Ein besonderer Tag in 60 Jahren
REPORTAGE. Am Dienstag feiert Gerhard Berger seinen 60. Geburtstag. Unvergessen bleibt ein Tag – der 27. Juli 1997, der letzte Sieg.
Er ist 1984 in die Formel 1 gekommen, er war der letzte Ferrari-Pilot, der noch höchstpersönlich mit dem alten Commendatore den Vertrag ausgehandelt hat, er ist mit den PS-Kanonenkugeln der ersten Turbo-Ära extrem beschleunigte Jahre gefahren, hat in der Tamburello-Kurve von Imola 1989, dort, wo fünf Jahre später sein langjähriger Teamkollege Ayrton Senna gestorben ist, einen fürchterlichen Feuerunfall überlebt. Er hat zwischen 1984 und 1997 zehn GP gewonnen, Millionen verdient. Und dennoch ist Gerhard Berger nie Weltmeister geworden.
Am Speed selbst ist es bestimmt nie gelegen. Er ist volley in die Rindt-Lauda-Nachfolge eingestiegen – und dennoch habe er selbst viel falsch gemacht, wie er später zugab. Nach richtig guten Anfangsjahren hat er den letzten Killerinstinkt vermissen lassen. Er war ein bisserl schlampig in der Ausrichtung aufs Endziel. Aber
ein Tag in der Formel-1-Karriere von Gerhard Berger überstrahlt vielleicht all die Jahre zuvor. Es war ausgerechnet in seinem letzten Formel-1-Jahr, als er schon von fast allen abgeschrieben wurde.
Die Tage im Juli 1997 vor dem GP in Hockenheim, wo schon die halbe Formel 1 „Mischaaeeel-verrückt“war, waren irgendwie anders. Berger hatte gedanklich mit der Formel 1 abgeschlossen. Das ganze Jahr deutete immer mehr auf das Karriereende hin, immerhin war er ja schon 37 Jahre alt. Dann musste er wegen einer Kieferhöhlen-Geschichte inklusive Operation drei Rennen auslassen, er wurde von Alexander Wurz bei Benetton ersetzt. Unmittelbar vor seinem Comeback auf dem Hockenheimring war auch noch sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Und Flavio Briatore, Benetton-Teamchef und nicht unbedingt ein großer Motivator, hatte so seine Zwei
fel, ob Berger überhaupt fit genug sei. Dazu hatte Briatore einen Sponsor in Aussicht, der Wurz bevorzugte. Am liebsten hätte der Benetton-Chef Berger gleich ausgetauscht.
Es sprach also viel mehr gegen Berger als für ihn. Bei Benetton fühlte er sich überhaupt nicht wohl. So sprach er in einer kleinen Runde mit der Handvoll österreichischer Journalisten eher von der immer unwahrscheinlicher werdenden Vertragsverlängerung als über das Rennen am Sonntag. Und dann fuhr er praktisch aus dem Nichts am Samstag im Qualifying die schnellste Runde, seine erste Poleposition nach zwei Jahren. Den Tiroler hätte allein diese Superrunde immens gefreut, um es allen Nörglern zu zeigen. Aber vor dem Schlafengehen dachte er sich, wenn schon Pole, dann kann ich gleich das Rennen gewinnen. Mit der Hilfe von oben, vom Vater. Und so fuhr er auch, wie in den besten Tagen, die Taktik ging auch auf. Und am Ende dankte er wohlwissend mit dem Blick zum Himmel ...