Wiedergeburt einer Herberge der Avantgarde
Zum 100. Geburtstag von Maria Lassnig präsentiert sich das Klagenfurter Atelier der Malerin runderneuert und mit einer kleinen Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit.
Am kommenden Sonntag würde Maria Lassnig ihren 100. Geburtstag feiern. Um dieses Jubiläum angemessen zu begehen, lädt die Stadt Klagenfurt am 7. und 8. September zu Tagen der offenen Tür in die Klostergasse 1. Hier – nahe dem Heiliggeistplatz – hatte die junge Malerin nach Abschluss ihres Studiums an der Wiener Kunstakademie ihr erstes Atelier und hier empfing sie zwischen 1945 und 1951 zahlreiche Vertreter der Nachkriegsavantgarde, darunter Dichter wie Michael Guttenbrunner, der seinen 100. Geburtstag einen Tag vor Maria Lassnig feiern könnte, oder bildende Künstler wie Arnold Wande und Arnold Clementschitsch. So mancher kam als Freund und ging als Liebhaber, wie das Beispiel von Arnulf Rainer zeigt – dem gemeinsam mit
Lassnig eine große Ausstellung im Museum Moderner Kunst Kärnten gewidmet ist. Heute gibt es die letzte Chance, diese zu sehen.
Turbulent wie das Leben der 2014 verstorbenen Künstlerin war auch das Schicksal ihres Klagenfurter Ateliers, das beinahe der Abrissbirne zum Opfer gefallen wäre. „Nach 30 Jahren des Zweifelns und Abwägens“sei bereits die Entscheidung zugunsten des Abbruchs gefallen gewesen, erinnert sich Hausbesitzerin Maria Nicolini. Doch als die Arbeiten beginnen sollten, sei plötzlich das Wort „Metallcontainer“gefallen und habe alles schlagartig verändert, so die pensionierte Universitätsprofessorin: „Der Dachstuhl des Ateliers, ein Eisenkunstwerk des Jugendstils, unter welchem Maria Lassnig gearbeitet hat, sollte in den Container. Ein Ort der Künste und ein Kulturgut wären für immer verloren.“Wider jegliche ökonomische Vernunft wurde neu geplant und das Atelier mit ausschließlich eigenen finanziellen Mitteln für die Nachwelt gerettet.
Heute erstrahlt das Haus im alten Glanz. Ob es auch künftig Kunstinteressierten offensteht, ist noch unklar. An der Besitzerin würde es nicht scheitern, wie diese klarstellt: „Das Atelierhaus ließe sich vielfältig nützen: als Ort der Begegnung mit Menschen, mit den Künsten, mit Wissenschaften, mit drängenden Fragen der Zeit.“