Generation Sehschwäche
Vorarlbergerin zweigte 2,9 Millionen Euro von Gemeindeinformatik ab. Das meiste Geld gab sie für ihre Kaufsucht und ihre Eltern aus.
Dem Nachwuchs fehlt der Weitblick, jedes zweite Kind ist kurzsichtig:
wie Bildschirme junge Augen schwächen.
Mehr als 22 Jahre lang betrog sie ihren Arbeitgeber: Eine 64-jährige ehemalige Angestellte wurde gestern am Landesgericht Feldkirch zu sechs Jahren Haft verurteilt. Sie hatte 2,93 Millionen Euro vom Konto der Gemeindeinformatik GmbH in Dornbirn abgezweigt. Die Firma liefert Vorarlbergs Gemeinden Leistungen und Produkte im ITBereich. Die 64-Jährige arbeitete in der Buchhaltung. Sie schaffte es, rund 700.000 Euro in bar vom Firmenkonto abzuheben. 2,2 Millionen Euro überwies sie sich per Online-Banking auf ihr Konto. Aufgeflogen sind die Machenschaften der Frau erst durch einen Hinweis einer Bank an das Landeskrimi
nalamt. Die Angeklagte gestand alles. Ihr Verhalten tue ihr unglaublich leid, sie schäme sich, sagte die Angeklagte vor Gericht. Die Frau rechtfertigte sich damit, dass sie einerseits ihre verschuldeten Eltern unterstützen wollte – dafür habe sie 1,4 der 2,9 Millionen verwendet. Andererseits bezeichnete sich die Angeklagte als kaufsüchtig und berichtete von depressiven Phasen.
Der Verlockung habe sie nicht widerstehen können, weil es keine Kontrolle gab, erklärte sie. Seitens der Gemeindeinformatik GmbH wurde allerdings stets betont, dass die 64-Jährige „mit hoher krimineller Energie ein trickreiches System einer Scheinbuchhaltung geschaffen“habe.
Der Schöffensenat verhängte schließlich die sechsjährige Haftstrafe über die Frau. Zudem muss sie den angerichteten Schaden wieder gutmachen. Richterin Sonja Nachbaur sprach von einem Urteil, das abschrecken solle. Sowohl Staatsanwalt als auch Verteidiger meldeten Berufung an. Über die 64-Jährige wurde noch im Gerichtssaal die Untersuchungshaft verhängt; sie wurde in die Justizanstalt abgeführt. Die Richterin sah eine Fluchtgefahr – der 64-Jährigen sei anzumerken, dass sie nicht mit einer so hohen Strafe gerechnet habe und es sei nicht auszuschließen, dass sie noch über Geld verfüge.