Todesflug gibt Rätsel auf
Was führte beim Flugtag in Wolfsberg zum Absturz von Segelflugzeug? Und warum konnte sich nur der Pilot, nicht aber seine Passagierin mit Fallschirm retten?
Wir sind alle betroffen und tief geschockt. Unser Mitgefühl gilt der Familie des Opfers. Peter Feldenczer, Obmann Luftfahrerverband Wolfsberg
Was geschah wirklich an Bord in den letzten Minuten vor dem Absturz eines Segelflugzeuges Sonntagabend in der Nähe des Flugplatzes St. Marein bei Wolfsberg? Gestern wurde das Wrack der zweisitzigen Maschine geborgen und zur genauen technischen Untersuchung abtransportiert. Die Leiche einer 62jährigen Frau, die im Cockpit gefangen beim Absturz ums Leben kam, wurde gerichtsmedizinisch obduziert. Vom Absturz kursiert auch ein Video in den sozialen Medien.
Noch nicht einvernommen werden konnte der 56-jährige Pilot der Maschine, der dem Notfallplan folgend in der Luft ausgestiegen und mit dem aktivierten Notfallschirm sicher und unverletzt gelandet war. Der Mann wurde von der Poli
zei einem Alko-Test unterzogen. „Dieser ergab null Promille“, sagt Waltraud Dullnigg, Pressesprecherin der Landespolizeidirektion. Zu Gerüchten, wonach der Pilot mittels Polizeihubschrauber gesucht werden musste, sagt Dullnigg: „Es ging um die Ortung des Mannes aus der Luft, der in einem Maisfeld gelandet war. Von einer gerüchteweise kolportierten „Flucht von der Unfallstelle“könne keine Rede sein.
Der Notausstieg aus dem Segelflugzeug erfolgt nach Angaben von Experten in drei Schritten. Mechanisch wird die Cockpithaube geöffnet und fliegt weg. Mit einem Ein-Hand-Griff werden die Hosenträger-Sicherheitsgurte geöffnet. Dann windet sich der Flugzeuginsasse mit einer Ganzkörper-Drehbewegung aus dem Sitz, beugt sich über den Cockpitrand und lässt sich in die Tiefe fallen. Gleichzeitig aktiviert er wieder mit nur einem Handgriff den Notfallschirm. Warum der Frau das nicht gelang, ist derzeit noch unklar.
Beim Kärntner Luftfahrerverband (KLV) Wolfsberg sitzt der Schock tief. „Wir sind tief betroffen. Unser Mitgefühl gilt der Familie“, sagt Obmann Peter Feldenczer. Jedes Jahr gehen die Flugsporttage mit Segelkunstflügen, Motorkunstflügen und Rundflügen über die Bühne. „Ich bin zwölf Jahre lang Obmann, noch nie ist etwas passiert. Das Unglück geschah beim letzten Flug an diesem Tag“, sagt Feldenczer. Selbst innerhalb der Kollegenschaft herrscht Rätselraten: „Wir verstehen das alles nicht“, sagt ein Flugkollege. Pilot Florian Mayer aus Nötsch spricht von einem „großen Wunder“, dass der Pilot überlebt habe, „da es sehr eng im Cockpit ist und man kaum Zeit zum Reagieren hat“.