wir haben einen sehr er

folgreiche­n G7-Gipfel“, sagte Trump und überhäufte auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel mit Lob: „Sie ist eine brillante Frau.“Auf die Frage, ob er besorgt sei, dass mit Merkel bald die einzige Frau der G7Chefs abtritt, insistiert­e Merkel direkt. „Ich bin noch hier“, sagte sie. Trump streute auch Emmanuel Macron Rosen: Macron sei eine „spektakulä­re Führungspe­rsönlichke­it“und der G7Gipfel ein „wahrer Erfolg“.

Die prognostiz­ierte Auseinande­rsetzung mit Trump oder dem britischen Premier Boris Johnson fand an der französisc­hen Atlantik-Küste definitiv nicht statt. „Das Traumteam der G7 ist die G7“, sagte Merkel auf die Frage, ob vor allem der US-Präsident und der Gastgeber tonangeben­d gewesen seien.

Auf eine gemeinsame Abschlusse­rklärung wurde anders als in den Vorjahren verzichtet –

Ich wusste, dass er kommt, und ich habe die Tatsache respektier­t, dass er kommt.

Trump zum Sarif-Besuch

weil in zentralen Punkten Differenze­n mit dem US-Präsidente­n blieben. Einig war man sich laut Macron, Brasilien zum Kampf gegen die Waldbrände zu drängen. Chile solle unter den betroffene­n Staaten den Hilfsbedar­f zusammentr­agen. Die EU will dann entscheide­n, wie sie helfen kann. Macron kritisiert­e Präsident Jair Bolsonaro erneut: Die Brasiliane­r hätten einen besseren Präsidente­n verdient. Man müsse zwar die Souveränit­ät aller Staaten akzeptiere­n. Allerdings gebe es wegen der Bedeutung des Amazonas für die gesamte Menschheit auch eine internatio­nale Verpflicht­ung für den Erhalt des Regenwalde­s.

Frankreich und Deutschlan­d stellten zudem eine Initiative vor, mit der die fünf Sahel-Länder besser für den Kampf gegen Islamisten ausgerüste­t werden sollen. Erstmals nahmen am G7Gipfel Staats- und Regierungs­chefs aus Afrika teil.

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Trump ist „unter Umständen“zu
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TWITTER Macron lud Sarif (l., weißes Hemd) zu Gesprächen am Rande des Gipfels
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APA Treffen mit Rohani bereit – hier bei der Pressekonf­erenz mit Macron
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APA Baywatch an der französisc­hen Küste: Rahmenprog­ramm für die Frauen der Staats- und Regierungs­chefs der G7

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