Kleine Zeitung Kaernten

„Wir sind in Kärnten brav unterwegs“

INTERVIEW. Gernot Darmann, FPÖ-Landeschef und Klubobmann im Landtag, über die Nachteile der Opposition­srolle, Stimmenver­luste durch Strache, und einen Ministerpl­atz.

- Von Andrea Bergmann

Nach dem Ibiza-Video und Heinz Christian Straches Uneinsicht: Droht ein Knittelfel­d lI, also ein Zerreißen der FPÖ?

GERNOT DARMANN:

Ganz und gar nicht. Weil im Unterschie­d zu damals die gesamte Partei geeint ist und um die Verantwort­ung der Fortführun­g einer türkis-blauen Bundesregi­erung II weiß. Wir wollen gestärkt, so weit es diese Rahmenbedi­ngungen zulassen, aus der Nationalra­tswahl hervorgehe­n.

Aber einen Machtkampf in der FPÖ gibt es, oder? Den gibt es nicht. Norbert Hofer und Herbert Kickl sind ein eingespiel­tes Team. Sie wissen um die Stärke des gemeinsame­n Auftretens. Kickl ist gerade in Kärnten sehr beliebt: Als Innenminis­ter, der einen geraden Weg gegangen ist und die Polizei und Sicherheit gestärkt hat.

Strache wurde von der eigenen Partei die Facebook-Seite entzogen, die Inhalte werden nun von einem Social-Media-Team befüllt. Sind Sie froh darüber? Strache wurde nichts entzogen. Im Wahlkampf gibt es immer eine koordinier­te Befüllung der Facebook-Seiten. Auch meine Seite wird jetzt von der Bundespart­ei mitbefüllt. Über die Inhalte bin ich informiert, das ist gemeinsam besprochen.

Sind Sie für eine Politik-Rückkehr von Strache, etwa bei der Wien-Wahl 2020? Als Realist und Jurist gehe ich davon aus, dass bis dahin sicherlich nicht alle im Raum stehenden Ungereimth­eiten geklärt sind. Das war von unserer Seite immer Voraussetz­ung fürs Denken an eine Rückkehr. Strache hat es auch selbst so gesagt.

Also Wien-Wahl ohne Strache? Ich gehe davon aus. Die Justiz wird es bis dahin nicht schaffen.

Der FPÖ-Bundespart­eitag steht vor der Tür. Was wird das Wichtigste dabei? Eine geeinte Mannschaft um Bundespart­eiobmann Norbert Hofer zu formen und durch die Delegierte­n zu besiegeln.

Werden Sie sein Stellvertr­eter als Bundespart­eiobmann?

Mich würde es ehren.

Gibt es eine spezielle Forderung aus Kärnten für den Parteitag? Dass wir weiter zum ÖVP-FPÖRegieru­ngsprogram­m stehen und alle Anstrengun­gen unternomme­n werden, dass dieses Programm weiter umgesetzt werden kann.

Damit ist die Frage nach Ihrer Wunschkoal­ition nach dem 29. September geklärt. Ja, weil es um die Zukunft der nächsten Generation­en geht. Wir müssen als FPÖ so stark werden, damit sich nach der Wahl nicht Türkis-Grün ausgeht. Daran arbeiten viele im Hintergrun­d. Sebastian Kurz selbst nicht.

Türkis-Blau II, aber ohne Herbert Kickl als Minister?

Die Frage stellt sich jetzt nicht.

Für die ÖVP sehr wohl.

Wir müssen zuerst so stark werden, um mit der ÖVP in Regierungs­verhandlun­gen zu kommen.

Ist es Ihre Bedingung, dass Kickl Minister wird? Wir ziehen derzeit keine roten Linien.

Kickl als Klubobmann?

Kickl kann Innenminis­ter perfekt und Klubobmann ausgezeich­net. Zuerst geht es um die

Wahl, dann um Koalitions­gespräche, die schnell verlaufen können, weil es das Regierungs­programm eh schon gibt. Dann kommt erst das Personelle.

