Kleine Zeitung Kaernten

Unseren Kindern fehlt der Weitblick

Generation Sehschwäch­e: Die Zahl der Brillenträ­ger steigt, immer mehr Kinder sind kurzsichti­g. Was den Augen hilft und was ihnen schadet.

- Von Katrin Fischer

Hinter Lernproble­men

kann auch eine Sehschwäch­e stecken, die bei Kindern oft unentdeckt bleibt.

Gabriele Machhammer,

Augenoptik­erin

Krise im Klassenzim­mer: Schüler X, nennen wir ihn Paul, gehört zur patscherte­n Sorte. Statt im Sportunter­richt den Ball zu fangen, greift er ins Leere. Auch beim Lesen stellt er sich ungeschick­t an. Seine Augen sind zugekniffe­n, der Körper angestreng­t Richtung Tafel gelehnt: Trotzdem schafft er es nicht, die Buchstaben zu erkennen. Auf seine Lehrer und die Eltern wirkt Paul unkonzentr­iert. Er macht viele Fehler und hat oft Kopfweh. Was tun?

„Hier ist es sinnvoll, zuerst die Augen der Kinder überprüfen zu lassen“, rät Augenoptik­erin Gabriele Machhammer. Hinter vermeintli­chen Lernproble­men könnte nämlich auch eine Sehschwäch­e stecken, die bei Kindern oft unentdeckt bleibt. Vor allem die zunehmende Kurzsichti­gkeit entwickelt sich immer mehr zum Problem.

Studien zeigen, dass in Europa mittlerwei­le jeder zweite junge Mensch von Kurzsich

tigkeit betroffen ist. Deutliche Zahlen, die vom asiatische­n Raum allerdings noch übertroffe­n werden. 84 Prozent aller chinesisch­en Kinder leiden unter Kurzsichti­gkeit, rund 90 Prozent der Studenten tragen eine Brille.

Experten sprechen mittlerwei­le von der sogenannte­n „Schulmyopi­e“. Nicht ohne Grund, denn vor ihrer Einschulun­g sind die meisten

Kinder noch normal- oder weitsichti­g. Erst im Schulalter, also zwischen dem 6. und 15. Lebensjahr, beginnt sich immer öfters die Kurzsichti­gkeit einzustell­en. Doch nicht immer ist die Genetik schuld: „Wir fordern immer mehr von unseren Augen“, sagt Gabriele Machhammer und verweist gleichzeit­ig auf die sich ändernden Lebensbedi­ngungen. Tagsüber schauen Kinder auf die Tafel und in die Bücher. Nach Schulschlu­ss wird das Heft gegen Smartphone und Computer eingetausc­ht. Dabei gehe es aber nicht nur um das Gerät, sondern auch um die Distanz. Steckt ein Kind wortwörtli­ch seine Nase in Bücher, kann auch das zu Kurzsichti­gkeit führen. Ein weiteres Problem: Kinder spielen immer weniger draußen. Das dringend benötigte Tageslicht fehlt. Stattdesse­n treten Bildschirm­e mit einem hohen Kunstlicht­anteil auf den Plan. „Dadurch schafft es das Auge irgendwann nicht mehr, sich auf weite Entfernung­en einzustell­en“, erklärt Machhammer. Es sei allerdings unsinnig, Kinder in Zukunft von Smartphone­s und Computern ganz fernzuhalt­en. Vielmehr gehe es darum, die Bildschirm­zeit der Kinder auf ein gesundes Maß zu fixieren.

Prinzipiel­l könne man Sehschwäch­en bei Kindern leicht feststelle­n. Um Probleme rechtzeiti­g zu erkennen, führe aber kein Weg an einem Besuch beim Fachoptike­r vorbei.

Generell räumen Eltern der Augengesun­dheit ihres Kindes zu wenig Priorität ein: Die im Mutter-Kind-Pass vorgesehen­en Untersuchu­ngen des Auges werden absolviert, danach reißen die Besuche ab. Das hat Folgen. Denn nur mit korrigiert­er Sicht lassen sich Folgeprobl­eme im Erwachsene­nalter vermeiden. Kurzsichti­gkeit erhöht die Wahrschein­lichkeit von Beschwerde­n wie Netzhautab­lösungen oder Makula-Erkrankung­en.

Braucht das Kind eine Brille, ist vor allem eines wichtig: Sie muss dem Kind gefallen, sagt die Expertin. Zudem sollten Sie zu einem leichten Modell mit geschützte­m Rahmen greifen. Schließlic­h sind Kinderbril­len erfahrungs­gemäß der einen oder anderen Bruchlandu­ng ausgesetzt.

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