Zäher Start im All und auf der Couch
Star-gespicktes Kino beherrschte die ersten Tage in Venedig: Scarlett Johansson, Adam Driver und Brad Pitt in neuen Filmen.
Eine Woche später wäre die Einschlafquote noch höher ausgefallen. Am zweiten Festivaltag in Venedig aber dürften die meisten noch frisch genug für James Grays „Ad Astra“gewesen sein – und um Brad Pitt, der Fans auf dem Lido verlässlich in kreischende Ekstase versetzt, mit offenen Augen ins Weltall zu folgen. Selbst im Wachzustand fühlte man sich aber sediert von dieser Space-Meditation, bei der es um nicht weniger als die Rettung der Menschheit geht. Im Kern allerdings konzentriert sich Regisseur Gray auf das intime Drama eines Sohnes und der Sehnsucht nach seinem Vater, der emotional und ganz real denkbar weit von ihm entfernt ist: am Planeten Neptun.
Auf dem Weg dorthin wird die ganze Breite der Leinwand zwar mit vielen großen, eindrucksvollen Bildern gefüllt. Doch zum raunenden Sinnieren aus dem Off und dem per
manent majestätischen Filmmusik-Wabern bietet „Ad Astra“zu wenige Möglichkeiten, emotional anzudocken.
Eine zwischenmenschliche Beziehung steht auch im Mittelpunkt von Noah Baumbachs „Marriage Story“, den man zunächst für einen Liebesfilm halten könnte: Wenn Regisseur Charlie (Adam Driver) und Schauspielerin Nicole (Scarlett Johansson) die Kleinigkeiten beschreiben, die sie aneinander mögen. Danach stellt sich allerdings heraus: Die beiden sitzen bei einem Paartherapeuten, trennen sich und werden zwischen New York und Los Angeles durch die Scheidungsmangel genommen.
Wie viele Trennungen sind auch diese 135 Trennungsminuten zäh, anstrengend. Schließlich geht es ums Sorgerecht für den Sohn, um harte Vorwürfe und die bitteren Gefühle einer gescheiterten Ehe.