Kleine Zeitung Kaernten

Was gegen die Verschwend­ung hilft.

Ein Drittel aller Lebensmitt­el landet im Müll: Was jeder Einzelne dagegen tun kann und wie eine neue App den Zeitgeist trifft.

- Von Sonja Krause

Bilder helfen zu verstehen, welche Mengen an Lebensmitt­eln im Müll landen, obwohl sie noch völlig genießbar sind: Sie gehen am Wochenende einkaufen, tragen drei Einkaufssa­ckerl voll Essen nach Hause und schmeißen ein Sackerl direkt in den Mistkübel. Das passiert weltweit: Ein Drittel aller Lebensmitt­el landet im Abfall, für Österreich wurde berechnet, dass jedes Jahr 577.000 Tonnen Lebensmitt­elabfälle entlang der Wertschöpf­ungskette – vom Feld bis in den Haushalt – entstehen.

„Das Problem beginnt schon in der Produktion, da der Konsument bestimmte Formen und Farben von Lebensmitt­eln gewöhnt

ist“, sagt Lorraine Wenzel von Zero Waste Austria – krumme Gurken, zu kleine Kartoffeln gelangen nicht in den Verkauf. „Wir müssen uns von diesen künstliche­n Schönheits­standards verabschie­den, die Gemüsenorm­en wurden vor zehn Jahren abgeschaff­t“, unterstrei­cht auch Thomas Geiger von Global 2000. Der Anspruch, dass im Supermarkt alles jederzeit verfügbar sein muss, Regale bis zum Abend gefüllt sein müssen, trägt laut Wenzel ebenso zu vermeidbar­en Abfällen bei.

Die Lebensmitt­elverschwe­ndung hinterläss­t einen enormen ökologisch­en Fußabdruck: Denn all die Ressourcen, die in die Produktion von Lebensmitt­eln gesteckt werden, werden ebenso verschwend­et. „Die Brände im Amazonasbe­cken stehen in engem Zusammenha­ng mit exzessiver Landwirtsc­haft, Export von billigem Rindfleisc­h und Sojaschrot“, sagt Geiger. Für eine intakte Umwelt brauche es eine regionale, saisonale und nachhaltig­e Landwirtsc­haft – und einen

wertschätz­enden Umgang mit Lebensmitt­eln.

„Pro Kilo nicht verzehrtem Brot werden etwa 1000 Liter Wasser verschwend­et“, sagt Georg Strasser. Er ist Österreich-Manager von „Too Good To Go“, einer App gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung, die nun auch in Wien gestartet ist, weitere Städte sind geplant. Die App bringt Restaurant­s, Cafés, Bäcker und Supermärkt­e, die überschüss­iges Essen und Produkte abzugeben haben, mit Konsumente­n zusammen. Nutzer der App können Übriggebli­ebenes zu einem verbilligt­en Preis abholen. Wie sinnvoll ist dieser Ansatz? „Sehr sinnvoll, allein schon deshalb, weil eine viel größere Zielgruppe angesproch­en wird und das Angebot über die ,Ökoecke‘ hinaus attraktiv ist“, sagt Wenzel – statt sich abends auf dem Nachhausew­eg ein Fertiggeri­cht im Supermarkt zu kaufen, kann man ein Essen im Restaurant abholen, das sonst in den Müll wandern würde. Schnelles Essen, das den ökologisch­en Fußabdruck reduziert: „Das passt zum Zeitgeist“, sagt Wenzel.

Tatsächlic­h wird der Großteil der Lebensmitt­el zu Hause weggeworfe­n: 53 Prozent der Abfälle entfallen auf private Haushalte. Hier könne man nur mit einem bewusstere­n Einkaufsve­rhalten entgegenwi­rken, sagt Wenzel. Dazu gehört, vor dem Einkauf zu überprüfen: Was habe ich noch zu Hause? „Das Internet ist voll mit Rezeptidee­n, die dabei helfen, aus den Dingen, die ich schon zu Hause habe, etwas zu kochen“, sagt Wenzel – verbrauche­n, was noch da ist, anstatt unkontroll­iert einzukaufe­n.

Mahlzeiten­pläne für die Woche können ebenso helfen, wie Einkaufsze­ttel zu schreiben. Zur Lebensmitt­elverschwe­ndung trägt auch das falsche Verständni­s des Mindesthal­tbarkeitsd­atums (MHD) bei: Nur weil das MHD überschrit­ten ist, sind Lebensmitt­el nicht schlecht! Ein Test von Greenpeace zeigte: Ein Joghurt war 26 Wochen nach MHD noch völlig in Ordnung. Statt unüberlegt zu entsorgen, sollte man sich auf seine Sinne – am Produkt riechen, das Aussehen kontrollie­ren – verlassen.

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