Ein trauriger erster Sieg
Richtig freuen konnte sich Ferrari-Pilot Charles Leclerc nicht über seinen ersten Sieg in der Formel 1. Den Erfolg widmete er seinem am Tag zuvor tödlich verunglückten Freund Anthoine Hubert.
Er feierte seinen ersten Sieg in der Formel 1, für Ferrari war es der erste in der Saison 2019 – aber die Freude bei Charles Leclerc war sehr gedämpft. Als er sich nach der Zieldurchfahrt bei seinem Team bedankte, klang die Stimme fast tränenerstickt: „Es fühlt sich gut an, aber es ist halt sehr schwer, sich an so einem Wochenende überhaupt zu freuen.“Der Schatten des tödlichen Unfalls von Formel-2-Pilot Anthoine Hubert am Samstag lag über dem Grand Prix. Eine Schweigeminute in der Startaufstellung, an der auch die Mutter und der Bruder des Verunglückten teilnahmen, schwarze Armbinden bei den meisten Teams und Fahrern, Gedenk-Aufkleber auf sehr vielen Autos, kein Champagnerspritzen bei der Siegerehrung – bei der Leclerc in den Himmel zeigte, wie schon nach dem Aussteigen aus dem Auto.
„Auf der einen Seite ist ein Traum für mich wahr geworden, auf der anderen Seite war es seit gestern ein sehr schwieriges Wochenende für uns alle. Wir haben in erster Linie einen Freund verloren“, sagte der Monegasse, „ich bin mit Anthoine zusammen groß geworden und ich möchte ihm diesen Sieg widmen.“Hubert war einer der „Vier Musketiere“gewesen, wie sie in Frankreich genannt
wurden, neben Leclerc, Pierre Gasly und Esteban Ocon.
Auf der Strecke hatte der 21-Jährige, der in den vergangenen Jahren schon den tödlichen Unfall seines Freundes Jules Bianchi und den plötzlichen Herztod seines Vaters 2017 verkraften musste, die Ereignisse des Vortags ausblenden können. Wie schon im Qualifying lieferte er eine starke Leistung ab, „aber es ist nicht einfach, dann mit dem gleichen Speed durch diese Kurve zu fahren“. Der Monegasse übernahm vom Start weg die Führung, Sebastian Vettel konnte nicht mithalten, geriet in die Fänge von Lewis Hamilton. Weshalb Ferrari den viermaligen Weltmeister sehr früh zum ersten Boxenstopp hereinholte. Doch die Rechnung ging nicht auf. Vettels Reifen gaben zu früh deutlich nach. Nicht nur, dass er Leclerc auf Teambefehl wieder vorbeilassen musste, auch gegen den heranstürmenden Hamilton kämpfte er bald mit stumpfen Waffen. Hamilton kam auf unter eine Sekunde an Leclerc heran. „Ich habe alles versucht, aber ich hätte wahrscheinlich noch eine Runde mehr gebraucht. Aber ich gönne es Charles.“
Eine große Enttäuschung erlebte Max Verstappen samt seinen an die 30.000 holländischen Fans. Der Red-Bull-Pilot war schon nach wenigen hundert Metern draußen. Nach nicht optimalem Start war er sich in der ersten Kurve mit Kimi Räikkönen ins Gehege gekommen, kurz danach steckte er in der Eau Rouge in den Reifenstapeln: „Bei der Kollision ist wohl etwas an der Aufhängung gebrochen“, analysierte Verstappen.