Die Voestalpine stellt sich auf Milliardeninvestitionen ein, um den CO2-Ausstoß zu senken. Gleichzeitig müsse grüner Strom billiger werden.
Gleich vorweg: Als Montagabend ÖVP-Chef Sebastian Kurz im ORF-Sommergespräch zum Besten gegeben hatte, Maßnahmen wie eine CO2-Steuer könnten die Voestalpine zum Abwandern etwa nach Polen bringen, hatte das keinerlei realen Hintergrund. Solche Pläne habe es nie gegeben, stellt der neue Konzernchef Herbert Eibensteiner klar.
Auch dass das wichtigste Forschungsprojekt der Voestalpine, Wasserstoff statt Kohle bei der Stahlproduktion einzusetzen, immer wieder als das Zukunftsmodell schlechthin dargestellt wird, relativiert Eibensteiner. Mit einem industriellen Einsatz im großen Stil rechnet er nicht vor 2035. „Es wird Zwischenlösungen geben müssen“, sagt er. Diese basieren auf Elektroschmelzen, deshalb richtet der VoestalpineChef eine klare Forderung an die Politik: „Wir müssen wegkommen von der Fantasie, dass Strom aus Erneuerbaren immer teurer wird. Sie muss billiger werden.“Grüner Strom sei
der wichtigste Schlüssel für den Klimaschutz. „Der muss in ausreichender Menge über ausreichend starke Netze zur Verfügung stehen“, so Eibensteiner.
die Voestalpine, dessen Geschäftsmodell bereits zu zwei Dritteln auf der Weiterverarbeitung ihrer Spezialstähle basiert, zehn Prozent der österreichischen Kohlendioxid-Emissionen. Die schrittweisen Umstellungen, für die der Konzern verschiedene Szenarien verfolgt, werden mehrere Milliarden Euro kosten. Im Vergleich zu den 2,3 Milliarden Euro, die die Voestalpine in den vergangenen zehn Jahren für Umweltmaßnahmen ausgegeben hat, dürfte bis 2025 deutlich mehr Geld fließen. Eibensteiner: „Eine Verdoppelung wird nicht ausreichen.“Details nennt er nicht.
Für CO2-Zertifikate zahlt die Voestalpine aktuell 100 Millionen Euro im Jahr – Tendenz steigend. Von der künftigen Regierung erwartet Eibensteiner, dass dieses Geld nicht mehr einfach im Staatsbudget aufgeht, sondern zweckgebunden an die Industrie zurückfließt. Zudem fordert er eine Strompreis-Kompensation. „Elf europäische Staaten haben diese. 2021 kommen Polen und Tschechien dazu“, macht sich der seit Juli amtierende Voestalpine-Chef für eine Refundierung stark. Sie könne zwischen 20 und 40 Millionen Euro liegen. Ein schlechter CO2-Fußabdruck von Importprodukten sollte über „Border adjustments“bepreist werden.
Eibensteiner fährt einen strikten Kurs: Nach vielen Boomjahren leidet der 52.000Mitarbeiter-Konzern in einigen Sparten unter Zollkonflikten und Konjunkturrückgang. Er kürzte das zwei MilliardenInvestitionsbudget um 100 Millionen Euro. Zudem soll ein Effizienzprogramm künftig 100 Millionen Euro Einsparungen pro Jahr bringen – ohne Stellenabbau.