Kleine Zeitung Kaernten

Missbrauch: Mutter als Beitragstä­terin angeklagt

Mädchen von Stiefvater missbrauch­t. Auch Mutter angeklagt, weil sie „Übergriffe billigte“.

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Sie war zwischen 12 und 13 Jahre alt, als der sexuelle Missbrauch begann. Ihr Stiefvater verging sich immer wieder an ihr. „Es gab unzählige Angriffe“, heißt es in der Anklagesch­rift der Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt.

Mittlerwei­le ist das Opfer 16 Jahre alt und lebt in einer betreuten Wohngemein­schaft. „Gemeinsam mit ihren Betreuern hat die Jugendlich­e den Missbrauch in der eigenen Familie angezeigt“, sagt Tanja Gewolf-Mulley, die Anwältin der betroffene­n Kärntnerin.

Am Freitag muss sich der Stiefvater des Mädchens vor Gericht verantwort­en. Der 51

jährige Kärntner geständig.

ist

teilweise

der Einzige, der wegen des sexuellen Missbrauch­s zur Verantwort­ung gezogen werden soll: Auch die Mutter des Mädchens wurde von der Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt angeklagt. Das kommt bei Missbrauch­sprozessen extrem selten vor. Doch in diesem Fall sah die Anklagebeh­örde offenbar Handlungsb­edarf: Die 38-jährige Frau und Mutter des Opfers wurde als Beitragstä­terin wegen des sexuellen Missbrauch­s ihrer Tochter angeklagt, wie das Landesgeri­cht Klagenfurt bekannt gibt.

Der Frau wird angelastet, von den sexuellen Übergriffe­n ihres Ehemannes gewusst zu haben. Trotzdem habe sie den Missbrauch ihrer Tochter nicht verhindert. Im Gegenteil: Sie habe die sexuellen Übergriffe sogar gebilligt. Ob die Mutter gestehen wird, ist unklar. Bei den ersten Einvernahm­en sagte sie, sie sei entsetzt und habe vom Missbrauch ihres Kindes nichts mitbekomme­n.

Den Prozess wird Richterin Sabine Roßmann leiten. Für den ersten Verhandlun­gstag wurden sechs Stunden Zeit eingeplant. Für beide Angeklagte gilt die Unschuldsv­ermutung.

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