„Wollige“Decken.
Beim Glocknerlammfest am 7. und 8. September geht es nicht nur um kulinarische Qualität, auch die Wolle der Glockner-Schafe ist vielseitig.
Silvia Göritzer stellt aus der Wolle der Glockner-Schafe hochwertige Produkte her.
Mit lautem Getöse setzen sich die zwei schweren Eisenrechen in Bewegung und schupfen die feinen Wollfetzen durch 2000 Liter eiskaltes Quellwasser in einem grünen Ungetüm von Waschtrommel. „Da wird jetzt die Wolle von scheckigen Schafen gewaschen“, kämpft Silvia Göritzer stimmlich gegen das
durchdringende „Ta-tack, Tatack“der überdimensionalen Waschmaschine an und deutet auf einen Berg prall gefüllter Tuchentbezüge neben der Anlage: „Darin bringen uns die Schafbauern ihre sortierte Wolle“, erklärt die Obfrau des Regionalvereins Großglockner. Plastiksäcke sind verpönt: „Darin schwitzt die Wolle.“
„Die Wolle – bis zu 40 Kilogramm pro Waschgang – wird nur in Quellwasser, Schmierseife und Soda ein, zwei Tage eingeweicht und dann gespült, damit das hochwertige Lanolin erhalten bleibt und seine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten kann. Nach dem Waschen wird die Wolle geschleudert und luftgetrocknet“, sagt Göritzer, die seit Jahren mit Mölltaler und Osttiroler Schafbauern zusammenarbeitet. „Immer öfter bekommen wir auch Wolle von Lama- und Alpakazüchtern. Denn wir kaufen ihnen nicht nur Material zur Verarbeitung ab, viele Züchter möchten explizit aus Wolle ihrer Tiere Decken oder Polster haben. Wir garantieren das“, sagt Göritzer. Es können nämlich schon Partien ab fünf Kilo gereinigt und danach kardiert werden. „Beim Kartatschen, wie wir sagen, wird aus der losen Wolle ein Vlies als Grundlage für die
schildert Göritzer. Filzpatschen, Wollsocken, Taschen, Strickwaren, Teppiche, Wollknäuel und liebevoll gefertigte Dekoartikel aus Wolle verkauft der Verein in der Handwerksstube im Schmutzerhaus in Mörtschach.
Besonders gefragt sind Schafwollbettdecken, Pölster und Unterbetten in mehreren Größen. 2018 hat der Verein etwa 1400 Kilogramm Wolle verarbeitet. Ein Schaf gibt laut Göritzer bei der Schur insgesamt circa zwei Kilo Rohwolle her, für die Decken wird allerdings nur die reine Rückenpartie verwendet, wobei die Wolle nach dem Sommer auf der Alm besonders fein ist. „In einer Standard-Bettdecke stecken rund 1,7 Kilo Wolle, auf Wunsch des Kunden auch mehr oder weniger, wir haben auch schon Kräuter oder Zirbenspäne eingestreut. Die Standard-Decke ist fürs ganze Jahr geeignet, denn Schafwolle ist temperaturausgleichend. Sie wärmt im Winter und kühlt im Sommer“, sagt Göritzer.
Die perfekte Füllmenge wurde erst ausgetüftelt: „Unsere erste Decke hatte fünf Kilo“, schmunzelt Schwiegermutter Margaretha, die das Deckenmachen Ende der 1980er-Jahre in Kursen erlernte. „Die Bauern haben die Wolle damals weggeworfen, weil sie sie nicht verwerten konnten. Da entstand die Idee, Decken zu fertigen“, erzählt sie und zieht mit ihrer Schwiegertochter ein „Inlet“, einen Baumwollstoff, den die Mölltalerinnen aus Vorarlberg beziehen, auf dem langen Tisch Marke Eigenbau zurecht, sodass es genau ins aufgezeichneHandarbeiten“, te Maß passt. Darauf kommt das feine Vlies in vier Schichten, bevor die Stoffbahn darüber geklappt wird. Mit flinken Fingern – Ergebnis langjähriger gemeinsamer Übung – stecken die Frauen die Decke mit Nadeln fest und Margaretha Göritzer startet die kompressorbetriebene Nähmaschine: „Die Decke wird abgesteppt, damit das Vlies nicht verrutscht.“
Zehn Jahre sorgt die Wolle der Glockner-Schafe so für angenehmen Schlaf. „So lange hält die Decke leicht, wenn man sie richtig behandelt“, mahnt Silvia Göritzer. Waschen ist tabu! „Dann verfilzt die Wolle. Die Decke am besten bei Morgentau draußen aufgehängen. Dann bekommt sie wieder Volumen.“Beim Glocknerlammfest in Heiligenblut ist der Verein übrigens mit einem Stand vertreten.