Im Kreis der singenden Bäume
Manfred Bockelmann schuf aus Fichtenstämmen einen Kultplatz, der zudem mit einem Soundtrack überrascht.
Seit 25 Jahren besteht und wächst der Skulpturenpark der Holzbaufirma Gasser in Ludmannsdorf. Er ist gleichsam das Scharnier, über welches Wirtschaft mit Kunst in eine kreative Beziehung gebracht wird. Mit Nachhaltigkeit, die auch exquisiten Ansprüchen gerecht wird.
Heuer hat das mit Kunstwerken bestückte Gelände um das Betriebsbüro eine Erweiterung erfahren, die einerseits direkten Bezug nimmt zur Be- und Verarbeitung von Holz, andererseits dem Kulturraum Kärnten als Schnittpunkt dreier Kulturen Referenz erweist. Ingrid Gasser, Initiatorin der Kulturwerkstatt, hat Manfred Bockelmann eingeladen, eine entsprechende Arbeit für den Skulpturenpark zu kreieren. Ihm kam das Naheliegende zupass: Bäume. Bockelmann erfasst sie in einer praktischen Einstufung als Baumaterial, das seit Jahrtausenden verwendet wird und – da Bäume
nicht in den Himmel wachsen – der Architektur Vorgaben macht, welche das menschliche Maß im Lot halten.
und Ausdruck in Bockelmanns wohlproportionierter Installation. Zum anderen weiß der Künstler aus den antiken Mythen über Bäume, dass Bäume laufen, sprechen, fliegen und selbstverständlich auch singen können. Daraus entstand die Arbeit „Singende Bäume“. Vier Meter hohe geschälte Fichtenstämme stecken einen Kreis ab, der suggeriert, ein Kultplatz zu sein. Oder eine Freiluftarena, begrenzt von acht Bloch aus Fichte. Das fügt sich optisch harmonisch und in sich stimmig in die Gesamtanlage des Parks ein und bringt zudem auch akustische Sinnlichkeit ein.
Die mächtigen, rohen Rundhölzer bergen nämlich ein Geheimnis. Nicht nur, dass sie bei Dunkelheit aus ihrem Inneren heraus mildes Licht verströmen, sie überraschen auch mit einem Soundtrack. Besonders eindrucksvoll zu hören in der Kreismitte. Manfred Bockelmann hat mit Edgar Unterkirchner ein Klangkonzept erarbeitet, das Lautsprecher in den Blochen wiedergeben. Es ist eine Collage aus Vogelgezwitscher, Motorsägenlärm, Krachen eines im Fallen begriffenen Baumes, kantablen Melodiebögen, Rhythmen und Volksliedern. So wird künstlerisch-ästhetisch das ausgedrückt, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen nicht möglich ist.
Im Bürohaus zeigt Bockelmann Zeichnungen, Malereien und Fotografien, die sich mit dem Thema Baum, Wurzel, Blätter befassen.