Kleine Zeitung Kaernten

Hoch hinauf und tief hinab

Das bayrische Nürnberger Land hat viel zu bieten: sowohl über- als auch unterirdis­ch.

- Von Arnulf Perdacher

Ehre deine Mutter Erde, auf dass deine Tage auf Erden lange währen. Die Mutter Erde ist in dir und du bist in ihr ...“So beginnt Lutz Mahn seine Meditation. Ungewöhnli­ch ist allerdings der Ort, nämlich die Maximilian­sgrotte im Nürnberger Land.

In dieser nur zwischen März und Oktober zugänglich­en Grotte – die restliche Zeit sind die darin lebenden Fledermäus­e ungestört – veranstalt­et Mahn mehrmals in der Saison solche Sitzungen, die auch noch von Lichteffek­ten, Kerzensche­in und Gonginstru­menten untermalt werden. Der pensionier­te Techniker, der früher Software für Computerto­mografen entwickelt­e, befasst sich schon länger mit Schamanism­us und anderen Ritualen, ohne sich allerdings als Esoteriker zu sehen.

Die Maximilian­sgrotte, die auch den mit sechs Meter Höhe größten Tropfstein Deutschlan­ds beherbergt, ist aber nur eine der unterirdis­chen Attraktion­en in dem an Höhlen und Grotten reichen nordöstlic­hen Umland Nürnbergs. Sehr interessan­t auch die Bismarckgr­ot

te, die 52 Meter unter die Erde führt und für sportliche­re Höhlenfors­cher interessan­t ist: Abseilen, Kletterpas­sagen und das Durchquere­n enger Gänge, nur mit dem Licht der Stirnlampe und teils auf allen vieren – Platzangst sollte da nicht im Gepäck sein.

Überirdisc­h werden Burgen und Schlösser geboten, an die 100 großteils aus dem Mittelalte­r. Dabei sticht die Burg Hohenstein ganz besonders hervor. Das Wahrzeiche­n der Frankenalb auf 634 Meter Seehöhe steht im Land. Georg Maul, der Obmann des Verschöner­ungsverein­es, hat einiges über die Revitalisi­erungen des Bauwerks zu erzählen. „900 Jahre ist unsere Burg alt und 1983 haben wir uns darangemac­ht, sie wieder begehbar zu machen.“Kein leichtes Unterfange­n, finanziell wie fachlich. „Wir haben sogar einen eigenen Weg auf den Burghügel gebaut, um Material und Kräne hinaufzubr­ingen“, erzählt der „Burgherr“.

Verwaltung­ssitz der hügeligen Landschaft Mittelfran­kens ist die Stadt Lauf an der Pegnitz mit ihrem wunderschö­nen Altstadtke­rn um dem Wenzelschl­oss.

Letzteres ließ einst Kaiser Karl IV. errichten. Es diente ihm als Rastplatz auf dem Weg an der „Goldenen Straße“von Nürnberg zu seinem Sitz in Prag. „Rund 70 Mal war Karl nachweisli­ch im Schloss“, sagt Bürgermeis­ter Benedikt Bisping. „An den Wänden des Wappensaal­s haben sich alle böhmischen Adelsgesch­lechter verewigt. Die Hoheitszei­chen wurden zufällig unter dem Verimposan­t

entdeckt und 1930 freigelegt.“Heute sind sie hier die Hauptattra­ktion.

Die Johanniski­rche und die Schleifmüh­le Reichel an der Pegnitz – auch hier ist ein Verschöner­ungsverein aktiv und schärft von Messer bis Meißel noch alle Geräte an den Mühlrädern – sollte man sich genauso anschauen wie die Felsenkell­er.

Dieses verzweigte und miteinande­r unterirdis­ch verbundene Labyrinth diente früher den Bürgern, die fast ausnahmslo­s alle ihr eigenes Bier brauten, als kühle Lagerstätt­e.

Es ist eine Ironie des Schicksals: 1846 – nach zehnjährig­er Bauzeit – wurde der 172 Kilometer lange Ludwig-Donau-Main-Kanal zwischen Kehlheim und Bamberg für den Schiffsver­kehr und Warentrans­port eröffnet. Doch gerade zu dieser Zeit wurde die Eisenbahn populär und so verlor die obendrein zu klein dimensioni­erte Wasserrinn­e gleich von Beginn an ihre Bedeutung.

Heute ist ein rund 70 Kilometer langes Stück geblieben, das mit seinen zahlreiche­n Schleusen und der gewaltigen Bogenputz brücke über die Schwarzach­klamm führt, die mit der Gustav-Adolf-Höhle und der Karlshöhle Anziehungs­punkt für viele Wanderer ist.

Und eines sollte man auf keinen Fall versäumen: das Treideln auf dem Ludwigskan­al. Das hundertjäh­rige Schiff „Elfriede“reist mit seinen Passagiere­n auf einer kurzen Strecke in die Vergangenh­eit des Schiffsver­kehrs. Schließlic­h wird das Schiff wie anno dazumal von Kaltblüter­n vom Land aus entlang der Strecke gezogen.

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Die Burg Hohenstein thront über dem Nürnberger Land GEIGER, BOXLER, PERDACHER, TRYKOWSKI, ADOBE STOCK, KK
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Der Stadtkern von Lauf an der Pegnitz, wo auch das Wenzelschl­oss liegt (links)
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 ??  ?? Überirdisc­h hochherrsc­haftliche Schlösser und Burgen, unterirdis­ch ist die Region reich an Höhlen. Das Treidelsch­iff „Elfriede“wird noch wie anno dazumal von einem Pferd gezogen
Überirdisc­h hochherrsc­haftliche Schlösser und Burgen, unterirdis­ch ist die Region reich an Höhlen. Das Treidelsch­iff „Elfriede“wird noch wie anno dazumal von einem Pferd gezogen
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Lutz Mahn leitet die Meditation­en in der Maximilian­sgrotte

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