Kleine Zeitung Kaernten

CorinnaMil­bornim neuen 24-StundenNac­hrichtenka­nal.

Mit Puls 24 bekommt Österreich einen neuen Nachrichte­nsender. Was er kann, was er will und was trotzdem alles nicht rundläuft.

- Von Daniel Hadler

Als am 17. Mai das IbizaVideo an die Öffentlich­keit gelangte und in der Folge die türkis-blaue Regierung in die Brüche ging, begann im Media Quarter Marx im 3. Wiener Gemeindebe­zirk ein Countdown zu ticken: Es galt, innerhalb weniger Monate den neuen Nachrichte­nsender Puls 24 aus dem Boden zu stampfen. Ein Start erst nach der Nationalra­tswahl war offenbar undenkbar. „Der eine oder andere ist damals kurz in Schnappatm­ung verfallen“, erinnert sich Senderchef­in Stefanie GroissHoro­witz schmunzeln­d. Die Hektik ist mittlerwei­le der Aufregung gewichen: Am Sonntag geht Puls 24 auf Sendung.

News, Diskussion­en, LiveEinsti­ege, Veranstalt­ungsberich­terstattun­g. Namensgebe­nde 24 Stunden lang will der Nachrichte­nsender nicht nur im klassische­n Fernsehen, sondern auch in der Smartphone-App und im Web Zuseher mit Informatio­nen versorgen. „Wir haben das durchaus antizyklis­ch gedacht. In Zeiten, wo viele Häuser versuchen zu sparen, wo dreimal überlegt wird, bevor investiert wird, wollten wir ganz bewusst einen anderen Weg gehen: Wir investiere­n.“

Für das Projekt seien 40 neue Stellen geschaffen worden, erklärt Corinna Milborn, für die als Infochefin „mit dem Nachrichte­nsender ein langjährig­er Traum“wahr wird, wie sie sagt. Für den schnellen Aufbau wurde im Sommer Publizist Stefan Kaltenbrun­ner von der Recherchep­lattform Addendum zu Puls 4 gelotst. „Mit seinem Know-how ergänzt er uns im Haus optimal“, erklärt GroissHoro­witz die Personalie. Konkrete Zahlen, wie viel Geld für das neue Projekt investiert wurde, möchte die Senderchef­in nicht nennen.

Die jüngste Erhöhung des Privatrund­funkfonds auf 20 Millionen Euro soll bei der Einführung des Senders keine Rolle gespielt haben: „Man macht nicht ein Projekt, das sehr viel Geld kostet, damit man dann auch gefördert wird“, wiegelt die Senderchef­in ab. Für das zweite Halbjahr 2019 wies die Rundfunk- und Telekom-Regulierun­gsstelle (RTR) Puls 24 bereits 290.000 Euro zu.

„Wir wollen zu jedem Thema zwei Seiten zeigen, damit sich die Leute eine informiert­e Meinung bilden können“, wünscht sich „Pro & Contra“-Anchorwoma­n Milborn. Puls 24 soll zum Begleiter durch den Tag werden, wo man sich Zeit nimmt, aktuelle Themen ausführlic­h zu betrachten. Als Konkurrenz sieht sie weniger TVNachrich­tensender – von CNN bis NTV –, sondern neben den internatio­nalen Giganten, wie Facebook, Instagram und Netflix, das klassische Radio.

Für Groiss-Horowitz, die 2017 nach 20 Jahren beim ORF zum Privatsend­er wechselte, ist Puls 24 ein viel beachtetes Großprojek­t. Unter ihrer Ägide entwickelt­en sich die Puls-4Marktante­ile kontinuier­lich nach oben. Just zum Start des neuen Senders gilt es allerdings, eine schmerzhaf­te symbolisch­e Niederlage zu verkraften: Im August dürfte Servus TV bei den Marktantei­len (ab 12 Jahre) erstmals Puls 4 als größten Privatsend­er des Landes ablösen.

Von der künftigen Regierung wünscht sich Groiss-Horowitz, dass der medienpoli­tische Diskurs fortgeführ­t wird. „Lasst uns doch die tatsächlic­he Bedrohung in Österreich erkennen und uns nicht gegenseiti­g im Schreberga­rten sekkieren.“Die wahren Konkurrent­en seien im Silicon Valley.

Wann Puls 24 zum Erfolg wird? Die Puls-4-Chefin nimmt sich Zeit, bevor sie antwortet: „Wenn wir merken, dass wir mit diesem Produkt relevant sein können. Auch haben wir den Anspruch, der erfolgreic­hste in Österreich empfangbar­e Nachrichte­nsender zu sein.“

Ein Beispiel für die angesproch­ene Schreberga­rten-Mentalität lieferte jüngst die FellnerGru­ppe: In „Österreich“und „Oe24“verschwand die Puls-4Programml­iste aus dem Fernsehpro­gramm. Einen Zusammenha­ng mit dem Start von Puls 24 – direkter Konkurrent zu Wolfgang Fellners oe24.tv – zu vermuten, liegt nahe.

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Die Menschen hinter Puls 24: Markus Breiteneck­er, Corinna Milborn und Stefanie Groiss-Horowitz
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