Ein wahrhaft himmlisches Finale
Das City of Birmingham Orchestra und Christiane Karg verzauberten in Villach.
Den Herbst durchzieht das Sehnsuchtsland“. Es sind verträumte Lieder von anrührender Schönheit, die Benjamin Britten schon mit 14 Jahren komponiert hat. Diese spätimpressionistischen, ungemein raffinierten „Quatre Chansons Françaises“wirken naturgemäß noch stärker, wenn sie von einer Sängerin wie Christiane Karg, die in allen wichtigsten Musikmetropolen zu Hause ist, zum Besten gegeben werden. Reich an Farben und Nuancen, mit herrlicher Legatokultur und voller Innigkeit war ihr Vortrag.
Die melodiöse Schönheit konnte man auch bei der Begleitung durch das City of Birmingham Orchestra unter Mirga Grazˇinyte˙-Tyla genießen, das zuvor im Congress Center Villach ein Potpourri aus der Kinderoper „Higglety Pigglety Pop!“des britischen Komponisten Oliver Knussen zauberhaft spielte.
Dann wurde die naive Bilderwelt unter der jungen, aus Litauen stammenden Chefdirigentin bei Gustav Mahlers 4. Symphonie subtil ausgekostet.
Fabelhaft waren die solistischen Einlagen in allen Instrumentengruppen, wobei besonders der Konzertmeister mit seinen Violinsoli auffiel. Es wurde reich an Klangfarben, vor allem im wunderbaren Adagio, einem der eindrucksvollsten langsamen Sätze Mahlers musiziert. Packend war, wie sich hier zum Schluss die lange aufgebaute Spannung in einem Aufschrei mit rauschenden Streicher- und Harfenklängen entlud. Christiane Karg sang hier textverständlich und mit schöngefärbtem Sopran „Das himmlische Leben“, jenes kindliche Lied „Aus des Knaben Wunderhorn“im vierten Satz.
Ein wahrhaft exzellentes Abschlusskonzert, für dessen Jubel man sich mit einem Part aus Maurice Ravels „Ma mère l’oye“bedankte und das sich – wie einige andere Konzerte zuvor – mehr Zuschauer verdient hätte. Der Carinthische Sommer zieht trotzdem eine positive Bilanz. Und das Erfreuliche zum Schluss: 2020 wird es wieder eine Kirchenoper geben.