Die MidlifeCrisis als Chance
Die Ars Electronica ist 40: Das MedienkunstFestival wagt ab morgen wieder Neues und lässt Mahlers unvollendete Symphonie fortsetzen.
Linz war damals, 1979, eine dreckige Industriestadt“, erinnert sich Christine Schöpf, Co-Direktorin der Ars Electronica, an das erste Festival in der Stahlstadt, die zu dieser Zeit kulturell brachlag. Die Ars Electronica hat viel gewagt, noch mehr gewonnen und Linz wachgeküsst. Zum Beispiel, als die Stadt 1979 ihre Radiogeräte in die Fenster stellte und so die erste „Klangwolke“entstand. Es folgten Stahlopern, wegweisende Kunstprojekte im Donaupark, die Installation des PrixArs-Wettbewerbs, die Gründung des Futurelabs, das ArsElectronica-Center, das nun mit einer neuen Schau aufwartet.
Ab morgen wird gefeiert – an zehn Standorten und so aufwendig wie noch nie. Mit einem Rückblick im Lentos-Museum, mit Medienkunst-Schauen in der Postcity, im Mariendom oder im Salzamt. Und während das andere Institutionen wohl selbstbeweihräuchernd zelebrieren würden, hebt die Ars Electronica den Begriff Krise in den Titel ihres Jahresmottos „Out of the Box – die MidlifeCrisis der digitalen Revolution“.
Hinterfragt wird seit jeher nicht die Technologie, sondern ihre Folgen für den Menschen und für die Gesellschaft.
Die Ausstellung
„Human Limitations – Limited Humanity“im Festivalzentrum der Postcity wirft auch die Frage auf, welchen Platz das Menschliche in Zeiten des Digitalen und der künstlichen Intelligenz hat. Denn: „Die Frage ist nicht, was Maschinen können oder können werden, sondern, was wir damit tun“, sagt der künstlerische Leiter Gerfried Stocker.
Einer der Höhepunkte heuer verspricht die Konzertnacht am Freitag in der Postcity zu werden. Dort spielt das Bruckner Orchester Gustav Mahlers zehnte, unvollendete Sinfonie – und das künstliche neuronale Netzwerk MuseNet hat auf Basis des Bratschen-Motivs die Passagen erweitert. Klassische Musik und künstliche Intelligenz in einem Konzertraum. Und: Die Bruckner-Orgel im Stift St. Florian wird sowohl von Organisten als auch dem Computer bespielt. In diesem Sinne: „Out of the Box“. Also: Raus aus der Komfortzone und auf nach Linz!