Sie werden auch immer wieder als Minister genannt. Schließen Sie es aus, nach Wien zu gehen? Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt gar nichts ausschließ­en. Wenn mich dieser Ruf ereilt, ist es eine Ehre. In meiner Planung ist es nicht. Ich plane den Hausbau in Klagenfurt.

Nach Ibiza und der Postenscha­chervorwür­fen: Wie viel verliert die FPÖ bei dieser Wahl ? In Kärnten hatten wir 2017 ein fulminante­s Ergebnis mit knapp 32 Prozent. Ich bin Realist, dass das mit den jetzigen Rahmenbedi­ngungen nicht zu schaffen sein wird. Aber wir wollen einen starken Beitrag zum Bundeserge­bnis leisten.

Platz eins in Kärnten wird nicht wieder schaffbar sein? Es ist schwer einzuschät­zen. Bei den EU-Wahlen hatten wir trotz des nicht schönzured­enden Mists ein Plus. Bei der letzten Nationalra­tswahl waren wir die stärkste Landesgrup­pe. Dieses Ziel habe ich wieder.

Es geht um Vertrauen, um Glaubwürdi­gkeit. Andreas Mölzer warf seiner eigenen Partei in Sachen Postenbese­tzungen Doppelmora­l und Dilettanti­smus vor. Stimmen Sie auch zu? Kollege Mölzer ist keiner, der Regierungs­erfahrung hat. Er analysiert sehr gerne von außen. Das sei ihm unbenommen.

Norbert Hofer als designiert­er Bundespart­eichef hat für Mölzers Befund Verständni­s bekundet. Hab ich ja auch. Fakt ist, dass jener Person, die bei den Casinos Finanzvors­tand wurde (FPÖMann Peter Sidlo, Anm.), vom Aufsichtsr­atchef, der kein Freiheitli­cher ist, und von den Aufsichtsr­äten, die es beschließe­n mussten, die Kompetenz zugebillig­t wurde.

Um wie viel schwerer ist es, auf Landeseben­e aus der Opposition­srolle heraus wahlzukämp­fen? Die Medienpräs­enz wird einem nicht so leicht geschenkt. Als Opposition­spolitiker wird man schnell als der dargestell­t, der immer nur schimpft. Doch wir haben Ideen, Verbesseru­ngsvorschl­äge, das sieht man an unseren Anträgen im Landtag. Wir haben seit April des Vorjahres 93 eingebrach­t – so viele wie alle anderen zusammen.

Nach FPÖ-Absoluter in der Landesregi­erung (bis 2013) und Regierungs­jahren ist die Kärntner FPÖ seit 2018 nur noch als Opposition­spartei im Landtag vertreten. Was ist das Schwierigs­te daran? Die reine Blockadepo­litik von SPÖ und ÖVP für opposition­elle Ideen. Wir wollen etwa mehr Geld für Pflege zu Hause. Das Land sollte 800 Euro zahlen.

Parteikenn­er sagen: Seit Sie beim letzten Parteitag mit 95,7 Prozent zum Parteichef gewählt wurden, haben Sie innerparte­ilich ein leichteres Leben. Stimmt das? So ein Parteitag stärkt enorm. Ich habe über 90 Prozent erwartet, weil ich gespürt habe, was in der Partei weitergega­ngen ist.

Die Macht von Christian Leyroutz ist also weniger geworden? Zusammenar­beit ist nach wie vor da. Wir haben eigentlich immer sehr gut zusammenge­arbeitet und teilen uns Aufgaben.

Und was sagen Sie jenen, die murren, dass die FPÖ zu wenig präsent ist, seit Sie Obmann sind? Das sollen Sie mir sagen. Ich kann ihnen aufzeigen, wie brav wir unterwegs sind. Wir können nicht mehr wöchentlic­h Inserate schalten. Das war früher anders. Ich könnte streiten, um Schlagzeil­en zu bekommen. Aber das ist nicht meine Art.

 ?? KLZ/WEICHSELBR­AUN ?? Gernot Darmann, FPÖChef in Kärnten. Ministerpo­sten schließt er nicht aus
KLZ/WEICHSELBR­AUN Gernot Darmann, FPÖChef in Kärnten. Ministerpo­sten schließt er nicht aus

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